Fallstudien: Theorie-Geschichte-Methode

Fallstudien: Theorie-Geschichte-Methode

Veranstalter
Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main: Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit, Historisches Seminar, Institut für England-und Amerikastudien, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Veranstaltungsort
IG Farben- Gebäude; Campus Westend
Ort
Frankfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.09.2005 - 17.09.2005
Deadline
30.05.2004
Website
Von
Gisela Engel

Call for Papers

Internationales Symposium
Fallstudien: Theorie – Geschichte – Methode
Case Studies: History - Theory - Methodology
Frankfurt, 15. – 17. September 2005

Mit dem geplanten Symposium soll die Auseinandersetzung mit Geschichte, Theorie und Methode der Fallstudie vorangetrieben werden. Fallstudien spielen als Aussagengenre in vielen wissenschaftlichen Disziplinen eine Rolle: in den Geschichtswissenschaften ebenso wie in der Ethnologie, in der Soziologie ebenso wie in der Psychologie resp. Psychoanalyse, doch weist das Genre über die Wissenschaften hinaus. Berühmte Fallstudien sind Karl Marx’ "Der 18. Brumaire" (1852), in der Soziologie Marie Jahodas (u.a.) Studie über "Die Arbeitslosen von Marienthal" (1933), William F. Whytes’ "Die Street Corner Society" (1943) und Goffmans Beobachtungsstudien. Für die Psychoanalyse sind an erster Stelle Freuds Krankengeschichten zu nennen: seine Behandlung Doras (1905), des Rattenmannes (1909) und des Wolfsmannes (1918). Eine besondere Tradition hat die Fallstudie in der Ethnologie: Man denke etwa an Clifford Geertz’ "dichte Beschreibung" eines Hahnenkampfs auf Bali (1972). In der Historiographie kann man z. B. Thukydides’ Darstellung der Pest in Athen nennen, Tacitus’ Beschreibungen tyrannischer Herrschaft oder Machiavellis Studie über das Scheitern der Republik in Florenz, aus neuerer Zeit insbesondere die "mikrohistorischen" Arbeiten von Carlo Ginzburg oder Natalie Z. Davis. Es gibt eine lange Geschichte des wissenschaftlichen wie außerwissenschaftlichen, modernen wie vormodernen Fallstudiengebrauchs.

Fallstudien dienen der Darstellung von methodisch ermittelten Sachverhalten (Ereignissen, Zuständen, Abläufen, Personen, Dingen), die zunächst in ihrer unreduzierbaren Besonderheit beschrieben werden, damit dann ihre allgemeine Bedeutung kenntlich werden kann. Ungeklärt sind aber die erkenntnistheoretische Fundierung, die pragmatische Aussagenqualität und das Erkenntnispotential, die in der Fallstudie stecken. Auch die narrativen Verfahren bedürfen einer näheren Betrachtung. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem faktischen Gebrauch von Fallstudien, ihrer Bedeutung in den verschiedenen Wissenschaften und ihrem undiskutierten Status. Von daher gibt es ein hohes, fachübergreifendes Interesse, sich mit dem methodologischen Status der Fallstudie auseinanderzusetzen. Allerdings liegt so wenig gesichertes Wissen darüber vor, was Fallstudien zu leisten vermögen und welche Anforderungen sie erfüllen müssen, daß eine Verständigung über ihre Geschichte, Verwendungsweisen, Darstellungsstruktur und Geltungssicherung dringlich ist.

Diese Fragestellungen sollen unter folgenden Schwerpunkten entwickelt werden:
- das epistemische Subjekt der Fallstudie: Wahrnehmung, Gedächtnis, Auslegung,
- der/die Beobachter/in: Teilnahme, Distanzierung, sprachtheoretische Grundlage,
- die Organisierung des Wissens in der Fallstudie: Fragestellung, Erkenntnisinteresse,
narrative Verfahren,
- Vorgeschichte und Geschichte der Fallstudie: Gattungstheorie, Pragmatik,
- Wirkungsinteressen: Politik, Didaxe,
- fiktionale /literarische Adaptionen des narrativen Musters von Fallstudien.

Bitte senden Sie uns ein Exposé mit einem Themenvorschlag (ca. 25-30 Zeilen) und eine kurze biobibliographische Angabe (20-25 Zeilen) bis zum 15. Juni 2004 an eine der u.a. Email-Adressen zu.

Prof. Dr. Karola Brede
Institut für Sozialisationsforschung und Sozialpsychologie
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
K.Brede@soz.uni-frankfurt.de

Dr. Gisela Engel
Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit der JWGU
G.Engel@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Susanne Scholz
Institut für England- und Amerikastudien
Fachbereich Neuere Philologien
s.scholz@em.uni-frankfurt.de

Dr. Johannes Süßmann
Historisches Seminar
Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften
suessmann@em.uni-frankfurt.de

Programm

Kontakt

G.Engel@em.uni-frankfurt.de


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Deutsch
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