Medieval theories of the creative act / Theorien des kreativen Aktes im Mittelalter / Théories médiévales de l'acte créatif

Medieval theories of the creative act / Theorien des kreativen Aktes im Mittelalter / Théories médiévales de l'acte créatif

Veranstalter
Mediävistisches Institut der Universität Schweiz
Veranstaltungsort
Campus Miséricorde, Saal Jäggi, MIS 4112
Ort
Freiburg Schweiz
Land
Switzerland
Vom - Bis
07.09.2015 - 09.09.2015
Von
Martin Rohde

Das Kolloquium möchte die mittelalterliche Wahrnehmung und Vorstellungen zur Rolle des Künstlers und Schriftstellers, so wie vom Wesen des kreativen Aktes untersuchen. Mittelalterliche Autoren und Künstler konnten ihre Aktivitäten durch den Appell an die Tradition verteidigen: ein kreatives Werk gewann an Glaubwürdigkeit, wenn es sich auf ein vorher geschaffenes Werk bezog, welches bereits Akzeptanz und Anerkennung erfahren hatte. So wiederholten Maler die Kompositionen, Themen und Farben von früheren Malern, Philosophen zitierten ausführlich aus den Werken klassischer Denker, Poeten übersetzten und stellten die Texte von Chronisten und Kommentatoren und anderer Poeten zusammen. Alternativ dazu, oder häufiger noch zusätzlich, reklamierten Künstler für ihre Werke eine direkte göttliche Absicherung. Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass es im Spätmittelalter zu einer Veränderung von Status und Funktion des Künstlers kam. Während er zuvor mehrheitlich anonym blieb und seine Bedeutung heruntergespielt wurde, so wurden nun die individuellen Fähigkeiten und der Status als Künstler stärker gewichtet. Im Bereich der Malerei wird immer wieder Giotto als erstes Beispiel für einen Künstler angeführt, der für seinen eigenständigen kreativen Beitrag wertgeschätzt wurde und in der Literatur ist es die Selbstdarstellung von Chaucer als Übersetzer, Kompilator und Kommentator, welche die Einstellung parodiert, nach der der Poet den Status eines ,Urhebers‘ von sich weist, indem er sich an die Traditionen klammert. Hat die Forschung übertrieben, in dem sie ein solches Bild vom Künstler im Spätmittelalter zeichnet? Handelt es sich um eine unzulässige Vereinfachung, einen spätmittelalterlichen Heldenkult des Künstlers und der individuellen künstlerischen Kreativität zu proklamieren, welche den Weg zur Renaissance oder zu neuzeitlichem Verhalten bereitet hätte? Auf diese Fragen soll das geplante Kolloquium Antworten suchen.

Programm

Montag, 07.09.2015

9.00 – 9.30 Grussworte und Einführung ins Thema durch Elisabeth Dutton (Direktorin des Mediävistischen Instituts)
9.30 – 10.30 Michele Bacci (Fribourg) “Medieval Craftsmen and the Shaping of the Holy”
11.00 – 12.00 Jens Rüffer (Bern) “Artes mechanicae, creatio, ingenium and phantasia – Some remarks on the term of art in the Middle Ages”
14.00 – 15.00 Max Haas (Basel) „Über Voraussetzungen der musikalischen Produktion im 14. Jahrhundert“
15.00 – 16.00 Laurenz Lütteken (Zürich) „Virtus und memoria. Schwierigkeiten des spätmittelalterlichen Kompositionsbegriffs“
16.30 – 17.30 Almut Schneider (Magedeburg) „ergründen – vollesagen – überguiden. Poetisches Sprechen als kreativer Akt bei Konrad von Würzburg“

Dienstag, 08.09.2015

9.00 – 10.00 Elsa Strietman (Cambridge) “The Bliscapen: staging episodes in the history of creation”
10.30 – 11.30 Marco Nievergelt (Paris) “Creation, Reproduction and Idolatry: Pygmalion and Generative Textuality in the Tradition of the Roman de la Rose”
11.30 – 12.30 Olivia Robinson (Oxford) “Creation through replication? Theorising Creativity in Late Medieval Franco-English Translation”
14.00 – 15.00 Helen Swift (Oxford) “Decomposition and Recomposition: Death and Identity in Late Medieval France”
15.00 – 16.00 Sebastian Coxon (London) “Constructing the ‘author’ in large collections of short texts”
16.30 – 17.30 Emma Buckley (St Andrew) “Medieval and Early Modern: Classical Authorities in Academic Drama”

Mittwoch, 09.09.2015

9.00 – 10.00 Peter Mack (Warwick) “Expected responses and linguistic creativity in Renaissance Rhetoric”
10.30 – 11.30 Tiziana Suarez-Nani (Fribourg) « Création divine et production humaine: quelques points de repère entre Moyen Âge et Renaissance »
11.30 – 12.00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Martin Rohde

Mediävistisches Institut der Universität Freiburg Schweiz, 1700 Freiburg, Miséricorde

Martin.Rohde@unifr.ch

www.mediaevum.unifr.ch/creative_acts
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