Europäische Gelehrtenkulturen (1100-1750). Praktiken, Positionen, Periodisierungen

Europäische Gelehrtenkulturen (1100-1750). Praktiken, Positionen, Periodisierungen

Veranstalter
DFG-Netzwerk "Institutionen, Praktiken und Positionen der Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch"; Graduiertenkolleg "Expertenkulturen des 12. bis 18. Jahrhunderts"
Veranstaltungsort
Alfred-Hessel Saal, Historisches Gebäude der SUB
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2014 - 15.11.2014
Website
Von
Jan-Hendryk de Boer

Das Ziel des die Tagung veranstaltenden Netzwerkes „Institutionen, Praktiken und Positionen der Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert“ ist es, ein Quellen- und Methodenhandbuch zur Universitätsgeschichte vom 13. bis zu 16. Jahrhundert vorzulegen. Das Handbuch stellt einzelne Quellengattungen, vom Verwaltungsschrifttum über Lehrwerke bis zu literarischen und materiellen Zeugnissen, artikelweise vor. Dabei werden jeweils die formalen Charakteristika, die Entstehungsbedingungen und Funktionen der jeweiligen Gattung erläutert und deren Transformationen im historischen Verlauf beschrieben. Außerdem werden bisherige Forschungsansätze vorgestellt und Möglichkeiten aufgezeigt, wie neuartige Perspektiven auf den jeweiligen Quellentyp eröffnet werden können. Jeder Artikel endet mit einer bibliographischen Zusammenstellung wichtiger Editionen und einschlägiger Forschungsliteratur. Die einzelnen je einer Quellenart gewidmeten Artikel werden in drei Großgruppen versammelt: Diese Dachartikel befassen sich mit den Bereichen „Repräsentation“, „Verwaltung“ sowie „Lehren und Lernen“. Einem umfassenderen Einleitungsartikel wird es zukommen, verbindende Aspekte, institutionelle Rahmen und wichtige Linien der Forschungsgeschichte hervorzuheben.
In unserer Abschlusstagung wollen wir nicht nur unser Handbuch vorstellen und Einblicke in unsere Arbeit geben, sondern vor allem den Blick noch einmal weiten: Zeitlich, indem wir die Entwicklung von Gattungen, Positionen und institutionellen Bedingungen vom 11. bis zum 18. Jahrhundert untersuchen; thematisch, indem wir auch solche Texte und Themen diskutieren, die im formalisierten Rahmen eines Handbuchs nicht adäquat behandelt werden können; und schließlich methodologisch, indem Referentinnen und Referenten aus ganz verschiedenen Disziplinen ihre spezifische Arbeitsweise an konkreten Beispielen vorstellen. Unter den drei leitenden Gesichtspunkten „Praktiken“, „Positionen“ und „Periodisierungen“ soll exemplarisch nachvollzogen werden, wie Texte, Textsorten, Themen und Inhalte sowie institutionelle und personale Bedingungen einander beeinflussen und durch ihre Relationen Dynamiken wie Beharrungen ins Werk setzen. Indem Beispiele aus ganz unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Kontexten untersucht werden, erhoffen wir uns, Entwicklungslinien ausmachen zu können, die die vormoderne Universitäts- und Gelehrtengeschichte prägten. Anhand der Fallanalysen soll schließlich gefragt werden, welche je spezifischen Methoden angewendet werden können, um auch solche Erkenntnisse aus den Quellen zu gewinnen, die bisher durch die eingeschliffenen Arbeitsweisen verstellt waren.

Programm

Mittwoch, 12.11.2014

14.30-15.00
Begrüßung
MARIAN FÜSSEL (Göttingen), FRANK REXROTH (Göttingen)
15.00-16.00
Vorstellung des Netzwerks
STEFANIE RÜTHER (Göttingen), MAXIMILIAN SCHUH (Heidelberg)
Kommentar RAINER CHRISTOPH SCHWINGES (Bern)
16.30-18.00
WILLEM FRIJHOFF (Amsterdam): University, academia, Hochschule, college: early modern perceptions and realities of European institutions of higher education
FLORIAN HARTMANN (Bonn): Protouniversitäre Lehre in Bologna

Donnerstag, 13.11.2014

9.15-10.45
MARCEL BUBERT (Göttingen): Philosophische Identität? Selbst-Kategorisierung und Sozialisation an der Artistenfakultät (13./14. Jh.)
RUEDI IMBACH (Paris): Metaphysik am Basler Konzil. Erkundungen zu dem in Basel entstandenen Traktat „Colliget principiorum“ des Heymericus de Campo
11.15-12.45
NATHALIE GOROCHOV (Paris): Governing the University and the State in the Middle Ages (13th-15th Centuries): Practices, Models and Reciprocal Influences
THIERRY KOUAMÉ (Paris): Institutionelle Wirkungsweise der Universitäten vom Pariser Typus in Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich, 13.-15. Jh.
14.15-15.45
HARALD BOLLBUCK (Göttingen): Instruktion und Netzwerk. Formen lutherischer Historiographie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
CHRISTOPH SCHÖNAU (Göttingen): Erasmusʼ „Apologia ad Fabrum“ in ihrem historischen Kontext
16.15-17.45
ULRICH LEINSLE (Regensburg): Disputationen in philosophischen Promotionsakten an der Jesuitenuniversität Dillingen im 16. Jahrhundert
HANSPETER MARTI (Engi): Die frühneuzeitliche Schuldisputation. Perspektiven und Probleme ihrer Erforschung
18.15-19.45 Öffentlicher Abendvortrag
DANIELA RANDO (Pavia): „Angewandtes“ Wissen zum „Handeln“: Ein Pisa-Test für Gelehrte des 15. Jahrhunderts

Freitag, 14.11.2014

9.15-10.45 THOMAS WOELKI (Berlin): Juristische Politikberatung konkret: Die öffentlichen Disputationen des Angelo degli Ubaldi (†1400)
JANA MADLEN SCHÜTTE (Göttingen): Konflikte und Konkurrenzen der Mediziner in den Fakultäts- und Rektoratsakten (15./16. Jh.)
11.15-12.45
JÖRG SCHWARZ (München): Die Wiener Neustädter Wappenwand und die Gelehrtenkultur des Habsburgerhofes um 1450
THORSTEN SCHLAUWITZ (Erlangen): Der Stolz der Familie, die Zierde der Stadt? Gelehrte in den genealogischen und panegyrischen Texten Nürnbergs
14.15-15.45
JEAN-LUC LE CAM (Brest): Vorlesungszettel und akademische Programme. Zur Rekonstruktion des akademischen Betriebs und Lebens jenseits der Lektionskataloge: das Beispiel des Helmstedter Rhetorikprofessors Christoph Schrader (Professur 1635-1680)
YANN DAHHAOUI (Lausanne): Mehrmals dasselbe mit anderen Worten. Das Exzerpieren und seine Folgen am Beispiel der Historiographie des Narrenfestes (1600-1800)
16.15-17.45
JAN-HENDRYK DE BOER (Göttingen): Form und Formlosigkeit des Judenhasses. Elemente universitärer Gelehrsamkeit in judenfeindlichen Traktaten um 1500
PATRIZIA CARMASSI (Wolfenbüttel): Philologie und Gelehrtennetzwerke im XVII. Jahrhundert am Beispiel von Marquard Gude (1635-1689)

Samstag, 15.11.2014

9.15-10.45
MATTHIAS ROICK (Wolfenbüttel/Göttingen): Der Jasager und der Neinsager. Humanistische Gelehrtenkultur am Hof der Aragonesen in Neapel
BERND ROLING (Berlin): De asitia: Fortunio Liceti, Rodrigo de Castro und die universitäre Aufarbeitung der Magersucht im 17. Jahrhundert
11.15-13.00
Zusammenfassung der Tagungsergebnisse
MAXIMILIAN SCHUH (Heidelberg), SITA STECKEL (Münster), JAN-HENDRYK DE BOER (Göttingen)
Schlussdiskussion

Kontakt

Jan-Hendryk de Boer

Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, Heinrich-Düker-Weg 14, 37085 Göttingen

jdeboer@uni-goettingen.de


Redaktion
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