Totgesagte leben länger? Geschichte und Aktualität ländlicher Gemeingüter in vergleichender Perspektive

Totgesagte leben länger? Geschichte und Aktualität ländlicher Gemeingüter in vergleichender Perspektive

Veranstalter
Gesellschaft für Agrargeschichte; Niels Grüne, Jonas Hübner, Gerhard Siegl
Veranstaltungsort
Universität Regensburg, Großer Sitzungssaal des Philosphicums
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.06.2015 - 13.06.2015
Deadline
04.06.2015
Von
Niels Grüne

Das Thema „Gemeingüter“ wird aktuell im Zusammenhang mit der Nutzung von „global commons“ (z.B. Atmosphäre, Weltmeere, Urwälder) rege diskutiert. Spätestens mit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 2009 an Elinor Ostrom, die bereits 1990 mit „Governing the Commons“ das heute meistbeachtete Standardwerk zum kollektiven Ressourcenmanagement vorgelegt hat, reißen die internationalen Debatten darüber nicht ab, wie eine nachhaltige Bewirtschaftung gemeinschaftlichen Besitzes organisiert werden kann.

Zugleich haben Gemeingüter in Untersuchungen zur Geschichte ländlicher Räume in den letzten zehn Jahren eine bemerkenswerte Hochkonjunktur erfahren. Nachdem lange der Niedergang dieser Schlüsselinstitution traditioneller Agrarökonomien namentlich während des 19. Jahrhunderts im Vordergrund gestanden hatte, richtet sich der Blick nun verstärkt auf ihre Funktionsweisen in den vorhergehenden Epochen und auf ihr keineswegs marginales Überdauern bis in die Gegenwart. Neben einer Fülle empirischer Detailuntersuchungen sind Synthesen bisher jedoch weithin ausgeblieben.

Angesichts einer solchen Situation verfolgt die Fachtagung der „Gesellschaft für Agrargeschichte“ das Ziel, eine vergleichende Zwischenbilanz der jüngeren Forschung zu ziehen. Es soll ausgelotet werden, welchen Erkenntnisgewinn neuere Arbeiten zur kollektiven agrarischen Ressourcennutzung gegenüber älteren Zugängen erbracht haben. Unter anderem werden exemplarische Fallstudien vor Augen führen, zu welchen Resultaten die mittlerweile dominierenden mikroanalytischen Zugriffe gelangen. Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, ob die Geschichte ländlicher Gemeingüter tatsächlich – wie vielfach suggeriert wird – als historische Blaupause für die aktuelle „commons“-Renaissance dienen kann.

Programm

Freitag, 12.06.2015

12:30-13:00 Uhr: Ankunft und Erfrischung

13:00-13:30 Uhr: Begrüßung und Einführung (Vorsitzender GfA, Organisatoren)

13:30-15:30 Uhr:

Stefan Brakensiek (Essen)
Die aktuelle historische Forschung zu ländlichen Gemeingütern im deutschsprachigen Raum. Ein Überblick

Teresa Massinger (Eichstätt-Ingolstadt)
Allmendekonflikte und Landeshoheit im territorium inclausum. Das Beispiel der Gemarkungsgemeinde Aufkirchen-Gerolfingen in der herrschaftspolitischen Auseinandersetzung zwischen Brandenburg-Ansbach und Oettingen

Jonas Hübner (Essen)
Soziale Ungleichheit in einem ländlichen Ressourcenregime der Frühen Neuzeit: die „Essener Mark“ bei Osnabrück

15:30-16:00 Uhr: Kaffeepause

16:00-18:00 Uhr:

Eduard Maur (Prag)
Ländliche Gemeingüter in Böhmen vom späten Mittelalter bis 1848

Antal Szántay (Budapest)
Ländliche Gemeingüter in Ungarn im 18. Jahrhundert

Hein van Gils (Windhoek)
Ökosystemleistungen ländlicher Gemeingüter im südlichen Afrika. Ein Vergleich zwischen Botswana und Namibia unter Berücksichtigung kolonialer Vergangenheiten

18:00-18:15 Uhr: Kaffeepause

18:15-19:15 Uhr: Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Agrargeschichte

19:45 Uhr: Abendessen

Samstag, 13.06.2015

9:00-11:00 Uhr:

Anne-Lise Head-König (Genf)
Gemeingüter und Kollektivbesitz in der voralpinen und alpinen Schweiz. Spannungen mit Blick auf Ressourcenzugang und -allokation

Niels Grüne / Gerhard Siegl (Innsbruck)
Kontrastierende Persistenz ländlicher Gemeingüter in Tirol und der badischen Pfalz (18.–20. Jahrhundert)

Evi Pechlaner (Bozen)
Die Entwicklung der Gemeinnutzungsgüter und Agrargemeinschaften in Südtirol nach 1918

11:00-11:30 Uhr: Kaffeepause

11:30-13:00 Uhr: Podiums- und Schlussdiskussion

„Rural Commons“ in Vergangenheit und Gegenwart: Potentiale eines neuen Paradigmas für die Gemeingüterforschung

Stefan Brakensiek (Essen), Daniel Schläppi (Bern), Werner Troßbach (Kassel), Clemens Zimmermann (Saarbrücken)

13:15 Uhr: Mittagessen und Ende der Tagung

Kontakt

Anmeldungen bitte bis zum 4. Juni 2015 an Nadine Glöckner, Gesellschaft für Agrargeschichte e.V.
Email: n.gloeckner@dlg.org

http://www.agrargeschichte.org