Medieneffekte, Rezeptionen, Anschlusskommunikationen. Methoden, Quellen und Ansätze einer historischen Medienwirkungsforschung

Medieneffekte, Rezeptionen, Anschlusskommunikationen. Methoden, Quellen und Ansätze einer historischen Medienwirkungsforschung

Veranstalter
Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Patrick Merziger, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
Veranstaltungsort
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.01.2017 - 21.01.2017
Deadline
05.01.2017
Von
Patrick Merziger

Das lange 20. Jahrhundert seit 1890 gilt als „Jahrhundert der Massenmedien“ und es ist wiederholt gefordert worden, dass eine Zeitgeschichte immer auch die „Zeitgeschichtsschreibung der Mediengesellschaft“ sein müsse. Trotzdem sind kommunikationshistorische Arbeiten, die sich explizit mit der Wirkung von Medien auf die jeweilige Gesellschaft befassen und nach ihren Effekten, nach Rezeptionen oder Anschlusskommunikationen im historischen Zeitverlauf fragen, immer noch selten. Die Kommunikationswissenschaft vermisst ihre vertrauten Instrumente wie Umfragen oder Interviews, und in der Geschichtswissenschaft herrschen häufig noch einfache Wirkungsannahmen vor.
Die Konferenz wird nun Geschichtswissenschaftler, die Kommunikation zunehmend auch als Prozess in den Blick nehmen und Medienaneignungen entdecken, und Medien- und Kommunikationswissenschaftler, die gerade in der historischen Perspektive eine Chance sehen, über die Mikroebene und die Konzentration auf individuelle, psychologische Effekte hinauszukommen, zusammenbringen. Auf der Konferenz wollen wir Quellen und Methoden erkunden, mit denen wir Wirkungen aufspüren können, aber auch exemplarisch die Effekte von Medien auf die Gesellschaften des 20. Jahrhunderts in ihrer ganzen Komplexität offen legen.

Programm

Donnerstag, 19. Januar 2017

14.00-18.00 Uhr - Workshop-Reihe „Kommunikationsgeschichte digitalisieren“. Auftakt: Herausforderungen und Potentiale kommunikationshistorischer Forschung im digitalen Zeitalter
Veranstalter: Erik Koenen (Bremen) ; Christian Schwarzenegger (Augsburg)
Ort: Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Burgstraße 21, 04109 Leipzig; Raum 5.19 und 5.30

19:30 - Zusammenkunft am Vorabend (Moritz-Bastei, Universitätsstraße 9, 04109 Leipzig)

Freitag, 20. Januar 2017

8:30 - Anmeldung
9:00 - Begrüßung

9:10 - Impulsvorträge: Historische Wirkungsforschung?
Moderation: Patrick Merziger (Leipzig)
Udo Göttlich (Friedrichshafen): Weiterhin auf der Suche nach dem verlorenen Zuschauer! Zum aktuellen Stand der Wirkungsforschung aus mediensoziologischer Perspektive
Hans-Jörg Stiehler (Leipzig): Möglichkeiten einer Rezeptionsforschung in historischer Perspektive
Ulrike Weckel (Gießen): Rehabilitation der Vielstimmigkeit. Plädoyer für eine qualitative historische Rezeptionsforschung

11:00 - Pause

11:30 - Die „Masse“ und das Medium – Quellen und Befunde zur Rezeption im deutschen Kaiserreich
Moderation: Christoph Classen (Potsdam)
Kaspar Maase (Tübingen): „Lesesucht“, Tauschclubs und Kinderkino - „Schundkampf“ Materialien als Quellen zur historisch-ethnographischen Analyse von Medieneffekten
Susanne Kinnebrock (Augsburg): Von verschlungenen Zeitschriften und heißen Debatten:
Methodologische Überlegungen zur Analyse der Wirkungs-weisen von Community Media in der Vergangenheit

12:30 - Mittagspause

14:00 - Überwältigt? Das Publikum der audiovisuellen Medien
Moderation: Klaus Arnold (Trier)
Andre Dechert (Augsburg): Anschlusskommunikation als Zugang zur Analyse von historischen Wertewandelsprozessen. Die Kernfamilie in der US-amerikanischen Sitcom, 1981-1992
Tabea Bodenstedt (Gießen): Das Publikum kommt zu Wort
Christian Schwarzenegger (Augsburg) / Anne Kaun (Stockholm): Kein Anschluss – Medienverweigerer und Nichtnutzer von Medientechnologien als Ressource der (historischen) Publikums- und Medienkulturforschung

15:30 - Verleihung des Nachwuchspreises der FG Kommunikationsgeschichte der DGPuK
Laudatio und Vortrag der Preisträgerin / des Preisträgers

16:00 - Pause

16:30 - Die Macht der Wirkungsannahmen
Moderation: Jürgen Wilke (Mainz)
Patrick Rössler (Erfurt): Wie man Medien eicht. Zu den Wurzeln der historischen Medienwirkungsforschung in der Werbepsychologie der 1920er Jahre
Benno Nietzel (Bielefeld): Winning Hearts and Minds: Zur politischen Geschichte der Medienwirkungsforschung im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg

18:00 - Mitgliederversammlung der FG Kommunikationsgeschichte der DGPuK

20:00 - Abendessen (Restaurant „Pilot“, Bosestraße 1, 04109 Leipzig)

Samstag, 21. Januar 2017

9:00 - Aneignung und Feedback in der DDR
Moderation: Judith Kretzschmar (Leipzig)
Fernando Ramos Arenas (Leipzig): Kino im Kollektiv. Filmrezeption und politische Kontrolle in der DDR der 1950er Jahre
Sebastian Thalheim (Berlin): „The socialist home movie“. Practices of visualizing everyday life in East-Germany.

10:00 - Pause

10:30 - Medien vor Ort. Lokale Öffentlichkeiten und Rezeptionszusammenhänge
Moderation: Hans Ulrich Wagner (Hamburg)
Daniel Bellingradt (Erlangen): Die Stadt als medialer Resonanzraum der Vormoderne. Anschlusskommunikationen und Medienwirkungen
Constanze Sieger (Münster): Bildpostkarte, Lokalzeitung und katholische Presse. Zum Verhältnis von Massenmedien und Kleinstadtentwicklung um 1900.
Maria Löblich (Berlin): Mediennutzung im alten West-Berlin der 1980er Jahre

12:00 - Mittagspause

13:00 - Re-Analysen historischer Rezeptionsforschung
Moderation: Thomas Birkner (Münster)
Erik Koenen (Bremen): Mit Max Weber auf den Spuren der Massenkommunikation um 1900. Die Erhebungen des Vereins für Sozialpolitik zur Lage der Industriearbeiterschaft
Andy Räder (Rostock): Möglichkeiten und Grenzen der DDR‐Medienwirkungsforschung am Beispiel der Kinderbuchverfilmung von „Die Reise nach Sundevit“ (1966)
Gerlinde Frey-Vor (Halle): Historische Datenanalyse auf Basis von Re-analysen der Studien zu Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen im Umgang mit Medien aus der Transformationszeit von 1990 bis 2000

14:30 - Tagungsende

Kontakt

Patrick Merziger: patrick.merziger@uni-leipzig.de
Konferenz E-Mail: wirkung@uni-leipzig.de

http://bit.ly/wirkung2017
Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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