Das "Verbrechen gegen die Menschlichkeit":Die Singularität des Holocaust und die Aufgabe einer universalen Menschenrechtspolitik

Das "Verbrechen gegen die Menschlichkeit":Die Singularität des Holocaust und die Aufgabe einer universalen Menschenrechtspolitik

Veranstalter
Villigster Forschungsforum zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus
Veranstaltungsort
Haus Villigst, Iserlohner Str. 25, 58239 Schwerte
Ort
Schwerte
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2004 - 17.10.2004
Deadline
30.06.2004
Website
Von
Villigster Forschungsforum zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.

Das „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“:
Die Singularität des Holocaust und die Aufgabe einer universalen Menschenrechtspolitik.

Interdisziplinäre Jahrestagung des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus

Eingeführt von den britischen, französischen und russischen Regierungen im Jahr 1915, um die an den Armeniern begangenen Massaker gerichtlich verfolgen zu können, ist der Begriff „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ immer spezifisches Kennzeichen seiner Zeit und unterliegt einem ständigen Wandel. Die juristische Verfolgung der Hauptverantwortlichen des Holocausts bildet dabei die begriffsgeschichtlich und auch völkerrechtlich folgenreichste Zäsur. Auschwitz hat nicht zuletzt die Frage nach einer universalen Menschenrechtspolitik gestellt. Deren Beantwortung birgt jedoch enorme normative Spannungen, die bis heute politische, juristische, kulturelle und philosophische Probleme aufwerfen.

Die Tagung des Villigster Forschungsforums problematisiert einerseits den Nexus der Singularität des Holocaust und andererseits den Universalitätsanspruch ethischer und politischer Praktiken, der sich aus dem Adornoschen Imperativ ableitet, sein Handeln so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole.

Dazu gehen wir von zwei Fragenkomplexen aus:
1. Die Aufgabe einer universalen Menschenrechtspolitik kristallisiert sich heute in der Errichtung und Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag. Die Legitimität des IStGH ist indessen keineswegs allgemein respektiert. Diese Akzeptanzprobleme – insbesondere der Boykott des IStGH durch die Bush-Administration – werfen grundsätzliche Fragen nach der Möglichkeit einer universalen Menschenrechtspolitik auf.
2. Hannah Arendt und Alain Finkielkraut warnen davor, dass „Verbrechen gegen die Menschheit“ mit einem dubiosen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zu verwechseln. Allerdings erscheint der Begriff der „Menschheit“ kaum weniger problematisch als „Menschlichkeit“. Fragwürdig erscheint insbesondere der schnelle Schluss vom Singulären – der Vernichtung der europäischen Juden – aufs Universelle eines „Anschlags gegen alle“, das heißt „gegen die Menschheit“.

Mögliche Themen für Vorträge:
- Erfahrungen mit und Kontroversen um die sukzessive Universalisierung der Menschenrechtspolitik.
- Akzeptanzfragen und Kontroversen in der juristischen und politikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem juristischen Terminus „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
- politische Umsetzung einer universalen Menschenrechtspolitik.
- Begründungen der Singularität des Holocaust.

Abstracts (1 Seite) für einen halbstündigen Vortrag können bis zum 30. Juni 2004 mit einem kurzen Überblick über Vita und laufende Forschungsarbeiten des Autors bzw. der Autorin eingereicht werden. Vorbehaltlich der beantragten Drittmittelausstattung ist geplant, den ReferentInnen neben der vollständigen Übernahme von Reise-, Verpflegungs- und Übernachtungskosten ein kleines Honorar zu zahlen.

Bitte senden Sie Ihre Abstracts bzw. Ihre Anmeldungsanfragen an Antje Michel (antje.michel@gmx.net)

Anmeldungen für die Teilnahme zur Jahrestagung (begrenzte TeilnehmerInnenzahl) werden bis zum 31. August entgegen genommen. Vorbehaltlich der beantragten Drittmittelfinanzierung übernehmen wir Übernachtungs- und Verpflegungskosten anteilig.
Den TeilnehmerInnen entsteht ein Tagungsbeitrag von € 100 bzw. € 50 (ermäßigt).

Aus langjährigen Forschungen einer Gruppe von PromotionsstipendiatInnen des Evangelischen Studienwerks zum Holocaust ist im Dezember 2003 das Villigster Forschungsforum zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus als eingetragener Verein entstanden.
Zweck des interdisziplinär ausgerichteten Vereins ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung zur Entstehung, Struktur, Bedeutung und Wirkung von Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus sowie zu den geschichtlichen Weisen ihrer Reflexion. Die erste Veröffentlichung des Vereins mit dem Titel „Das Unbehagen in der dritten Generation“ ist kürzlich im LIT-Verlag erschienen.
Das Villigster Forschungsforum ist offen für neue Mitglieder und interessiert an einer wissenschaftlichen Vernetzung mit zu analogen Themen arbeitenden Institutionen und Personen.
Für Informationen über die Arbeit des Vereins und die Aufnahme von Mitgliedern wenden Sie sich bitte an Astrid Kirchhof (amk@forschungsforum.net)

Programm

Kontakt

Antje Michel

Villigster Forschungsforum c/o. Ev. Studienwerk,
Iserlohner Str. 25; 58239 Schwerte

antje.michel@gmx.net


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger