Antisemitismusforschung

Antisemitismusforschung

Veranstalter
Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin Prof. Dr. Werner Bergmann/Dr. Mona Körte/Dr. Peter Widmann
Veranstaltungsort
Zentrum für Antisemitismusforschung, Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin, 8. Etage, Raum TEL 811
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.10.2004 - 16.02.2005
Von
Peter Widmann

Forschungskolloquium:
Feindschaften und ihre Bilder

Verschiedene Disziplinen haben zu unterschiedlichen Zeiten die Konzepte "Feind" und "Feindschaft" hinterfragt. Soziologische und politikwissenschaftliche stehen neben imagologischen und linguistischen Untersuchungen, deren Ergebnisse unter dem neueren Begriff "Gewaltforschung" zusammenlaufen. Seine Tiefenschärfe gewinnt der Begriff der Feindschaft, wenn man sich ihm über Xenelogie (Fremdheitsforschung), Vorurteilsforschung, Medientheorie, Sozialpsychologie und Diskursgeschichte nähert. Dabei haben sich verschiedene Leitfragen entwickelt: Ist der "Feind" das Ergebnis eines Prozesses der Verfeindung, hat jede Epoche ihr eigenes Konzept oder Muster von Feindschaft oder ist es eine feste Größe, die sich durch besondere Narrative als invariant erweist? Wo werden die Bilder vom Feind generiert, wo popularisiert? Gerade das Verhältnis von Bild, Bildlichkeit und Gewalt gewinnt in dem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung. Bildern wird - ob in der Historiographie oder in der Massenkultur auch jenseits ihres jeweiligen Eigenwertes eine beglaubigende Wirkung zu gesprochen. Der Begriff "Bilder" umfaßt hier mediale Repräsentationen des Krieges etwa, aber auch Stereotype und Imagologien als Bestandteil von Ideologemen, die zu Propagandazwecken instrumentalisiert werden. Auf welche Art xenophobe, religiöse und soziale Vorurteile auf Bilder verwiesen sind, zeigt die lange Geschichte der abendländischen Judenfeindschaft, die in ihren vielfältigen Erscheinungsformen geradezu als Paradigma für die wissenschaftliche Beschäftigung mit historischen wie aktuellen Problemen gelten kann, etwa für die Wirkung gesellschaftlicher Krisen und Konflikte auf die Ausbildung von Feindbildern und Diskriminierungstendenzen zwischen Kollektiven. Fragestellungen aus diesem Themenkreis bilden den Schwerpunkt des Forschungskolloquiums in diesem Semester. Außerhalb des Schwerpunkts werden einige Referate laufende Forschungsprojekte präsentieren und auf aktuelle Diskussionen eingehen.

Programm
Änderungen vorbehalten

Das Forschungskolloquium steht allen Interessierten offen - auch zum Besuch einzelner Veranstaltungen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Veranstaltungen finden mittwochs von 18-20 Uhr im Raum TEL 811, E.-Reuter-Platz 7, statt.

Programm

27.10.04
Kristin Platt (Bochum):
Zur Gestalt des Feindes und den Bedeutungen von Feindschaft. Begriffsbestimmungen

3.11.04
Andreas Pretzel (Berlin):
Manns- und Schreckensbilder. Homosexuelle in der Berliner SA am Anfang der 30er Jahre

10.11.04
Susanne Marten-Finnis (Belfast):
Czernowitz - Mythos und Wirklichkeit

17.11.04
Wolfgang Schmidt (Potsdam):
Der Kämpfer und sein Feind. Anmerkungen zur Imagination des Heroischen und seiner Gegenwelt durch die Kriegsmaler der Wehrmacht

24.11.04
Thomas Roth (Köln):
Verbrechensbekämpfung und soziale Ausgrenzung in Köln 1933-1945. Strategien und Feindbilder von Kriminalpolizei und Strafjustiz

1.12.04
Lars Jockheck (Hamburg):
Polen-Bilder der NS-Propaganda 1920-1945

8.12.04 Habbo Knoch (Göttingen):
Prekärer Paternalismus. Feindschaft und Sentimentalität in Gewaltfotografien

15.12.04
Armin Steil (Berlin):
Unterscheidungen des Fremden - Xenophobie, Ethnozentrismus, Rassismus

5.1.05
Andreas Mix (Berlin):
Das Konzentrationslager Warschau

12.1.05
Nina Haering (Potsdam):
Der Umgang mit antisemitischen Stereotypen im Werk Edgar Hilsenraths

19.1.05
Ulrich Opfermann (Siegen):
"Weiße Zigeuner" - Zur Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte der deutschen Jenischen

26.1.05
Katherina Woellert (Hamburg):
Die Grenzen des Normalen. Die Konstruktion körperlicher Normvorstellungen in Deutschland, Schweden und der deutschsprachigen Schweiz 1920 - 1960

2.2.05
Ingo Haar (Berlin):
Biopolitische Differenzkonstruktion. Bevölkerungswissenschaftliche Expertise in der Umsiedlungs- und Vernichtungspolitik 1933-1945.

9.2.05
Stefan Mörchen (Bremen):
"Echte Kriminelle" und "zeitbedingte Rechtsbrecher": Schwarzer Markt und Konstruktionen des Kriminellen in der Nachkriegszeit.

16.2.05
Michael Kohlstruck (Berlin):
Die Singularität des Holocaust - Nutzen und Nachteil einer Interpretation

Kontakt

Peter Widmann
Zentrum für Antisemitismusforschung,
TU Berlin
Ernst-Reuter-Platz 7, 10584 Berlin
030-314 248 46
030-314 211 36
widmann@zfa.kgw.tu-berlin.de

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