Jagen. Sammeln. Plagiieren. Imitieren als kulturelles Prinzip im Mittelalter

Jagen. Sammeln. Plagiieren. Imitieren als kulturelles Prinzip im Mittelalter

Veranstalter
Gerald Schwedler, Universität Zürich; Jörg Sonntag, Technische Universität Dresden; Michael Grünbart, Universität Münster
Veranstaltungsort
Universität Zürich Rämistrasse 59 ("Asien-Orient-Institut") Hörsaal RAA G-01
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
09.02.2017 - 11.02.2017
Von
PD Dr. Gerald Schwedler

„Plagiat“, „unoriginell“, „Imitationskultur“, „Lust am Unechten“, „copy-paste-Niveau“: derartige Schlagwörter prägen unser heutiges zumeist negativ konnotiertes Verständnis von Imitation. Der ‚postmoderne’ Mensch scheint nach Originalität und freier Entfaltung seiner Individualität, nach dem Authentischen selbst zu streben. Dennoch geht – jenseits der Nostalgiewellen der Gegenwart – der dezidiert pejorative Beigeschmack des Imitierens in immer mehr gesellschaftlichen Bereichen verloren, nachdem jüngst auch aktuelle Fortschrittslogiken, die in der Imitation den Feind jeder Innovation als Motor von Entwicklung und Entfaltung verstanden, durch die Katastrophen des 19. und 20. Jahrhunderts die Vorstellung einer permanenten Modernisierung und Verbesserung der Menschheit als hinterfragbar erkennen lassen mussten. Indes stellt sich das heute mehr denn je Identität suchende Europa auf analytischer Ebene zusätzlich als Patchworkkultur dar, deren Stärke seit dem Mittelalter in der Fähigkeit lag, in ihrem Ursprung ‚fremde‘ Elemente (römisches Recht, aristotelische Philosophie, arabische Medizin und Mathematik etc.) zu adaptieren und in eigenen Kontexten nutzbar zu machen. Das vielschichtige Prinzip der Imitation verfügt damit über ausgesprochen hohe Aktualität.

Die Tagung, die im Rahmen des von der DFG-geförderten Netzwerk „Imitation“ veranstaltet wird, führt die mittelalterlichen Wurzeln dieses Phänomens auf breiter Quellenbasis erhebend, analytisch ergründend und perspektivisch vergleichend zusammen. Heuristisch gehen wir von der Annahme aus, dass die Imitation ein omnipräsentes und unabdingbares kulturelles Prinzip des christlichen Mittelalters darstellte.

Programm

Donnerstag, 9. Februar 2017
15.00 Eröffnung
Begrüßung
Einleitungen durch die Veranstalter
15.30 Einleitende Vorträge
Alois Hahn (Trier)
Zweimal in den selben Fluss. Zu Wiederholung und Imitation
Johannes Helmrath (Berlin)
Imitation als Transformation der Antike
Carmen Cardelle de Hartmann (Zürich)
Von Bienen und Dichtern
Erfrischungspause
18.30 Round Table Diskussion
Imitieren und Plagiieren als conditio humana: Gefahr und Nutzen in der Geschichte
Moderation:
Michael Grünbart, Gerald Schwedler, Jörg Sonntag
Teilnehmer:
Alois Hahn (Trier)
Dina De Rentiis (Bamberg)
Gert Melville (Dresden)
Bernd Schneidmüller (Heidelberg)
Friedrich Hausen (Dresden)
u.a.
Apéro Riche

Freitag, 10. Februar 2017
9.00 Sektion: Imitieren in der Sprache
Diether Reinsch (Berlin)
Von der plagiierenden Imitation zum intertextuellen Spiel. Literarischer Transfer in der byzantinischen Historiographie im Spiegel der Forschung
Dina De Rentiis (Bamberg)
Petrarcas Dilemma. Zur Handlungsdimension des Secretum
10.30–11.00 Kaffeepause
Silvan Wagner / Nadine Hufnagel (Bayreuth)
Kritische Re-Lektüre des Imitationsbegriffs:
Synchrone und diachrone Perspektive am Beispiel eines mittelalterlichen Schwanks und eines neuzeitlichen Nibelungenromans
Stephan Conermann (Bonn)
Innovation oder Plagiat? Kompilationstechniken in der vormodernen islamischen Welt
14.30 Sektion: Imitieren in Kunst und materieller Kultur
Andreas Tacke / Danica Brenner (Trier)
Imitatio / Inventione. Normative Quellen zur Künstlerausbildung im Alten Reich zwischen handwerklicher Nachahmung und künstlerischer Erfindung
Matthias Müller (Mainz)
Nachahmung und Überbietung. Imitatio in der Kunst um 1500 zwischen Künstlerkonkurrenz und Statusinszenierung
16.00–16.30 Kaffeepause
Friedrich Hausen (Dresden)
Imitation, Zitat und Assoziation in der Musik des 15. Jahrhunderts
Jörg Bölling (Göttingen)
„ex qua omnes exemplum sumere debent"? Zur Imitation der päpstlichen Kapelle in Musik und Zeremoniell am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit

Samstag, 11. Februar 2017
9.00 Sektion: Imitieren als conditio humana
Andreas Bihrer (Kiel)
Vielerlei Bienen. Aethelwolds ,Regularis Concordia‘ und das Bienengleichnis im Mittelalter
Hendrik Mäkeler (Uppsala)
Imitationen, Imitationen von Imitationen und antizipierende Imitationen. Das Beispiel der Münzprägung
10.30–11.00 Kaffeepause
Axel Müller (Leeds)
„Die Kunst hat funden …“: Wie neu waren militärtechnische Entwicklungen im Spätmittelalter
Gregor Rohmann (Frankfurt/Main /Göttingen)
Imitation und Ansteckung. Komplementäre Konzepte von Übertragung in religiösen und medizinischen Diskursen des Mittelalters
Volker Scior (Bochum)
Gesandte als 'Imitatoren' und 'selbstlose Akteure'
Bernd Schneidmüller (Heidelberg)
Schlussworte

Ca. 14.00 Ende der Tagung

Kontakt

PD Dr. Gerald Schwedler
Historisches Seminar der Universität Zürich/
Fachbereich Geschichte, Universität Konstanz (gerald.schwedler@hist.uzh.ch)

http://www.hist.uzh.ch/dam/jcr:c926c73a-4340-464e-92a0-f1a6788a064b/Flyer_JagenSammelnPlagiieren2017.pdf
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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