Thick Comparison in der Gewaltforschung? Zu Möglichkeiten und Grenzen eines Vergleichs von Gewaltsituationen

Thick Comparison in der Gewaltforschung? Zu Möglichkeiten und Grenzen eines Vergleichs von Gewaltsituationen

Veranstalter
Janis Nalbadidacis (Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin), Katharina Schmitten (Centre Marc Bloch, Berlin)
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Friedrichstr.191, 10117 Berlin, Georg-Simmel-Saal
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.06.2016 - 10.06.2016
Von
Janis Nalbadidacis

Dem Postulat einer “thick description” physischer Gewalt durch Trutz von Trotha und andere verdanken wir eine Fülle an Mikrostudien zu einer Vielzahl von Gewaltphänomenen. Wie und mit welchem Gewinn aber lassen sich Gewaltsituationen aus verschiedenen regionalen, historischen, und kulturellen Kontexten miteinander vergleichen? Welche Erkenntnismöglichkeiten und Herausforderungen sind mit dem Versuch einer “thick comparison” (Niewöhner/Scheffer 2010) in der Gewaltforschung verbunden? Diesen Fragen widmen sich das Centre Marc Bloch und der Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin in einem gemeinsam organisierten Workshop.

Dabei werden zwei Ebenen adressiert: Zum einen steht aus methodischer Hinsicht der Vergleich im Fokus, zum anderen werden auf inhaltlicher Ebene Gewaltsituationen aus verschiedenen Kontexten diskutiert. Gewaltsituationen werden dabei im Anschluss an Erving Goffman und Randall Collins als face-to-face Interaktionen unter Anwesenden verstanden. Der Workshop will vor diesem Hintergrund ein Forum bieten, um disziplinen- und regionenübergreifend in einen Dialog darüber einzutreten, wie sich zunächst einmal räumlich und zeitlich begrenzte Befunde in einem mikroperspektivischen Vergleich zusammenführen lassen. Welch Nutzen und Gefahren, Vor- und Nachteile bringt dies mit sich?

Der Workshop ist offen für alle Interessierten. Weitere Informationen finden sich unter der angegebenen URL.

Programm

Donnerstag, 09. Juni

15:30-16:00 Eröffnung
Begrüßung von Catherine Gousseff, Direktorin des Centre Marc Bloch (Berlin)
Einleitung Katharina Schmitten (Berlin) / Janis Nalbadidacis (Berlin)

16:00-18:30
I. Zwischen Kontrastierung und Generalisierung
Kommentar: Anja Johansen (Dundee)

Il-Tschung Lim (Göttingen): Vergleichbarkeit evozieren. Lyrisch-soziologisches Beschreiben in Didier Fassins Critical Moral Anthropology

Timothy Williams (Marburg): Determining the Context of Genocide – on the Opportunities and Limitations of Studying Mass Violence in a Comparative Multi-Method Research Framework, Combining Qualitative Comparative Analysis and Comparative Process Tracing

Claire Chatelain (Lille): Scènes de la violence conjugale, élites parisiennes, fin du règne de Louis XIV

19:00-20:30
Podiumsdiskussion: Thick Comparison in der Gewaltforschung?
Peter Imbusch (Wuppertal), Jörg Niewöhner (Berlin) und Felix Schnell (Essex), Moderation: Janis Nalbadidacis (Berlin); Germaine-Tillon Saal

Freitag, 10.6.2016

9:00-11:30
II. Zwischen Vergleichsgeboten und -verboten
Kommentar: Fabien Jobard (Berlin)

Gaëlle Chartier (Paris): S'amuser et se battre. Propositions pour une approche cognitive du passage à l'acte violent

Matthias Bandtel & Hares Sarwary (Wuppertal): »Thick descriptions« mit »Comparative merit«? Potentiale und Probleme des Vergleichs von Gewaltlegitimationen

Nico Rohé (Bielefeld): Juxtaposer au lieu de comparer – La normativité comparative des observateurs européens dans les guerres entre puissances étrangères à la fin du XIXème siècle

11:45-13:00
III. Zwischen Theorie und Empirie
Kommentar: Michaela Christ (Flensburg)

Tristan Oestermann (Berlin): Das Konzessionssystem im äquatorialen Afrika: Kautschuk-handel und Gewalt im Kongostaat und seinen Nachbarn

Václav Šmidrkal (Prag): Popular violence and building of the state in the Czech and Austrian lands after 1918

13:00-14:00 Mittagspause

14:00-16:00
Roman Pauli & Hares Sarwary, (Wuppertal): Gewalt als triadisches Interaktionsverhältnis. Zum Vergleich der Rolle Dritter in unterschiedlichen Gewaltkonstellationen
Zusammenführende Diskussion des Panels

Abschlussdiskussion, eingeleitet durch Teresa Koloma Beck (Berlin)

Kontakt

Janis Nalbadidacis

Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin

janis.nalbadidacis@geschichte.hu-berlin.de

https://cmb.hu-berlin.de/kalender/termin/junges-forum/