Reminder: Planstädte zur Zeit der Aufklärung - Planned Communities in the Age of Enlightenment

Reminder: Planstädte zur Zeit der Aufklärung - Planned Communities in the Age of Enlightenment

Veranstalter
Ulrich Hofmeister / Kerstin Jobst, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universtität Wien
Veranstaltungsort
Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
26.10.2017 - 28.10.2017
Deadline
04.06.2017
Website
Von
Ulrich Hofmeister

English version below

Konferenz: „Planstädte zur Zeit der Aufklärung“

Stadtgründungen sind seit jeher ein zentrales Element der staatlichen Inbesitznahme und Durchdringung entlegener Regionen. Gerade im späten 17. und im 18. Jahrhundert wurden in ganz Europa wie auch in überseeischen Kolonien Städte am Reißbrett entworfen, die der Erschließung neu eroberter, weit entfernter oder dünn besiedelter Gebiete dienen sollten. Teilweise aufbauend auf bestehenden Ortschaften und Festungen, teilweise auf der grünen Wiese, mitten im Wald oder auch in Sumpfgebieten wurden Städte planmäßig angelegt oder ausgebaut, um die umliegenden Regionen zu besiedeln, administrativ zu erschließen, militärisch abzusichern und wirtschaftlich in Wert zu setzen. Prominente Beispiele solcher planmäßiger Stadtgründungen sind St. Petersburg und Odessa im Zarenreich, Novi Sad in der Habsburgermonarchie oder auch Washington, D.C. in den jungen Vereinigten Staaten.
Die zeittypische Überzeugung, gesellschaftliche Entwicklungen berechnen und planen zu können, manifestierte sich nicht nur in der geometrischen Anlage von Straßen und Plätzen solcher Städte, sondern auch in der Einrichtung von öffentlichen Gebäuden und Fürsorgeinstitutionen. Die hochfliegenden planerischen Intentionen kollidierten aber häufig mit der harschen Wirklichkeit mangelnder Ressourcen, renitenter Bewohner und Bewohnerinnen oder einer feindlich gesinnten Nachbarschaft.
Diese Konferenz widmet sich Städten, die im späten 17. und im 18. Jahrhundert innerhalb und außerhalb Europas planmäßig angelegt oder grundlegend umgestaltet wurden. Wir freuen uns auf theoretische Überlegungen ebenso wie auf Fallstudien schwerpunktmäßig, aber nicht ausschließlich zu folgenden Themen:
1. Funktionen: Von wem ging die Stadtgründung aus, wer verwaltete die Stadt, und welchen Zwecken sollte sie dienen? Wurde die Stadt als Festung oder Kriegshafen konzipiert, als Verwaltungszentrum für das Umland oder sollte sie vorrangig wirtschaftliche Zwecke erfüllen? In welchem Verhältnis standen derartige unterschiedliche Anforderungen zueinander und welchen Nutzungsansprüchen wurde Vorrang gewährt?
2. Planung und Bau: Spielten gouvernementale Konzepte, etwa des Kameralismus, bei der Konzeption der Stadt eine Rolle? Welche Infrastruktur war vorgesehen – also etwa Kirchen, Verwaltungsgebäude, oder Fürsorgeeinrichtungen? Wer entwarf die Pläne für die Stadt, und wer baute sie? Wurden internationale Experten herangezogen, etwa Architekten, Ingenieure und Baumeister? Wo wurden die Arbeitskräfte für den Bau rekrutiert, und wer finanzierte den Bau?
3. Deutung: In welche Traditionen wurde die Neugründung gestellt? Wurden bereits bestehende Siedlungen oder auch feindliche Festungen in die neue Stadt mit einbezogen? Wurde an jeweils „eigene“ Städtebautraditionen angeknüpft, oder wurden ausländische Städte als Vorbild genommen?
4. Bevölkerung: Inwiefern folgte die Besiedelung der Stadt einem Plan? Welche Maßnahmen wurden getroffen, um „geeignete“ Bewohner und Bewohnerinnen anzuwerben, welche Inklusions- und Exklusionsmechanismen kamen dabei zum Tragen? Welche Rolle spielten bereits länger ansässige Bevölkerungsgruppen im Umland? Welche Auswirkungen hatte die häufig multiethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in Stadt und Umland?
5. Entwicklung: Inwiefern entsprach die weitere Entwicklung der Stadt den ursprünglichen Intentionen ihrer Gründer oder Gründerinnen, und in welchem Maße konnten deren Pläne umgesetzt werden? Welche unerwarteten Herausforderungen machten eine Neukonzipierung der Stadt notwendig? Konnte sich die Stadt langfristig etablieren? Wurde sie gar zum Maßstab für spätere urbanistische Konzeptionen?

Bitte schicken Sie uns Ihre Abstracts (max. 500 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf bis 04. Juni 2017 (Achtung, die Deadline wurde verlängert!) an ulrich.hofmeister@univie.ac.at. Die Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Die Kosten für Anreise und Unterkunft können innerhalb eines beschränkten Budgets übernommen werden.

Planned Communities in the Age of Enlightenment

The foundation of towns and cities has always been a crucial element of the appropriation and penetration of remote regions by the state. Especially during the late 17th and the 18th centuries, towns were projected and built in Europe and its oversea colonies in order to make newly conquered, sparsely populated or distant regions accessible. Sometimes such towns were based on existing villages or fortresses; sometimes they were built from scratch in the open countryside, in the forests or in marsh districts. Generally, they were intended to enable settlement, administrative inclusion, military protection and economic exploitation of the surrounding regions. Well-known examples of such planned cities are St. Petersburg and Odessa in the Tsarist Empire, Novi Sad in the Habsburg monarchy, or Washington, D.C. in the United States.
Quintessentially for that age, it was believed that societal developments could be calculated, planned and controlled. So these towns were provided not only with geometrically arranged streets and squares but also with public buildings and institutions for social welfare. But the far-reaching intentions of the planners often collided with the harsh reality of limited resources, unruly subjects and ill-disposed neighbors.
This conference seeks to examine towns and cities which were founded or fundamentally rebuilt during the late 17th and the 18th centuries inside and outside of Europe. We are looking forward to theoretical considerations as well as case studies focusing especially, though not exclusively, on the following topics:
1) Functions: Who initiated the establishment of the town, who governed it and for what purposes? Was the town intended to serve as a fortress or naval port, as an administrative center for the surrounding area or should it mainly serve commercial interests? How were these different demands related to each other and which were given priority over the others?
2) Planning and building: Did concepts from the field of governmentality, as for example cameralism, play an important role in the establishment of the town? What infrastructure was to be provided — e.g., churches, administrative buildings and welfare institutions? Who drew the plans for the town, and who built it? Were international experts involved, as for example architects, engineers or master-builders? From where were the workers recruited, and who paid for the buildings?
3) Interpretation: Into which tradition was the newly founded town inscribed? Were pre-existing villages or enemy fortresses included? Did the town draw on local building traditions, or did it take foreign cities as a model?
4) Population: To what extent was the town populated according to a plan? Which measures were taken in order to attract ‘suitable’ inhabitants, and which mechanisms of inclusion and exclusion came into effect? What role did autochthone inhabitants of the surrounding region play? What effects did the often multiethnic composition of the population of the town and its surrounding region have?
5) Development: To what extent did the future development of the town reflect the initial intentions of its founders, and to what degree were their plans implemented? Which unexpected challenges necessitated a re-conception of the town? Was it able to establish itself in the long term? Did it become a role-model for later urbanistic conceptions?

Please send your proposals (max. 500 words) and short CVs by June 04 2017 to ulrich.hofmeister@univie.ac.at. Conference languages will be English and German. Limited expenses for travel and accommodation will be covered by the organizers.

Programm

Kontakt

Ulrich Hofmeister

Universität Wien, Institut für Osteuropäische Geschichte
Spitalgasse 2, Hof 3, A-1090 Wien

ulrich.hofmeister@univie.ac.at