Glaube und Geschlecht – Gender Reformation. Internationale und interdisziplinäre Tagung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Reformationsjubiläum 2017

Glaube und Geschlecht – Gender Reformation. Internationale und interdisziplinäre Tagung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Reformationsjubiläum 2017

Veranstalter
Frau Prof. Dr. Eva Labouvie, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften, Institut II: Gesellschaftswissenschaften, Bereich Geschichte, Lehrstuhl Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt Geschlechterforschung
Veranstaltungsort
Ort
Magdeburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.06.2017 - 01.07.2017
Deadline
15.06.2017
Website
Von
Stefanie Fabian

Die Reformation wurde durch das religiöse Engagement der Laien getragen, ein Aufbruch, der Frauen völlig neue Handlungsmöglichkeiten eröffnete und die Geschlechterordnung in den europäischen Ländern nachhaltig veränderte. Sie hat daher nicht nur einen einschneidenden Wandel durch die erstmalige Möglichkeit der Wahl zwischen Glaubensrichtungen bewirkt, sondern durch die Ehelehren Martin Luthers und weiterer Reformatoren die Rollen von Männern und Frauen, Müttern und Vätern sowie die Vorstellungen vom Zusammenleben der Geschlechter nachhaltig und bis in die Gegenwart geprägt. Geschlechterfragen und die Einbindung von Frauen bilden trotz der Ökumene bis heute – als letzte Bastion der einen, als liberales Aushängeschild der anderen Konfession – den immer wieder betonten Unterschied zwischen Katholizismus und Protestantismus.

Die interdisziplinäre wie internationale Tagung „Glaube und Geschlecht – Gender Reformation“ möchte sich mit diesem Grundlagenthema der Reformation vor allem unter der Perspektive der Wechselbeziehungen zwischen „Glaube und Geschlecht“ auseinander setzen. Sie betrachtet Bezüge, die erstmals von Frauen und Männern in der reformatorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts hergestellt und gelebt wurden und jenseits von Konfession und eigener Gläubigkeit bis heute ein Kulturgut der westlichen Welt darstellen. Dabei fragt sie sowohl nach den Anteilen von Männern und Frauen an Kirche und Religiosität als auch nach ihren durch die Religion begründeten oder bedingten Rollen, Räumen, Aufgaben und Lebenswegen, nach Gewinnen, Verlusten und nach Kontinuitätslinien bis in die heutige Gesellschaft.

Aus unterschiedlicher Perspektive wird sowohl nach brisanten und vieldiskutierten Entwicklungen, wie den aktuellen Überlegungen zur Einführung eines weiblichen Diakonats in der katholischen Kirche gefragt, als auch nach den Wechselwirkungen von Glaube und Geschlecht in weiteren Religionen wie dem Hinduismus, Buddhismus, Judentum und Islam. Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Vereinbarkeit vor allem nichtchristlicher mit den Gesellschafts- und Geschlechterordnungen christlich geprägter europäischer Länder dürfte vor dem Hintergrund der jüngsten Migrationsbewegungen zu den aktuellsten Fragen der Gegenwart zählen.

Programm

Glaube und Geschlecht – Gender Reformation.
Internationale und interdisziplinäre Tagung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Reformationsjubiläum 2017

Ort: Magdeburg
Zeit: 29.6.–1.7.2017

Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Eva Labouvie

Programm

Donnerstag, 29.6.2017
Auftaktveranstaltung
Ort: Kulturhistorisches Museum, Kaiser-Otto-Saal
Beginn: 17:00 Uhr

17:00 Uhr:

Begrüßung
Dr. Gabriele Köster, Direktorin der Magdeburger Museen

Begrüßung
Prof. Dr. Eva Labouvie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, FHW

Grußworte
Prof. Dr. Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Schirmherr der Tagung)

Grußworte
Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (Schirmherrin der Tagung), vertreten durch Propst Christoph Hackbeil

18:00 Uhr: Abendvortrag
Die Reformation und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen auf Frauen und Männer heute – Impulse aus der Vergangenheit für die Zukunft
Maria Jepsen, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck (1992-2010) i. R.

Freitag, 30.6.2017
Glaube und Geschlecht – Gender Reformation. Internationale und interdisziplinäre Tagung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Reformationsjubiläum 2017
Ort: Senatssaal der Universität Magdeburg, Universitätsplatz, Geb. 5
Beginn: 9:30 Uhr

Sektion I:
Reformation und Gender: Handlungsfelder, Geschlechterdiskurse und Ge-schlechterwahrnehmungen

9:30–9:40 Uhr
Begrüßung und Moderation
Prof. Dr. Eva Labouvie

9:40–10:30 Uhr
Einführung: Glaube und Geschlecht
Prof. Dr. Heide Wunder, Geschichtswissenschaft, Universität Kassel/Bad Nauheim

10:30–10:40 Uhr – Stehkaffee

Panel 1:
„Vor Gott ist weder Mann noch Weib“: Frauenhandeln in der Reformationszeit
Moderation: Prof. Dr. Anne Conrad

10:40–11:20 Uhr
Neue Handlungsspielräume durch neue Medien - Frauen verfassen Flugschriften für die Reformation
Dr. Dorothee Kommer, Pfarrerin, Haigerloch

11:20–12:00 Uhr
Katharina Kreutter, Ottilie Müntzer und andere Rebellinnen. Frauen auf radikalreformerischen Wegen
PD Dr. Marion Kobelt-Groch, Geschichtswissenschaft, Universität Hamburg

12:00–13:00 Uhr – Mittagspause

Panel 2:
Neue Geschlechterdiskurse, neue Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit
Moderation: Sr. PD Dr. Nicole Grochowina

13:00–13:40 Uhr
Von Ehelob und Zölibatsverbot, Priesterehen und kämpfenden Nonnen: Reformationsgeschichte als Geschlechtergeschichte.
Prof. Dr. Claudia Opitz-Belakhal, Geschichtswissenschaft, Universität Basel

13:40–14:20 Uhr
Die Ehe als geheiligte Gemeinschaft der Geschlechter. Luthers theologisches Eheverständnis
PD Dr. Christian Witt, Evangelische Theologie und Kirchengeschichte, Bergische Universität Wuppertal

14:20–14:40 Uhr – Stehkaffee

Moderation: PD Dr. Christian Witt

14:40–15:20 Uhr
Buben, Hausväter und neue Mönche. Reformatorische Männlichkeiten
Dr. Julia Schmidt-Funke, Geschichtswissenschaft, Universität Jena

15:20–16:00 Uhr
Das Problem der Rechtswidrigkeit in Luthers Testament zugunsten seiner Ehefrau Katharina
Prof. Dr. Heiner Lück, Bürgerliches Recht, Europäische, deutsche und sächsische Rechtsgeschichte, Universität Halle-Wittenberg

16:00–16:20 Uhr – Stehkaffee

16:20–17:00 Uhr
Luther und Geschlechtergeschichte
Prof. Dr. Lyndal Roper, Geschichtswissenschaft, Oriel College, Universität Oxford

Sektion II:
Folgen für die Alltagspraxis: Gelebte (Geschlechter-)Praktiken, Rollen, Räume, Ordnungen
Moderation: Dr. Mareike Fingerhut-Säck, Geschichtswissenschaft, Universität Magdeburg

17:00–17:40 Uhr
Das helle Licht der Wahrheit? Klosteraustritte und ihre Folgen für Frauen und Männer
Prof. Dr. Anne Conrad, Katholische Theologie, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

17:40–18:00 Uhr – Stehkaffee

18:00–18:40 Uhr
Geschlechterunordnung durch neue Lebensformen? Auffassungen von Weiblichkeit und Männlichkeit in der täuferischen Bewegung
Sr. PD Dr. Nicole Grochowina, Communität Christusbruderschaft Selbitz/ Geschichtswissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg

18:40–19:20 Uhr
Geistliche Priesterinnen und Priester, Männliche Jungfrauen... Genderdiskurs und Genderpraktiken im Pietismus
Prof. Dr. Ruth Albrecht, Kirchen- und Dogmengeschichte, Universität Hamburg

Samstag, 1.7.2017
Ort: Senatssaal der Universität Magdeburg, Universitätsplatz, Geb. 5
Beginn: 9:00 Uhr

Sektion III:
Glaube und Geschlecht im 20. und 21. Jahrhundert
Moderation: Prof. Dr. Marita Metz-Becker, Europäische Ethnologie/Kulturwissen-schaft, Universität Marburg

9:00–09:40 Uhr
Ämter für Frauen in der katholischen Kirche? Gender-Diskurse aus der Perspektive der systematischen Theologie
Prof. Dr. Margit Eckholt, Katholische Theologie, Universität Osnabrück

9:40–10:20 Uhr
Von der Pfarrgehilfin zur Bischöfin. Geschlechterrollenwandel und die
Ordination von Frauen in den evangelischen Kirchen
Dr. Cornelia Schlarb, Evangelische Theologie, Universität Göttingen

10:20–10:40 – Stehkaffee
10:40–11:20 Uhr
Geschlechtsidentitäten und Lebensformen: Evangelische Kontroversen
Prof. Dr. Andrea Bieler, Praktische Theologie, Universität Basel

Moderation: Prof. Dr. Cornelie Usborne, Geschichtswissenschaft, Universität Roehampton, London

11:20–12:00
Religionen und Geschlecht. Bilder, Rollen und Ordnungen der Geschlechter in vergleichend-systematischer Perspektive
Prof. Dr. Birgit Heller, Religionswissenschaft, Universität Wien

12:00 –13:20 Uhr – Mittagspause

13:20–14:00 Uhr
Islam und Geschlecht unter liberal-säkularer Regierungsführung
Prof. Dr. Schirin Amir-Moazami, Islamwissenschaft, Freie Universität Berlin

14:00–15:00 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Eva Labouvie

Abschlussdiskussion:
Glaube und Geschlecht in Geschichte und Gegenwart: Zur Rolle der Reformation und der „Gender Reformation“ gestern und heute.

Im Podium: Prof. Dr. Ruth Albrecht, Sr. PD Dr. Nicole Grochowina,
Prof. Dr. Birgit Heller, Prof. Dr. Lyndal Roper, Prof. Dr. Schirin Amir-Moazami,
Dr. Cornelia Schlarb, PD Dr. Christian Witt und Prof. Dr. Heide Wunder

ab 15:00 Uhr Abreise

Kontakt

Anmeldung unter:
stefanie.fabian@ovgu.de