Ziele der Tagung:
Ausgehend vom ungenügenden Forschungsstand zum Thema „Landstände“ in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit sollen einerseits die vorhandenen Forschungsergebnisse zusammengefasst werden, andererseits neue Fragestellungen initiiert und erste Resultate daraus resultierender archivalischer Forschung vorgelegt und diskutiert werden. Dabei soll das Augenmerk einerseits auf Längsschnitte, andererseits auf regionale Vergleiche gerichtet werden. Der geografische Raum umfasst diejenigen Gebiete, die zwischen dem Ausgang des 30-jährigen Krieges und der Revolution von 1848 zum habsburgischen Staatsgebiet gehörten.
Die Tagung versteht sich als „Auftaktveranstaltung“ mit dem Ziel, weitere Projekte und Studien anzuregen. Dazu soll auch der kurz danach erscheinende Band der erzielten Ergebnisse dienen.
1) Landständische Verfassung
Vertretung der Stände im Landtag („Bänke”), Rekrutierung, Erbhuldigung, Landtafel …
2) Organisation und Funktionsweise der Stände (länderspezifisch)
Sitzungseinladungen, Tagesordnungen, Sitzungsverlauf und Sitzungsorganisation, Abstimmungsmodus, Ausschuss/Verordnete, Landhäuser, Häufigkeit des Zusammentretens (ordentlich/außerordentlich)
Verhandlungstechnik (Proposition, direkte/indirekte Verhandlungen mit dem Landesfürsten, Schriftverkehr und Protokollführung, „Gerechtigkeitsvorstellungen” und Verteilungslogiken …
3) Aufgabenbereiche der Stände
Stände und Finanzen (Steuer- und Kassensystem, Einhebungsagenden-/administration, Geldflüsse), Kriegsfinanzierung
Stände und Policey (Gesetzgebung der Stände, Mechanismen der Entscheidungsfindung, „Zirkularität von Gesetzen”
Stände und Wohlfahrt/Medizin: Seuchen, Infektionen, Landschaftsapotheken, -ärzte
Stände und Religion: Überwindung der Gegenreformation, ständischer Protestantismus, rel. Spannungen innerhalb der Stände (Prälatenbank – Herren/Ritter), Feier der „Nationalheiligen”, „ständische Wallfahrt”
Stände und Bildung: Landschaftsschulen und andere „Schuleinrichtungen”, Stände und weibliche Bildung?
Vollzugsorgan des Regenten oder Widerpart? offener und verdeckter Widerstand gegenüber dem Landesfürsten (Obstruismus), Beschwerden von Untertanen an die Stände, Supplikationen, Stände als Vermittlungsinstanz zwischen Bevölkerung und Regenten…
4) Die Stände als Grundherren
5) Ständische Repräsentation
Kunstförderung, öffentliche Aufträge, Druckwerke, Malerei, Skulpturen, Ausgestaltung der Erbhuldigungen, Inszenierung von Totengerüsten, Geburtstage des Landesfürsten, Feuerwerke und andere öffentliche Repräsentationsformen
Rolle der Stände in Selbstzeugnissen von Ständemitgliedern, Selbst-/Fremdbild (Landesfürst, Reisende) der Stände
Kommunikation und „Öffentlichkeit”
Repräsentation und Symbolik: Stände und Öffentlichkeit (Prozessionen, Erbhuldigungen ...), Landhäuser, Wohnsitze der Ständemitglieder in der Stadt, Kritik/Pamphlete
Stände und Reisen (Kavalierstouren)…
Deadline für Abgabe von Vorschlägen: 30 Juni 2004
Eine Entscheidung betreffend die Akzeptanz der Vorschläge wird spätestens im Oktober 2004 fallen, sodaß genügend Zeit für intensive Vorbereitung bleibt.
Referate in Deutsch/Englisch, Abgabe der Referate bis spätestens Ende April 2006.