Rechtspopulismus und Judenfeindschaft. Kontinuitäten - Brüche - Herausforderungen. 8. Blickwinkel-Tagung

Rechtspopulismus und Judenfeindschaft. Kontinuitäten - Brüche - Herausforderungen. 8. Blickwinkel-Tagung

Veranstalter
Bildungsstätte Anne Frank in Kooperation mit der Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, der evangelischen Akademie Frankfurt, dem Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin und dem Pädagogischen Zentrum Frankfurt des Fritz Bauer Instituts und des jüdischen Museums Frankfurt
Veranstaltungsort
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9. 60311 Frankfurt
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.06.2017 - 20.06.2017
Deadline
23.05.2017
Von
Bildungsstätte Anne Frank

Rechtspopulismus und Judenfeindschaft Kontinuitäten - Brüche - Herausforderungen

Die Zunahme von Rechtspopulismus und Nationalchauvinismus in Deutschland, Europa und den USA stellt die antisemitismuskritische Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen. Das lautstarke Wüten gegen eine imaginierte 'Überfremdung' des eigenen 'Volkes' durch MigrantInnen verdeckt das antisemitische Ressentiment, das sich über Umwege Ausdruck verleiht.
So ist in der Rede von der 'Lügenpresse' unschwer das Stereotyp jüdisch kontrollierter Medien zu erkennen, die 'Kritik der Zinsgeldknechtschaft' verweist auf das antisemitische Bild des jüdischen Wucherers und die Vorstellung, eine sinistre Fremdgruppe orchestriere die vermehrte Einwanderung von Flüchtlingen, schließt an das alte Phantasma an, die Juden würden den Nationalstaat untergraben.

Die Bilder, derer sich bedient wird, verraten ihre antisemitische Herkunft nicht offen, sondern gerieren sich als Sorge um einen wahrgenommenen Verlust 'völkischer und nationaler Selbstbestimmung' - eine Angst, die mit der Wahl Trumps zum 45. Präsidenten der USA international ihre Anerkennung zu finden droht.

Nicht selten wird dabei in vorauseilender Schuldabwehr die vermeintliche Nähe zu Jüdinnen und Juden bemüht, etwa in der Rückbesinnung auf ein 'jüdisch-christliches Abendland', die den historischen Antijudaismus ignoriert. Mit dieser Instrumentalisierung von Jüdinnen und Juden sollen einerseits Muslime und Muslimas exkludiert und andererseits - im Falle Deutschlands - der Schuldzusammenhang gelockert werden, der die herbeigesehnte Volksgemeinschaft mit dem Nationalsozialismus verbindet. Dessen Erbe scheint einer ungebrochenen nationalen Identität im Weg zu stehen.

Die achte Blickwinkel-Tagung widmet sich der Frage, wie antisemitismuskritische Bildung auf das Erstarken rechtpopulistischer Einstellungen in der "Mitte der Gesellschaft" reagieren kann.

Wir laden WissenschaftlerInnen, PädagogInnen, AkteurInnen aus Stadtteilarbeit, Mediation, Beratung und Bildungsarbeit herzlich ein.

Programm

Montag, 19. Juni 2017

Ab 11.30 Ankunft und Imbiss

12.30 – 13.15 Begrüßung und inhaltliche Einführung
Torsten Latzel, Evangelische Akademie, Frankfurt/Main
Heiko Geue, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
Andreas Eberhardt, Stiftung »Erinnerung,Verantwortung und Zukunft«, Berlin
Meron Mendel, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt/Main

13.15 – 14.45 Was ist modern in den antimodernen populistischen Bewegungen?
Volker Weiß, Historiker und freier Publizist, Hamburg
Kommentar: Stefanie Schüler-Springorum, Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin

14.45 – 15.15 Kaffeepause

15.15 – 17.45 Worldcafé Fallbeispiele
1. Proisraelisch und antisemitisch? Die Fälle Gedeon und Höcke auf dem Prüfstand
Marcus Funck, Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin

2. Fällt der Apfel weit vom Stamm? Antisemitismus und Generationswechsel beim Front Nationale
Julie Hamann, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, Berlin

3. Unheilvolle Allianzen? »Mit Juden gegen Muslime« in Pegida-Demonstrationen
Stine Marg, Göttinger Institut für Demokratieforschung

4. »Business as usual?« – Die USA und die Juden in der Trump-Ära
Marco Fey, Hessische Stiftung Friedensund Konfliktforschung, Frankfurt/Main

17.45 – 19.15 Abendessen

19.15 – 20.45 Vortrag
Allein unter Rassisten
Mo Asumang, Regisseurin, Moderatorin, Schriftstellerin, Berlin

Dienstag, 20. Juni 2017
9.00 – 9.30 Überleitung

9.30 – 12.00 Vertiefungsangebote
1. Vereinnahmt? Umgang der jüdischen Gemeinschaft mit Rechtspopulismus
Doron Kiesel, Zentralrat der Juden in Deutschland

2. Handlungsstrategien gegen Rechtspopulismus im Pädagogischen Raum
Nabeela Khan und Oliver Fassing, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt/Main

3. Christlicher Fundamentalismus und Philosemitismus
Manfred Levy, Pädagogisches Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums, Frankfurt/Main

4. Umgang mit Populismus aus juristischer Perspektive
Maximilian Pichl, Goethe-Universität, Frankfurt/Main

5. Rechtspopulistische Kommunikation und Antisemitismus im Netz
Sina Laubenstein, No hatespeech movement, Berlin

6. Beratung im Kontext von Rechtspopulismus und Antisemitismus
Judith Porath, Opferperspektive Brandenburg, Potsdam
Eva George, Response, Frankfurt/Main

12.00 – 13.30 Mittagspause

13.30 – 14.30 Wieviel Populismus kann Pädagogik aushalten und was kann sie dagegen tun?
Gespräch zwischen Micha Brumlik und Julia König, Goethe-Universität, Frankfurt/Main

14.30 – 15.00 Tagungskommentar
Maria do Mar Castro Varela, Alice Salomon Hochschule, Berlin

Kontakt

Céline Wendelgaß

Hansaallee 150
60320 Frankfurt
069-56000233

cwendelgass@bs-anne-frank.de

http://www.bs-anne-frank.de/projekte/tagungsreihe-blickwinkel
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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