Der industrialisierte Krieg und die Unternehmen. - 100 Jahre Hindenburgprogramm im internationalen Vergleich. Jahrestagung AK Kritische Unternehmens- und Industriegeschichte 2016 (AKKU)

Der industrialisierte Krieg und die Unternehmen. - 100 Jahre Hindenburgprogramm im internationalen Vergleich. Jahrestagung AK Kritische Unternehmens- und Industriegeschichte 2016 (AKKU)

Veranstalter
Stephanie van de Kerkhof (Heidelberg/Mannheim) und Florian Triebel (München); für den Arbeitskreis Kritische Unternehmens- und Industriegeschichte (AKKU) e.V.
Veranstaltungsort
BMW Group Classic (Moosacher Str. 66, München)
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.11.2016 - 19.11.2016
Deadline
01.11.2016
Website
Von
Stephanie van de Kerkhof / Florian Triebel

In den letzten Jahren thematisierten einige wenige Konferenzen die Handlungsspielräume von Unternehmen im Ersten Weltkrieg. Sie lieferten bislang allerdings nur erste Ansatzpunkte für einen übergreifenden und vergleichend angelegten methodisch-theoretischen Rahmen. In den aktuellen Diskussionen um den 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges, insbesondere im Anschluss an das Buch „Die Schlafwandler“ von Christopher Clark blieb die Ökonomie ebenfalls bislang weitgehend ausgeblendet. Somit sind die vielfältigen und wesentlichen Beziehungen zwischen Ökonomie resp. Unternehmen und Krieg bzw. gewaltgeprägten Konflikten zu Beginn des 20. Jahrhunderts bislang nur ungenügend ausgeleuchtet.
Daher nimmt der Arbeitskreis Kritische Unternehmens- und Industriegeschichte (AKKU) den im Dezember 2016 anstehenden 100. Jahrestag des Hindenburgprogramms zum Anlass, um sich mit diesem Thema intensiver theorie- und konzeptgeleitet auseinanderzusetzen. Denn im Kriegsjahr 1916 mutierte der erstarrte Stellungskrieg an den Fronten zu einem „Abnutzungskrieg“, der immer schneller immer mehr Menschen und Material verschlang. Die sich hieraus ergebende Notwendigkeit eines stetigen Nachschubs von Soldaten sowie Ausrüstungsgütern, Waffen und Munition stellte die Ökonomien aller kriegsführenden Staaten sowie der Neutralen vor scheinbar völlig neue Herausforderungen. Die nationalen Industrien waren gefordert, im dritten Kriegsjahr unter erschwerten Bedingungen den Ausstoß immer weiter zu steigern. Alle kriegsführenden Staaten bildeten unter diesen Kriegsbedingungen Mechanismen heraus, die Versorgung der Fronten, der besetzten Gebiete und der sog. „Heimatfront“ sicherzustellen. In Deutschland dienten das „Hindenburgprogramm“ und das „Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst“ diesem Zweck. Sie bildeten nach bisheriger Forschungsmeinung eine Zäsur im Dreiecks-Verhältnis Militär-Wirtschaft-Politik bzw. Militär-Unternehmen-Politik. Es kam zu einer intensiveren Verflechtung militärischer, politischer und wirtschaftlicher Interessen und Organisationen, die von Zeitgenossen und Forschung als völliges Novum betrachtet wurde und in vielfältiger Weise die Grundlagen für unternehmerisches Handeln in den folgenden Jahrzehnten veränderte.
Dieser Entwicklung widmet sich die diesjährige Jahrestagung des AKKU intertemporal vergleichend in vier Sektionen, die Unternehmens- und Industriegeschichte mit Militär- und Kriegsgeschichte, Technikgeschichte, Soziologie und Politologie produktiv verbinden.

Programm

18. November 2016

14.00 Uhr
Begrüßung
Florian Triebel/Manfred Grunert (München)

Einführung in das Thema: Der industrialisierte Krieg
Stefanie van de Kerkhof (Heidelberg/Mannheim)

14.45-17.00 Uhr
Sektion 1: Militärisch-industrielle Beziehungen und Wissensbestände vor dem Ersten Weltkrieg
Chair: Margit Szöllösi-Janze (München)

Michael Epkenhans (Potsdam): Krupp und die Marine vor dem Ersten Weltkrieg

Dieter Storz (Ingolstadt): Die Einführung des Gewehrs 88 in der deutschen Armee und die "Judenflinten-Affäre". Ein Skandal aus dem Jahr 1892

Stefanie van de Kerkhof (Heidelberg/Mannheim): Schwerindustrielle Planungen vor dem Ersten Weltkrieg

17.30-19.30 Uhr:
Jahreshauptversammlung AKKU e.V.

19. November 2016

9.00-11.00 Uhr
Sektion 2: Mobilisierung, Umstellung und die Kriegswirtschaft
Chair: Roman Rossfeld (Zürich/Genf)

Florian Triebel (München): Kontinuitäten und Diskontinuitäten: Die Automobilindustrie Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs und der Erste Weltkrieg

Boris Gehlen (Bonn): Der Erste Weltkrieg als "Durchbruchkrise"? Zur Rationalisierung des deutschen Braunkohlenbergbaus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

Martin Lutz (Berlin): Die deutsche Elektroindustrie im Ersten Weltkrieg

11.20-13.20 Uhr
Sektion 3: Materialkrieg, Hindenburgprogramm und die industriellen Beziehungen
Chair: Marcel Boldorf (Lyon)

Jens Thiel (Münster/Berlin): „wenn wir Industriellen etwas in die Hand nehmen, dann sorgen wir für alles“. Arbeitskräfterekrutierung zwischen Anwerbung und Zwang: Das Beispiel Belgien

Christian Westerhoff (Stuttgart): Ober Ost: Ursprung des Vaterländischen Hilfsdienstes und Laboratorium für den totalen Krieg

Hans-Joachim Bieber (Kassel): Veränderungen der industriellen Beziehungen durch das Hilfsdienstgesetz

14.00-16.15 Uhr
Sektion 4: Eine Neuordnung der militärisch-politisch-industriellen Beziehungen?
Chair und Schlusskommentar: Florian Triebel (München)

Dirk Hainbuch: Die Abwicklung des Hindenburg-Programms: Die Entschädigung, Re- und Substitution von Beutematerial im Rahmen der Reichsentschädigungskommission und der Reichsrücklieferungskommission

Annika Biss (München), Der schwierige Übergang zum Frieden: Konsequenzen und Auswirkungen der Kriegswirtschaft. Transitionsstrategien nach Versailles am Beispiel der Bayerischen Motoren Werke

Christian Wevelsiep (Bochum): Gewalt aus der Ferne. Wechselbedingungen zwischen Technik und Gewaltbewusstsein

Schlusskommentar

Kontakt

Florian Triebel

Arbeitskreis Kritische Unternehmens- und Industriegeschichte e.V.
München

florian.triebel@bmwgroup.com


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung