Männer.Frauen.Krieg. Krieg und Frieden - eine Frage des Geschlechts?

Männer.Frauen.Krieg. Krieg und Frieden - eine Frage des Geschlechts?

Veranstalter
Volkshochschule Osnabrück; Erich-Maria-Remarque-Gesellschaft Osnabrück e.V.; in Kooperation mit dem Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Osnabrück
Veranstaltungsort
Volkshochschule Osnabrück, Bergstraße 8, 49076 Osnabrück
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.01.2015 - 11.01.2015
Von
Claudia Glunz

Der Fall des Eisernen Vorhangs und das vermeintliche Ende der Blockkonfrontation zwischen Ost und West weckten viele Hoffnungen auf eine friedlichere Welt. Als der Politologe Francis Fukuyama kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vom Ende der Geschichte sprach, konnte man nicht voraussehen, was in den folgenden Dekaden auf die Welt zukommen würde. Eine rasante Verflechtung von Ökonomien und Gesellschaften, der Aufstieg von industriellen Schwellenländern und der Beginn einer Verschiebung der ökonomischen und politischen Machtzentren haben begonnen, die Welt nachhaltig zu verändern. Friedlicher ist sie nicht geworden. Im Gegenteil. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählte 2013 weltweit 414 Konflikte, von denen 45 als hochgewaltsam einzustufen waren.
Es lohnt sich mithin, einen genauen Blick auf die Entstehungsbedingungen von bewaffneten Konflikten, Bürgerkriegen und Kriegen zu werfen. Was begünstigt ihr Entstehen und was kann sie verhindern? Wo sind die Grenzen zu ziehen, wenn es um gewalttätige Konflikte geht? Zu Recht spricht man von den »neuen Kriegen« an der Peripherie der Wohlstandszonen, wie es beispielsweise der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler ausdrückt.
Wie im 30jährigen Krieg sind »Kriegsunternehmer« – damals Wallenstein, heute Warlords – auf die politische Bühne zurückgekehrt. Über die Schattenkanäle der Globalisierung haben die »neuen Kriege« an die Prosperitätsökonomie der Industriestaaten angedockt.

Welche Rolle spielten und spielen Frauen in Kriegen? Sind Frauen die besseren Friedensstifterinnen? Und wie steht es um die wachsende Bedeutung von Frauen in den modernen Armeen? Diese Fragen wird zu Beginn der Tagung in einführenden Vorträgen und in einem Podium diskutiert und eröffnet eine dreitägige Auseinandersetzung über die Rollen von Männern und Frauen für die Entstehung und Entwicklung von Krieg und Frieden.
Aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven, wie Geschichte, Pädagogik, Politik, Kunst und Literatur will sich die Tagung dem Thema nähern. Wie haben sich die Geschlechterrollen in Kriegszeiten im Laufe der Geschichte verändert, wie wird die Genderfrage in der Friedenspädagogik diskutiert und kann man zum Frieden erziehen?
Ein besonderes Augenmerk gilt der Rolle von Kunst und Literatur. Können sie Einfluss nehmen auf Klischeebildungen von Geschlechterrollen und deren Auswirkungen auf Krieg und Frieden?

Programm

Freitag, 9. Januar 2015
14.00 Uhr: Anmeldung, Stehkaffee
15.00 Uhr: Eröffnung der Tagung durch Ursula Führer, Erich Maria Remarque-Gesellschaft und Dr. Carl-Heinrich Bösling, Volkshochschule Osnabrück
15.30 Uhr: PD Dr. Christoph Rass: Auf dem Weg zur gleichberechtigten Gewaltakteurin? Krieg, Militär und Gender im 20. Jahrhundert
17.00 Uhr: Marcel Pott: Frauen im Nahen und Mittleren Osten
18.30 Uhr: Hamideh Mohagheghi / Prof. Dr. Reinhold Mokrosch: Muslimische und christliche Erziehung zu Frieden und Krieg - wie sieht das konkret aus?

Im Anschluss Abendbüffet und Zeit für Gespräche im Saal der VHS

Samstag, 10. Januar 2015
9.00 Uhr: Dr. Jana Mikota: Wie Mädchen den Ersten Weltkrieg erlebten: Kriegsdarstellungen in der Mädchenliteratur
10.00 Uhr: Lioba Meyer: "Wir werden bei dir bleiben, bis wir fallen!" - Krieg als Abenteuer, Abenteuer als Krieg in der Jungenliteratur der Weimarer Republik
11.30 Uhr: Najem Wali: "Bagdad Marlboro – Ein Roman für Bradley Manning"
12.30 - 14.00 Uhr: Mittagspause
14.00 Uhr: Prof. em. Dr. Tilman Westphalen: Von mordlüsternen Amazonen über radikal pazifistische Lysistrata-Frauen und Kleists literarischer Penthesilea bis zu Margret Thatcher, Angela Merkel und Ursula von der Leyen
15.00 Uhr: Hiltrud Schäfer: "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" (Swetlana Alexijewitch)
16.30 Uhr: Prof. em. Dr. Joachim Paech: Erinnerungen an Sarajevo 1992 - 1995. Männer und Frauen machen Filme über den Krieg
17.30 Uhr: Nataly Jung-Hwa Han Tsukasa Yajima: "Trostfrauen". Das Kriegsverbrechen der systematischen Zwangsprostitution durch das japanische Militär im Asien-Pazifik-Krieg

19.30 Uhr: Theaterbesuch
Aufführung im Emma-Theater "Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei - Ein Greulmärchen" von Heiner Müller
Im Anschluss an die Aufführung findet ein Gespräch mit der Regisseurin und SchauspielerInnen statt

Sonntag, 11. Januar 2015
9.30 Uhr: Maria von Welser: "Wo Frauen nichts wert sind - Vom weltweiten Terror gegen Mädchen und Frauen"
11.00 Uhr: Cornelius Freiherr von Lepel: Frauen in der Bundeswehr - Erfahrungen und Einsichten
11.00 Podiumsgespräch: Soldatenalltag, Kampfeinsätze und posttraumatische Belastungsstörungen
Impulsvortrag: Oberstarzt Privatdozent Dr. med. Peter Zimmermann
Moderation: Prof. Dr. Reinhold Mokrosch
Verarbeitung traumatisierender Erfahrungen nach Auslandseinsätzen - Risikofaktoren und geschlechtsspezifische Unterschiede
13.00 Uhr: Schlussbetrachtungen und Podium mit kritischen Kommentierungen
----------------------------------------------------------------------------
Referenten:
Nataly Jung-Hwa Han leitet das "Korea Kommunikations- und Forschungszentrum" und setzt sich für die Rehabilitation der "Trostfrauen" ein, die von der japanischen Regierung bis heute verweigert wird.

Cornelius Freiherr von Lepel ist ehemaliger Hauptmann der Heeresaufklärungstruppe mit Einsatzerfahrung in Afghanistan sowie Referent des Wehrbeauftragten der Bundeswehr.

Lioba Meyer ist Kinderbuchautorin, ehemalige Bürgermeisterin und ehemalige Vorsitzende der Remarque-Gesellschaft.

Dr. Jana Mikota, Universität Siegen; Forschungsschwerpunkte: (Kinder- und Jugend-)Literatur, Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts, historische/aktuelle Lese- und Kanonforschung.

Hamideh Mohagheghi ist Mitglied des Arbeitskreises "Christen und Muslime" im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, sowie des Kuratoriums der Christlich-Islamischen Gesellschaft. Teilnehmerin der zweiten Deutschen Islamkonferenz.

Reinhold Mokrosch war Professor für evangelische Theologie/Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Osnabrück und Vorsitzender der Osnabrücker Friedensgespräche.

Prof. Dr. Joachim Paech war Professor für den Studiengang Medienwissenschaft an der Universität Osnabrück und bis zu seiner Emeritierung Professor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz.

Marcel Pott ist ein deutscher Journalist, Autor, Publizist sowie Rechtsanwalt und gilt als Nahost- und Islam-Experte.

PD Dr. Christoph Rass verwaltet seit 2011 die Professur für Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück und ist Mitglied des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS).

Hiltrud Schäfer, Künstlerin mit weltweiten Ausstellungen, Lehrtätigkeit am Gymnasium und der Universität, Leitung von Workshops, Fortbildungen, Schulprojekten, Vorsitzende der Freunde der Kunsthalle Osnabrück.

Najem Wali stammt aus dem Irak und zählt zu den führenden Schriftstellern der jüngeren Generation der arabischen Welt. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Maria von Welser, ehemalige Moderatorin des ZDF-Frauenmagazins "Mona Lisa", berichtete als Journalistin aus Bosnien, Palästina und Ostasien.

Prof. em. Dr. Tilman Westphalen war Professor für Anglistik und Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück. Er ist Gründer der E. M. Remarque-Gesellschaft und des Remarque-Friedenszentrums.

Tsukasa Yajima, Japan, hat als Fotojournalist u.a. für die renommierte japanische Tageszeitung Asahi Shimbun gearbeitet und hat viele der ehemaligen "Trostfrauen" porträtiert.

Oberstarzt Privatdozent Dr. med. Peter Zimmermann ist als Psychiater Leiter des Psychotraumazentrums des Bundeswehrkrankenhauses Berlin und verantwortlich für Betreuungs-, Gesprächs- und Thearapieangebote für die aus Einsätzen zurückkehrenden SoldatInnen.

Kontakt

Carl-Heinrich Bösling

Volkshochschule Osnabrück
Bergstraße 8, 49076 Osnabrück
05 41/323 – 22 43 /– 46 94
05 41/323 – 43 47
boesling@vhs-os.de

http://www.vhs-os.de/11069.asp