Zwischen den Sprachen – Mit der Sprache? Deutschsprachige Literatur in Palästina und Israel. Internationales Symposium aus Anlass des 100. Geburtstags von Jenny Aloni

Zwischen den Sprachen – Mit der Sprache? Deutschsprachige Literatur in Palästina und Israel. Internationales Symposium aus Anlass des 100. Geburtstags von Jenny Aloni

Veranstalter
Prof. Dr. Norbert Otto Eke; Dr. des. Stephanie Willeke
Veranstaltungsort
Universität Paderborn, Warburger Straße 100, 3098 Paderborn
Ort
Paderborn
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.09.2017 - 09.09.2017
Deadline
31.03.2017
Website
Von
Prof. Dr. Norbert Otto Eke; Dr. des. Stephanie Willeke

Mit ihren Werken über das Deutschland der nationalsozialistischen Zeit, die Emigration, die Shoah und die Entwicklung des Staates Israel gilt die 1917 in Paderborn geborene und 1939 nach Palästina ausgewanderte Autorin Jenny Aloni heute als eine der wichtigsten deutsch-jüdischen Schriftstellerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bekannt geworden war sie in den 1960er Jahren durch ihre Romane (Zypressen zerbrechen nicht, 1961; Der blühende Busch, 1964; Der Wartesaal, 1969) und Erzählungen (Jenseits der Wüste, 1963; Die silbernen Vögel, 1967), hatte jedoch nach 1970 in Deutschland zunächst keinen Verlag mehr gefunden und war vorübergehend in Vergessenheit geraten. In den zurückliegenden Jahren ist das Werk Alonis wiederentdeckt worden und Gegenstand umfassender editorischer Erschließung gewesen, die neben dem Gesamtwerk auch die Tagebücher der Autorin („Ich muss mir diese Zeit von der Seele schreiben“. Die Tagebücher 1935-1993: Deutschland – Palästina – Israel, 2006) und Teile ihres Briefwechsels (Jenny Aloni – Heinrich Böll: Briefwechsel. Ein deutsch-israelischer Dialog, 2013) umfasst. Zugleich wuchs auch das Interesse der internationalen Forschung.
Der hundertste Geburtstag Alonis am 7. September 2017 gibt den Anlass, das Werk der 1993 in Israel verstorbenen Autorin, deren umfangreicher Nachlass sich heute im Archiv der Universität Paderborn befindet, in den größeren Kontext der deutschsprachigen Literatur Mandats-Palästinas und Israels und damit eines erst ansatzweise erschlossenen Bereichs der Literaturgeschichte zu rücken. Ungeachtet der verdienstvollen Arbeiten u. a. Klaus Müller-Salgets und Jürgen Nieraads aus den 1980er Jahren sowie den unermüdlichen Vermittlungsbemühungen insbesondere Margarita Pazis, der langjährigen Präsidentin des Verbandes deutschschreibender Autoren in Israel, fehlt es nach wie vor an das Feld in seiner ganzen Breite erschließenden Darstellungen – Untersuchungen zu einigen wenigen, in der Regel bekannten, Schriftstellern und Schriftstellerinnen wie Else Lasker-Schüler und Arnold Zweig einmal beiseite. Biobibliographisch ist die deutschsprachige Literatur Mandats-Palästinas und Israels mit Dov Amirs 1980 erschienener Materialsammlung Leben und Werk der deutschsprachigen Schriftsteller in Israel (München: Saur 1980) zwar zumindest bis zum Ende der 1970er Jahre gut erschlossen; auch sind seit den 1970er Jahren eine Reihe von Anthologien erschienen (Literatur aus Israel in deutscher Sprache, 1976; Stimmen aus Israel. Eine Anthologie deutschsprachiger Literatur in Israel, 1979; Heimat ist Anderswo. Deutsche Schriftsteller in Israel. Erzählungen und Gedichte, 1983; Hügel des Frühlings. Deutschsprachige Autoren Israels erzählen, 1984; Auf dem Weg. Eine Anthologie deutschsprachiger Literatur in Israel, 1989; Spuren-Lese. Deutschsprachige Autoren in Israel – eine Anthologie, 1996), die sich um eine Öffentlichkeit für die deutschsprachige Literatur bemühten. Überdies hat Jan Kühne 2016 im Handbuch der deutsch-jüdischen Literatur (Hg. von Hans Otto Horch. Berlin, Boston: de Gruyter 2016) einen überaus informativen Überblick über die deutschsprachige jüdische Literatur in Mandats-Palästina und Israel vorgelegt. Eine Gesamtwürdigung aber steht nach wie vor ebenso aus, wie genauere Untersuchungen zum literarischen Feld, zur Poetik und Ästhetik, was damit zusammenhängen mag, dass sich die deutschsprachige Literatur Mandats-Palästinas und Israels aus verschiedenen Gründen weder in das Paradigma der Exilliteratur einordnen ließ und lässt, noch in das der Minderheitenliteratur.
Das geplante Symposium will im interdisziplinären Gespräch das Feld der deutschsprachigen Literatur Mandats-Palästinas und Israels im Blick auf das Werk Alonis und darüber hinaus zu beschreiben versuchen. Mögliche Themenfelder für die Vorträge wären:
- Ästhetische Konzepte: eingeschlossen darin Fragen zur Gattungsdiskussion, zum Selbstverständnis deutschschreibender jüdischer Autoren/Autorinnen, einer ‚kleinen Literatur‘ (Deleuze/Guattari), zu Themen, Motiven und Schreibweisen.
- Sprache: Das Deutsche als Literatursprache – das Deutsche als Minderheitensprache, erwünscht sind insbesondere dabei auch Untersuchungen zu Interferenzen zwischen Hebräischem und Deutschem, zu morphosyntaktischen, semantisch-stilistischen und lexikalischen Eigentümlichkeiten.
- Rezeption: Verlage, Zeitschriften, Anthologien, literarische Zirkel.
- Interkulturelle und komparatistische Perspektive: Beziehung/Verhältnis zur bzw. Vergleich mit der hebräischsprachigen Literatur Mandats-Palästinas und Israels.
- Die (mögliche) Bedeutung der deutschsprachigen jüdischen Literatur als Spiegel- und Referenzfolie für eine Literatur des ‚Randes‘.
Willkommen sind darüber hinaus signifikante Schnitte in der Form von Einzelstudien zu repräsentativen Autoren/Autorinnen wie beispielsweise Sammy Gronemann, Max Zweig, Schalom Ben-Chorin, Netti Boleslav, Mascha Kaléko, Elazar Benyoëtz, Chaim Noll, Magali Zibaso oder zu Gruppierungen wie der Dichtergruppe Lyris – aber auch zum ‚Scheitern‘ von Autoren wie Edgar Hilsenrath und Jakov Lind an Palästina –, die es erlauben, das Werk Alonis in größere Kontexte einzuordnen.
Die Vorträge sollen 30 Minuten nicht überschreiten und können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache gehalten werden. Eine Veröffentlichung der Beiträge ist vorgesehen.

Themenvorschläge und Exposés (maximal 1 Seite) werden bis zum 31. März 2017 erbeten an:

Prof. Dr. Norbert Otto Eke, Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, 33095 Paderborn; E-Mail: norbert.eke@uni-paderborn.de

Dr. des. Stephanie Willeke, Universität Paderborn, Fakultät für Kulturwissenschaften, 33095 Paderborn; E-Mail: willeke@mail.uni-paderborn.de

Programm

Kontakt

Stephanie Willeke

Institut für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft
Warburger Straße 100, 33098 Paderborn

willeke@mail.uni-paderborn.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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