Erfahrung, Erwartung, Entscheidung – Entscheidungsprozesse im Unternehmen unter konzeptionellen Gesichtspunkten

Erfahrung, Erwartung, Entscheidung – Entscheidungsprozesse im Unternehmen unter konzeptionellen Gesichtspunkten

Veranstalter
Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.
Veranstaltungsort
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.10.2015 - 09.10.2015
Deadline
15.01.2015
Von
Julia Hoppe, Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.

Call for Papers

38. Symposium der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.

am Donnerstag, den 8. und Freitag, den 9. Oktober 2015,
bei der Strabag SE, Wien

Thema «Erfahrung, Erwartung, Entscheidung – Entscheidungsprozesse im Unternehmen unter konzeptionellen Gesichtspunkten»

Unternehmen sind, so könnte man zugespitzt sagen, Maschinen, die für Entscheidungsroutinen sorgen. Sie stellen einerseits Redundanz sicher, garantieren andererseits aber auch in Fragen von großer Tragweite und mit offenem Ausgang Entscheidungsfähigkeit. Diese Entscheidungsfähigkeit (und die damit verbundene Möglichkeit, Entscheidungen auf Personen und Strukturen verbindlich zurechnen zu können) ist Voraussetzung und Bedingung dafür, dass Unternehmen überhaupt existieren können. Entscheidungsfähigkeitsermöglichung durch Ausdifferenzierung von Unternehmensorganisationen kann man im Grunde sogar als den Kern der gesamten modernen, kapitalistischen Wirtschaft ansehen. Sie hat zwei wesentliche Bezugspunkte, und zwar einerseits die Ressourcenverwendung in und durch die Organisation, andererseits die Ressourcenbeschaffung und -vermehrung (bzw. Haftung im Verlustfall) gegenüber externen Kapitalgebern, seien es nun Aktionäre oder Gläubiger. Auch wenn die Entscheidungsprozesse im Kern identisch sind, ist ihre Legitimierung und Kommunikation je nach Referenz unterschiedlich. Insofern tritt zur Ermöglichung und Aufrechterhaltung von Entscheidungen auch deren spezifische Kommunikation gegenüber den Stake- und den Share-Holdern als existentielle Herausforderung an Unternehmen heran.

Dieser hier nur skizzenhaft entfaltete Komplex nun ist konstitutiv für jede Form der Unternehmung, doch ist ihre jeweilige historische Konfiguration völlig unterschiedlich. Entscheidungen müssen fallen, aber wie sie fallen und wie sie kommuniziert werden, ist historisch überaus variabel. Zwar können sich je nach Branche, nach den je unterschiedlichen nationalen, kulturellen, regionalen und strukturellen Kontexten unterschiedliche Muster herausbilden; auch können sog. Pfadabhängigkeiten entstehen, doch ist jede Strukturbildung in dieser Beziehung prekär, da sie sich ständig unter stets wechselnden ökonomischen Bedingungen behaupten muss. Denn der Unternehmenserfolg ist unmittelbar an die Entscheidungen gebunden; bleibt er aus oder ist er im Verhältnis zur Konkurrenz unbefriedigend, wird dieses materielle Ergebnis unmittelbar als Problem in den Entscheidungsprozess zurückgespielt, der wiederum hierauf reagieren muss, entweder durch Variierung der Entscheidungsprogramme und/oder durch Austausch der Entscheidungsträger und/oder durch Änderung der Entscheidungsstrukturen.

Wie nun Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden, ist das Thema unserer Tagung. Dabei werden Beiträge gewünscht, die sich vor allem mit drei Gesichtspunkten näher beschäftigen. Zunächst geht es um entscheidungstheoretische und konzeptionelle Überlegungen zur Entstehung, Behauptung und Funktionsweise von Entscheidungsstrukturen in Unternehmen, also um Beiträge, die mehr oder weniger eng um die Frage kreisen, wie Unternehmen ihre Entscheidungszwänge bearbeiten, ohne die Sicherheit zu besitzen, stets die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Denn dass man Entscheidungen treffen muss, deren Erfolg sich erst unter den veränderten Bedingungen der Zukunft einstellen kann, konstituiert ja eine Paradoxie, die Unternehmen überwinden können müssen, wollen sie als solche fungieren. Ebenso wünschen wir uns Beiträge zu der Frage, wie diese konzeptionellen Probleme im sachlichen, zeitlichen und regionalen Vergleich gefallen und welche Schlüsse aus dieser Vielfalt von „Entscheidungskulturen“ zu ziehen sind. Entschied man im späten 18. Jahrhundert anders als heute? Wie wurden Entscheidungsroutinen organisiert? Welche Rolle spielen Personen und Individuen in Entscheidungsstrukturen? Schließlich begrüßen wir Beiträge zu einem dritten Themenfeld: was hat es mit dem „Wissen“ von Entscheidungsproblemen auf sich? Handelt es sich nur um „Moden und Mythen“? Gibt es so etwas wie eine Verwissenschaftlichung von Entscheidungsprozessen? Kann externes Wissen interne Entscheidungsblockaden bearbeiten? Ist dieses (wissenschaftliche) Wissen eigentlich der Natur des Entscheidungsproblems, zu dessen Lösung es beitragen soll, gemäß?

Die Beiträge zur Tagung sollten diese Fragen nicht nur empirisch, sondern auch und vornehmlich konzeptionell angehen. Aber auch konzeptionelle Vorträge sollten historische Fälle heranziehen, aber eher in größere Zusammenhänge des allgemeinen Überlegens und des zeitlichen, sachlichen und regionalen Vergleichs stellen. Vielleicht auch, um den in diesem Kontext noch vorhandenen Fortschrittsmythos des stets besseren Entscheidens einerseits auszurotten, andererseits als historische Kraft zu erkennen, nämlich als die Triebfeder, stets neue Anläufe zu unternehmen und sich von den Paradoxa der Entscheidungsprozesse nicht entmutigen zu lassen.

Vorschläge mit einem zwei- bis dreiseitigen Abstract und einem CV werden bis zum
15. Januar 2015 erbeten an die

Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e.V.
Dr. Andrea H. Schneider
Sophienstr. 44
60487 Frankfurt am Main
Email: ahschneider@unternehmensgeschichte.de

Als Ansprechpartner und für Rückfragen stehen die wissenschaftlichen Leiter der Tagung zur Verfügung:

Prof. Dr. Carsten Burhop, Universität Wien (carsten.burhop@univie.ac.at),
Prof. Dr. Jan-Otmar Hesse, Universität Bielefeld (jan-otmar.hesse@uni-bielefeld.de) oder
Prof. Dr. Werner Plumpe (W.Plumpe@em.uni-frankfurt.de).

Programm

Kontakt

Julia Hoppe

Sophienstraße 44, 60487 Frankfurt

069-9720 3314

hoppe@unternehmensgeschichte.de

www.unternehmensgeschichte.de
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Deutsch
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