Politische Architektur in Mitteleuropa im langen 19. Jahrhundert

Politische Architektur in Mitteleuropa im langen 19. Jahrhundert

Veranstalter
Polnische Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien; Institut für Kunstgeschichte, Uniwersytet Wrocławski (Universität Breslau)
Veranstaltungsort
Jan III Sobieski-Saal, Polnische Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien, Boerhaavegasse 25, 1030 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
11.12.2014 - 12.12.2014
Von
Malwina Talik

Das Thema der Konferenz befasst sich mit einer interdisziplinären Darstellung des Städtebaus und der Architektur in mitteleuropäischen Städten, wobei der Einfluss politischer, nationaler, gesellschaftlicher und konfessioneller Auseinandersetzungen auf den Charakter insbesondere der Stadtzentren im Mittelpunkt steht. Es werden polnische, tschechische und ungarische Städte diskutiert, die zu drei Imperien gehörten. Ihre architektonisch-städtebauliche Umgestaltung wurde nicht nur durch allgemeine Modernisierungs- und Citybildungsprozesse, sondern auch durch besonders angespannte nationale und konfessionelle Verhältnisse sowie innerpolitische Konflikte determiniert. Sie waren es, die die Errichtung bestimmter Bauwerke wie etwa Regierungsgebäuden, Sakralbauten, Schauspielhäusern oder Museen entscheidend beeinflussten, sollten sie doch als „Bastionen“ des Deutschtums oder Russentums in der Opposition zum Polentum bzw. Tschechentum und Ungarischen fungieren. Der Begriff „politische Architektur“ wird mit Merkmalen wie „Größe oder Monumentalität“ verbunden. Eine extrem wichtige Rolle spielte auch die exponierte Lage, die die Sichtbarkeit und Dominanz im städtischen Raum und die Demonstration der Macht verschiedener Akteure (des Staates, des verschiedenen bürgerlichen Gruppierungen, der kommunalen Behörden, der katholischen, protestantischen oder orthodoxen Kirchen sowie jüdischen Institutionen) ermöglichte. Die geeignetsten Grundstücke für repräsentative Bauten befanden sich in der Stadt des 19. Jahrhunderts in der Regel innerhalb des ehemaligen Festungsgeländes - ein Paradebeispiel dafür ist sicherlich Wien, aber auch Krakau oder Leipzig. Repräsentative Plätze gab es auch entlang des Ufers der großen Flüsse - hier ist vor allem an die Brühlsche Terrasse in Dresden oder an die Bebauung der Budapester Donauufer zu denken. Die staatliche, bürgerliche, aber auch kirchliche Selbstdarstellung nahm im ostmitteleuropäischen Raum im 19. Jahrhundert signifikante und neue Formen an. Die ostentative Demonstrierung von Überlegenheit, Kraft und Machtgewalt ging häufig einher mit einer verschleierten und symbolkodierten „sprechenden Architektur“ . Diese wurde durch die, dem fremden Staat untergeordneten Bevölkerungsgruppen, geschaffen. Es führte oft zu einer grundsätzlichen Umgestaltung des öffentlichen Raums und einer neuen Bedeutungshierarchisierung, wobei sowohl „die Herrscher“ als auch „die Unterdrückten“ nach ihrer eigenen Architektursprache suchten. Das spiegelte sich u.a. in der Form und gezielt gewählten Dekoration (Skulptur, Malerei) sowie der bevorzugten Stilistik (z.B. Neugotik, Neorenaissance) wider, die mit der eigenen Geschichte und Tradition assoziiert wurden. Monumentale Bauwerke, die im 19. Jh. die Zentren der untersuchten Städte ausfüllten oder ausfüllen sollten, waren vor allem als „politische Architektur“ konzipiert. Sie eignete sich den wichtigsten Teil des Stadtraums an, indem sie neue Strukturen von ausgebauter Symbolik und Ikonologie bildete.

Programm

Abendvortrag am 11.12,19.00 Uhr, ct

Prof. Michaela Marek, Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität Berlin, Professorin für Kunstgeschichte Osteuropas: "Wie wird Architektur politisch? Anmerkungen zu Architekturbegriff und Methodik".

Sitzung am 12.12

9.00- 11.00
Prof. Tadeusz Żuchowski, Institut für Kunstgeschichte, UAM Universität Poznań: Stil als Bedeutungsträger? Einige Gedanken über Stil und Neostil im 19 Jh.

Prof. Agnieszka Zabłocka-Kos, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wroclaw: Politische Stadträume in West- und Ostmitteleuropa im langen 19. Jahrhundert im Vergleich

Kaffeepause 11.00 - 11.30

11.30 – 13.30
Prof. Krzysztof Stefański, Institut für Kunstgeschichte, Universität Łódź: Sakralarchitektur in Polen um 1900 als Politikum

Prof. Malte Rolf, Instituts für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Professur für Geschichte Mittel- und Osteuropa, Universität Bamberg: Steinerne Russifizierung? Imperiale Architektur in Warschau und Wilna (1864-1915)

Mittagspause 13.30 – 14.30

14.30 – 16.30
Prof. Werner Telesko, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Direktor des Instituts für Kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM): Das „Kaiserforum“ der Wiener Hofburg (1869) – neue Überlegungen zum imperialen Anspruch einer „politischen Architektur“

Dr. Rostás Péter, Budapest History Museum: Die Budaer Burg und das Budapester Donauufer. Eine politische Landschaft.

Kaffeepause 16.30 – 17.00

17.00 – 19.00
Dr. Richard Kurdiovsky, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kunst- und musikhistorische Forschungen: Kasernenbauten als politische Statements? Militärarchitektur in Architekturzeitschriften der Habsburgermonarchie und ihre semantischen Qualitäten.

Prof. Frank M. Schuster, Institut für Germanistik, Universität Łódź, Universität Gießen: Die Politisierung der Architektur in der multikulturellen Stadt Lodz. Von der Nationalisierung der Steine, über die Heiligsprechung der Straßen bis hin zur Arisierung des Rechten Winkels.

Schlussdiskussion

Kontakt

talik@viennapan.org

http://www.viennapan.org/
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung