Das Habsburgerreich kann aufgrund seiner plurilingualen dezentralen Strukturen als ein lohnendes Untersuchungsobjekt verstanden werden, da sich die Staatlichkeit mit verschiedenen Machtzentren und durch Integration verschiedener Gesellschaften entwickeln konnte. Stand lange der Zusammenbruch der k. u. k. Monarchie 1918 im Mittelpunkt der historiographischen Bewertung, so wird inzwischen besonders auf die lange Dauer der weitgehend friedlichen Existenz des Vielvölkerstaates hingewiesen. Für das Funktionieren der Verwaltung und des Austausches war eine Kommunikation über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg von zentraler Bedeutung, weswegen sich dieser Frage im Rahmen des Kolloquiums in Amiens zugewandt werden soll.
Es soll daher speziell am Beispiel der Städte das Funktionieren der Kommunikation im Habsburgerreich aufgegriffen werden. Dazu sollen sprachlich unterschiedlich gefasste Kommunikationsräume (Österreich, Böhmen/Mähren, Nord- und Westfrankreich, Niederlande / Luxemburg, Deutschland, Ungarn, Iberische Halbinsel und Uberseegebiete) in den Fokus genommen werden, um dem Ideenfluss in verschiedenen Sprachen nachzugehen und hierbei besonders die Wege vom Hof der Habsburger Herrscher oder der Vizekönige in die mehrsprachige städtische Öffentlichkeit zu verfolgen. Hierdurch sollen Kommunikationswege, Kontinuitäten und Brüche in diachronischer wie synchronischer Weise beim Austausch zwischen den verschiedenen städtischen Organen, Höfen und Regierungen beleuchtet werden.
Damit stellen sich folgende Fragen, die für die Tagung aufgegriffen werden sollten?
- Wie sahen die Kommunikationswegen aus?
- Wer waren die an der Kommunikation beteiligten Gruppen sowohl bei Hof wie im urbanen Raum?
- Welche Stadttypen (Zentralorte / Residenzstädte versus Grenzstädte / Verwaltungsorte) spielten wie eine Rolle?
- Welche Rolle spielte Liminalität und Hybridität von städtischen Zentren als Folge der geographischen Lage oder der Mehrsprachigkeit?
- Welche Veränderungen traten durch Kommunikationsprozesse, insbesondere durch literarische Veränderung und den Transport von imaginierten Bildern auf ?
Das Kolloquium ist international und interdisziplinär. Konferenzsprachen sind neben Französisch, zudem Spanisch und Deutsch.