Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge

Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge

Veranstalter
Stefan Krebs, Institute for History, University of Luxembourg; Gabriele Schabacher, Geschichte und Theorie der Kulturtechniken, Bauhaus-Universität Weimar; Heike Weber, Technik- und Umweltgeschichte, Interdisziplinäres Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung (IZWT), Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltungsort
Sammlung Schriefers (I.13.47), Bergische Universität Wuppertal, Fakultät für Design und Kunst, Gaußstr. 20, 42119 Wuppertal
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.01.2017 - 20.01.2017
Website
Von
Stefan Krebs

„Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge“

Workshop am IZWT (Interdisziplinäres Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung), Bergische Universität Wuppertal

Wartung und Reparatur sind Mittel, um die Funktionalität technischer Artefakte und Systeme aufrechtzuerhalten beziehungsweise wiederherzustellen. Beide Praktiken sind ökonomisch und kulturell relevante, aber strukturell unsichtbare Tätigkeiten (Susan Leigh Star). Sie rücken erst in den Blick, wenn man eine Perspektivverschiebung vornimmt: Es gilt, sich in „broken world thinking“ (Steven J. Jackson) zu üben und insgesamt stärker den Bereich der „technology-in-use“ (David Edgerton) zu fokussieren. Wartung und Reparatur leisten einen zentralen Beitrag, um die Lebensdauer von Technik sowie die Stabilität soziokultureller Formationen zu gewährleisten. Beide Praktiken können dabei geplante und wiederkehrende Momente im „Lebenszyklus“ technischer Artefakte und der Aufrechterhaltung soziotechnischer Infrastrukturen sein; oder sie greifen in ungeplanten Momenten, um Störungen verschiedenster Art zu beheben. Das Reparieren kann ferner dazu dienen, ein bereits ans „Lebensende“ gekommenes Produkt oder ein unbrauchbar gewordenes Ding wiederherzustellen und so dessen Lebensdauer zu verlängern. Die in solchen Interventionen mit dem Technischen zum Einsatz kommenden Tätigkeiten und Handwerke unterlagen ebenso einem historischen Wandel wie die Konstruktion der technischen Artefakte als leicht, kaum oder nicht mehr „reparierbar“. Insbesondere seit dem 20. Jahrhundert können Artefakte und Systeme nicht nur technisch verschleißen, sondern auch aus der Mode kommen und so ein vorzeitiges „Lebensende“ erreichen. Wartung und Reparatur, also das Erkennen, Bearbeiten und Beheben technischer Probleme und Schwachstellen, finden auf dem von Kevin Borg sogenannten „middle ground“ zwischen den Bereichen der Produktion und der Konsumtion statt. Während diese beiden Bereiche bereits vielfältiges Interesse in der Technikgeschichte, -soziologie und -anthropologie und Kulturwissenschaft gefunden haben, sind Wartung und Reparatur bislang wenig untersuchte Phasen im „Leben“ technischer Dinge und Infrastrukturen.

Der Workshop „Kulturen des Reparierens und die Lebensdauer technischer Dinge“ setzt hier an und möchte das Reparieren als soziale Praxis stärker in den Blick nehmen. Uns interessieren dabei gleichermaßen professionelle wie Amateurpraktiken, industrielle wie häusliche Settings, historische wie zeitgenössische Fallstudien.

Um Anmeldung wird gebeten: Heike Weber, hweber@uni-wuppertal.de

Programm

Donnerstag, 19. Januar 2017

14.00 Einleitung

Stefan Krebs (University of Luxembourg), Gabriele Schabacher (Bauhaus-Universität Weimar) und Heike Weber (Bergische Universität Wuppertal)

14.30-15.15 Medien

Jens Schröter (Universität Bonn): Zur Geschichte und Theorie von Paratexten der Reparatur

15.15-18.00 Zwischen den Kulturen

Hans Peter Hahn (Universität Frankfurt): Das „zweite Leben“ von Mobiletelefonen und Fahrrädern. Fallstudien zur Nutzungsdauer technischer Objekte in Westafrika

(16.00-16.30 Kaffeepause)

Pia Otte (Centre for Rural Research, Trondheim): Flip Flops als innovatives Werkzeug der Reparatur von städtischen Infrastrukturen- Ein Fallbeispiel aus Dar es Salaam

Stefan Laser (Universität Kassel): Elektroschrott und die Handlungsmacht der Reparatur

18.30 Abendvortrag

Daniela Rosner (University of Washington): Bringing Repair to the Masses? Hobbyist Repair Cultures as Theaters of Alternative Industry

Freitag, 20. Januar 2017

9.30-11.00 Urbane Praktiken

Heike Derwanz (Universität Bremen): Zwischen Kunst, Low-Budget und Nachhaltigkeit: Lesarten einer Stadtteilethnographie zu Kleidungsreparaturen

Sigrid Kannengießer (Universität Bremen): Repair Cafés – Orte gemeinschaftlich-konsumkritischen Handelns
Kaffeepause

11.30-12.15 Schauplätze

Cornelius Schubert (Universität Siegen): Medizinische Reparaturkulturen. Zur Instandhaltung der Dinge beim Reparieren von Körpern

12.15-13.45 Mittagspause

13.45-15.15 Historische Objekte

Gianenrico Bernasconi (Universität Neuchâtel): Technische Kulturen des Uhrenreparierens: Wissen und Materialität (Ende 18.-Anfang 19. Jahrhundert)

Stefan Höltgen & Marius Groth (Humboldt-Universität zu Berlin): Wissens-Appa/Repara/turen. Ein epistemologisch-archäologischer Werkstattbericht von der Restauration eines frühen Mikrocomputers

15.15-15.30 Kaffeepause

15.30-16.00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Heike Weber

Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich A, Gaußstraße 20, 42119 Wuppertal

hweber@uni-wuppertal.de