Das arme Subjekt. Subjektivierungen und sozialer Raum

Das arme Subjekt. Subjektivierungen und sozialer Raum

Veranstalter
Dr. Nina Mackert, Universität Erfurt; Dr. Wiebke Wiede, Universität Trier
Veranstaltungsort
Ort
Trier
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.09.2015 - 05.09.2015
Deadline
31.12.2014
Website
Von
Wiebke Wiede

Foucaults genealogische Subjektivierungsgeschichten problematisieren die historische Produktion von Subjektivität exemplarisch in Wissens- und Machtgeschichten von Devianz, Delinquenz oder Randständigkeit. Die soziologische und historische Forschung zum gegenwärtig aktuellen Feld der Subjektivierungsforschung erweist Foucaults Machtkonzept regelmäßig Referenz. Gerade in Kombination mit den Gouvernementalitätsstudien stand dabei bisher in der Regel das Interesse an der Analyse hegemonialisierter Subjektpositionen im Vordergrund, über die Individuen sich entlang allgemein anerkannter Normen subjektivieren. Vom subjektivierenden Potential gesellschaftlich randständiger Subjektpositionen ist dagegen weniger die Rede. Fragen nach sozialen Bedingungen von Subjektivierung, wie sie soziale Differenzen und asymmetrische Herrschaftsverhältnisse bezeichnen könnten, bleiben zudem oft ausgeklammert. Das „Subjekt“ der Subjektanalyse ist nicht selten (zumindest implizit vorausgesetzt) westlich, männlich und weiß und verfügt über ein Mindestmaß an kulturellem Kapital, um Subjektanforderungen von „Selbstoptimierung“, „Kreativität“ oder „Effizienz“, wie sie für die jüngste Zeitgeschichte des Selbst formuliert werden, zu erfüllen. Inwieweit lässt sich aber Subjektformung im stratifizierten, sozialen Raum situieren? Wie funktioniert die Subjektivierung armer, kranker, arbeitender oder krimineller Subjekte? Sind „untere Klassen“ in ihrer Sorge um sich auf Bourdieus „Geschmack am Notwendigen“ verwiesen? Sind sie zentral für die Durchsetzung von Subjektkulturen, wie in Ulrich Bröcklings Analyse des „unternehmerischen Selbst“, das im Topos des „Unternehmers der eigenen Arbeitskraft“ in der Arbeitslosenforschung 1984 das erste Mal aufscheint? Und sind sie noch auf eine andere Weise mit hegemonialisierten Subjektpositionen verknüpft als ‚lediglich‘ als „‚Verhinderer‘ des Allgemeinen“ (Martin Nonhoff)?

Der Workshop „Das arme Subjekt. Subjektivierungen und sozialer Raum“ soll den Austausch über subjekttheoretische Problemlagen in sozialkritischer Perspektive fördern und lädt Kolleginnen und Kollegen ein, die historisch, sozial- oder kulturwissenschaftlich im Bereich der Subjektanalyse arbeiten. Im Fokus soll die Geschichte der Subjektivierungen im 19. und 20. Jahrhundert liegen. Wir interessieren uns etwa für die Problematiken von Führung und Erziehung im disziplinarischen Rahmen, Heteronomieerfahrungen und Autonomieansprüche historischer Subjekte sowie Realisierungen subversiver Begehren „nicht mehr Subjekt sein zu wollen oder zu können“ (Dietmar Kamper) in verschiedenen Spannungsverhältnissen des Sozialen, wie etwa Arbeit, Konsum und Körper.

Der Workshop soll vom 3. bis 5. September 2015 in Trier stattfinden. Reise- und Übernachtungskosten werden erstattet. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Um die Zusendung von Abstracts (2.000 bis 3.000 Zeichen) und eines kurzen CV an Dr. Wiebke Wiede (wiede@uni-trier.de) und Dr. Nina Mackert (nina.mackert@uni-erfurt.de) wird bis zum 31.12.2014 gebeten.

Programm

Kontakt

Wiebke Wiede

Universität Trier

wiede@uni-trier.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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