Gewalt im 21. Jahrhundert: Begriffe – Ordnungen – Verletzungen

Gewalt im 21. Jahrhundert: Begriffe – Ordnungen – Verletzungen

Veranstalter
Institut für Diaspora und Genozidforschung. RUB, Prof. Dr. Mihran Dabag
Veranstaltungsort
Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, Vorlesungssaal: HGA 10, Mittwochs 16:00-18:00 Uhr
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.11.2016 - 08.02.2017
Von
Prof. Dr. Mihran Dabag

In unserem Umgang mit den Gewaltformen des 21. Jahrhunderts neigen wir dazu, die unterschiedlichen Politik(en) und Politikformen, die zu dieser Gewalt führen, zu „entkonturieren“. Dies betrifft die Rede von „failed states“ ebenso wie das häufige Bild vom „Rückfall ins Mittelalter“ oder vom „Herausfallen aus der Moderne“.
In der historischen Forschung tendieren wir zu einer Zuflucht in phänomenorientierte, aber auch anthropologisierende Beschreibungen. Forschungen zu „Eskalationen“ und „Dynamiken“, „Gewalträumen“ und „Gewaltgemeinschaften“ verlangen hier Aufmerksamkeit. Zugleich werden Konzepte, die die Gewalt genauer zu differenzieren suchen (wie „Genozid“, „staatliche Verfolgung“, „Autoritarismus“), als „politische“ Begriffe abgelehnt.
Mit Referentinnen und Referenten aus den Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaften, der Philosophie und Literaturwissenschaft möchten wir auf Diskussionen um die Bedingungen aktueller Weltordnung blicken. Wir möchten Beschäftigungen mit Strukturen der Gewaltausübung selber sowie Träger- und Täter-Gruppen kollektiver und staatlicher Gewalt vorstellen.
Welchen Herausforderungen sollte/müsste sich die Forschung heute vor allem vermehrt stellen? Welche neuen Formen von Gewaltpolitik begegnen uns derzeit? Welche wichtigen Erkenntnisse aus der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts müssen unbedingt stärker berücksichtigt werden, wenn wir über die „Gewalt im 21. Jahrhundert“ sprechen?
In den Vorträgen werden jeweils auch Kategorien, Analysemodelle und neue Forschungsergebnisse aus interdisziplinären Zusammenhängen vorgestellt, die einzelnen Chancen und Probleme diskutiert.
Dabei soll ein Bewusstsein auch dafür entstehen, dass die Kategorien von „Opfern“ und „Tätern“ in der Analyse von Gewaltprozessen einen Raum haben müssen. Inwieweit müssen wir historische Grundannahmen historisieren? Inwieweit zeigen sich aber bei überzeitlichen, allgemeine soziale, historische und politische Gültigkeit beanspruchenden Konzepten doch auch Tendenzen der Relativierung von Täterschaft?

Programm

02.11.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Mihran Dabag (Ruhr-Universität Bochum):
Gewalt im 21. Jahrhundert. Annäherungen an eine zivilisatorische Enttäuschung

09.11.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Thorsten Bonacker (Philipps-Universität Marburg):
Versteht die Friedens- und Konfliktforschung extreme Gewalt?

16.11.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Klaus Schlichte (Universität Bremen):
Was passiert im Krieg? Gesellschaften in der Gewalt

23.11.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Corinna Mieth (Ruhr-Universität Bochum):
Vom gerechten Krieg zur humanitären Intervention

30.11.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Sabine Swoboda (Ruhr-Universität Bochum):
Juristische Aufarbeitung kollektiver Gewalt im Kontext von bewaffneten Konflikten und Unrechtsregimen

07.12.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Peter Neumann (King’s College London):
ISIS und dschihadistische Bedrohungen in Europa

14.12.2016, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Marie-Janine Calic (Ludwig-Maximilians-Universität München):
Nach den Kriegen: Was Europa vom Balkan lernen kann

11.01.2017, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Stefan A. Schirm (Ruhr-Universität Bochum):
Weltordnung im 21. Jahrhundert

18.01.2017, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Susanne Schröter (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Genderkonstruktionen und Gewalt gegen Frauen im Salafismus und Jihadismus

25.01.2017, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Martschukat (Universität Erfurt):
16 Shots. Politische Gewalt gegen African Americans – eine Geschichte der Gegenwart

01.02.2015, 16:00 Uhr
Prof. Dr. Teresa Koloma Beck (Universität der Bundeswehr München):
Der Körper erinnert sich: Zum Leibgedächtnis bewaffneter Konflikte

08.02.2017, 16:00 Uhr
Dr. Kristin Platt (Ruhr-Universität Bochum):
Die „Gewaltsituation“. Zur Partizipation in kollektiver Gewalt

Kontakt

Prof. Dr. Mihran Dabag
Institut für Diaspora- und Genozidforschung
Fakultät für Geschichtswissenschaften
Universitätsstraße 150
44801 Bochum

Tel.: 0234/3229702
FAX: 0234/3214770
idg@ruhr-uni-bochum.de

http://www.ruhr-uni-bochum.de/idg