Der Zauber der Theorie – Die Geschichte der Ideen in der Neuen Linken 1945 bis heute

Der Zauber der Theorie – Die Geschichte der Ideen in der Neuen Linken 1945 bis heute

Veranstalter
Promotionskolleg Geschichte linker Politik in Deutschland der Rosa-Luxemburg-Stiftung / Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam / Institut für Soziale Bewegungen, Ruhr Universität Bochum
Veranstaltungsort
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.07.2017 - 04.07.2017
Deadline
03.03.2017
Von
David Bebnowski

Die Geschichte der Neuen Linken ist nicht nur eine Geschichte politischer Bewegungen, sie ist auch eine Geschichte der ihr zugrundeliegenden Theorien und Ideen. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte über die akademisch geprägte Neue Linke eine neue Welle der Rezeption politischer Theorien ein. Mit den Schlüsseljahren 1956 und 1968 verbinden sich zwei Generationen „Neuer Linker“, die in ihrer Gesellschaftsanalyse mit der „alten Linken“ der Arbeiterbewegung rangen, jedoch zunehmend außerhalb derselben agierten, woraus sich die nie geklärte Frage nach der eigenen Verortung ergab. Die Wiederentdeckung und Weiterentwicklung überwiegend marxistischer Theorietraditionen aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dürfte dennoch eine der nachhaltigsten Folgen der linken Strömungen sein, die heute unter dem breiten Konzept der „Neuen Linken“ zusammengefasst werden.

Die Theorie selbst stellte für die Protagonisten der „Neuen Linken“ sowohl Weltanschauung und Anleitung zum Handeln, aber in ihrer Akademisierung auch ein Spielfeld zur Selbst-positionierung dar, das auch aus der Linken hinausführen konnte. Theorie reifte zum Kommunikationsmedium und nicht zuletzt zum Ausgangspunkt intellektueller Karrieren in Medien, Verlagen und Universitäten, die ihrerseits eine Vielzahl sozialtheoretischer Weiterentwicklungen nach sich zogen. Am Ende der 1970er Jahre aber brach sich der revolutionäre Anspruch an den politischen Realitäten und erzwang theoretische Neuorientierungen. Die Protagonisten begannen nach neuen Antworten zu suchen und beförderten wiederum Neuorientierungen in der Theorie.

Einige beachtenswerte Publikationen der letzten Jahre bezeugen , dass die Historisierung der Theorie ein fruchtbares Feld für historische und theoretische Forschungen im Bereich der Geschichts-, Kultur- und Sozialwissenschaften darstellt. Die Tagung „Der Zauber der Theorie“ setzt sich zum Ziel, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Bereich dieses Themenkomplexes arbeiten, miteinander ins Gespräch zu bringen und gemeinsam nach Antworten auf unterschiedliche Fragestellungen zu suchen.

Wie gerieten die Akteure der Neuen Linken überhaupt auf die Spur der Theorie? Was machte die in gänzlich anderen Kontexten und Jahrzehnte zuvor entstandenen oftmals revolutionären Ideen so attraktiv für junge linke Intellektuelle? Unter welchen Bedingungen wurden die Ideen wieder entdeckt – wie produziert? Welche lebensstilistischen Neuerungen verbanden sich mit ihnen? Wie sah der Habitus des „Theoretikers“ aus und wie gelang es Frauen, sich diese Rolle anzueignen oder sie durch feministische Interventionen zu unterlaufen? Inwiefern die Theorie tatsächlich ein Verbindungsstück zwischen linken Strömungen in unterschiedlichen Jahrzehnten oder verdeckt der Bezug auf gemeinsame Ideen Brüche, die eine gemeinsame politische Praxis verhindern? Inwieweit lagen der Beschäftigung mit der Theorie überhaupt konkrete Zielsetzungen für die Praxis zugrunde - oder wurde die Theorie selbst zum Ersatz stecken gebliebener politischer Bestrebungen?

Beitragsvorschläge (ca. 2500 Zeichen) können bis zum 3. März 2017 eingereicht werden (bebnowski@zzf-potsdam.de). Genaue Angaben zum endgültigen Programm werden kurze Zeit später erfolgen. Reisekosten für Vortragende können in der Regel übernommen werden. Eine zeitnahe Publikation der Tagungsbeiträge wird angestrebt.

Programm

Kontakt

David Bebnowski

bebnowski@zzf-potsdam.de

http://isb.rub.de/forschung/graduiertenkollegs/parteikommunismus.html.de
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Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung