Staat, Gesellschaft und Demokratisierung - Luxemburg im kurzen 20. Jahrhundert

Staat, Gesellschaft und Demokratisierung - Luxemburg im kurzen 20. Jahrhundert

Veranstalter
FNR-Projekt „Gesellschaftliche Partizipation und Identitätsbildung. Der Kampf um politische, wirtschaftliche und kulturelle Teilhabe in Luxemburg im europäischen Zusammenhang von den 1930er Jahren bis 1980.“ (Partizip 2) der Universität Luxemburg
Veranstaltungsort
Centre culturel de rencontre Neumünster (CCRN); 28, rue Münster; L-2160 Luxembourg
Ort
Luxembourg
Land
Luxembourg
Vom - Bis
27.11.2014 - 29.11.2014
Deadline
21.11.2014
Von
Thorsten Fuchshuber

Das Projekt Partizip 2 erforscht Ursachen, Formen und Grenzen gesellschaftlicher Partizipation in Luxemburg und seinen Nachbarregionen von den 1930er Jahren bis zum Ende der 1970er Jahre. Es geht den historischen Wurzeln der Spaltung der luxemburgischen Gegenwartsgesellschaft, aber auch Phänomenen nationaler Konsolidierung nach.

Die Abschlusstagung des Projekts, das im Januar 2015 endet, wendet unter dem Titel „Staat, Gesellschaft und Demokratisierung“ den Blick auf die Kräfte und Dynamiken, die zur Festigung bzw. Erschütterung der gesellschaftlichen Kohäsion im Luxemburg des „kurzen 20. Jahrhunderts“ beigetragen haben. So hat der britische Historiker Eric Hobsbawm die Epoche bezeichnet, die durch den Ersten Weltkrieg eingeläutet wird und mit dem Fall der Berliner Mauer als Symbol für eine abermalige grundlegende Neuordnung der Welt endet.

Globalgeschichtlichen Phänomenen wie Demokratisierung und Nivellierung der Klassenunterschiede stehen in diesem Zeitraum autoritäre Tendenzen und Ausschließungsmechanismen entgegen. Unter Bezug auf verschiedene Gruppen der Luxemburger Bevölkerung untersucht die Tagung spezifische gesellschaftliche Entwicklungen und bringt diese in einen regionalen, europäischen und internationalen Zusammenhang ein. Dadurch wird deutlich, inwiefern die Geschichte des Landes spezifisch luxemburgisch war bzw. inwiefern die hiesige Entwicklung im europäischen Kontext als exemplarisch gelten kann.

Die Konferenz untersucht jedoch nicht nur historische Entwicklungen, sondern auch, wie es heute, nach der vermeintlichen Zeitenwende, die das Ende des „kurzen Jahrhunderts“ benennt, um demokratische Partizipation und deren Grundlagen in Luxemburg und Europa bestellt ist. Darüber soll nicht zuletzt eine Diskussionsveranstaltung Auskunft geben.

Programm

Donnerstag, 27. November 2014, nachmittags

15.00 Uhr Begrüßung

Panel 1: Herausforderungen der Demokratisierung: Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit

15.10 Uhr „Der Kultus der Inkompetenz“ – Parlamentarismuskritik in der Zwischenkriegszeit (Michel Dormal)
15.30 Uhr Anarchisme(s) au Luxembourg dans l’Entre-deux-guerres. Contre le fascisme, le communisme… et la démocratie parlementaire (Fréderic Krier)
15.50 Uhr La communauté organique comme rempart. La structure familiale traditionnelle, la modernisation et les crises des années 1930 au Luxembourg (Vincent Artuso)
16.10 Uhr Flüchtlingsströme, Antisemitismus und Geselligkeit – Jüdisches Leben im Spiegel administrativer Dokumente des Stadtarchivs Luxemburg (Evamarie Bange)
16.30 Uhr „Und darin fühlen totsicher die alteingesessenen luxemburger Juden parallel mit ihren arischen Mitbürgern.“ Die Abwehr jüdischer Einwanderung in den 1930er Jahren als Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus (Marc Gloden)
16.50 Uhr La participation politique des Juifs aux élections (communales) au Luxembourg dans l’entre-deux-guerres (Daniel Thilman)
17.10 Uhr Diskutant: Denis Scuto, Uni Luxemburg
17.30 Uhr Diskussion

Donnerstag, 27. November 2014, abends

19.00 Uhr Auftaktveranstaltung

Grußwort Marc Schiltz, Generalsekretär des „Fond national de la recherche“ (FNR)

Einführung Norbert Franz, Co-Projektleiter Partizip II

Postsouveräne Nation und die Gesellschaft Europas: Eröffnungsvortrag von Ulrich Bielefeld, Hamburger Institut für Sozialforschung

Freitag, 28. November 2014, morgens

Panel 2: Vom Nationalismus zur Staatengemeinschaft: Krieg, Kolonialismus, Globalisierung, Solidarität

09.30 Uhr La position des associations d‘anciens résistants face au militarisme, impérialisme et pacifisme (1945 – à nos jours) (Elisabeth Hoffmann)
09.50 Uhr La fin de l’époque coloniale au Luxembourg : les relations du Grand-Duché avec les pays du Tiers-Monde au tournant des années 1960 (Régis Moes)
10.10 Uhr Le mouvement de solidarité avec le Nicaragua sandiniste. À la recherche d’une démocratie plus participative (Charel Roemer)
10.30 Uhr Du bassin minier au monde financier : le Luxembourg change de profil (Laurent Moyse)
10.50 Uhr Luxembourg : La Banque d’un monde qui change. L’essor de la place financière dans un contexte de transformation de l’ordre économique d’après-guerre (Vincent Artuso)
11.10 Uhr Diskutant: Claude Wey, Musée national d‘histoire naturelle
11.30 Uhr Diskussion

Freitag, 28. November 2014, nachmittags

Panel 3: Trauma, Wandel und Erinnerung

14.00 Uhr Die Erinnerung an den Fall Gelb im Luxemburger Wort (Benno Schulz)
14.20 Uhr Der Umgang mit der Shoah im Nachkriegs-Luxemburg (Renée Wagener)
14.40 Uhr Mal Blumenstrauß, mal Handschellen. Determinanten für gesellschaftliche Teilhabe und Nichtteilhabe luxemburgischer und ostbelgischer Wehrmachtsoldaten im Spiegel ihrer Heimkehrerschicksale (Peter Quadflieg)
15.00 Uhr Politische Teilhabe durch Geschichtspolitik „von unten“? Die Organisationen ehemaliger „Zwangsrekrutierter“ in Luxemburg und Ostbelgien (Eva Klos)
15.20 Uhr „Meng Boma war Hausfra, wéi dat eben deemools war“ − Vergangenheitsvorstellungen von weiblichen Lebensläufen (Sophie Neuenkirch)
15.40 Uhr Diskutantin: Elisabeth Boesen, Uni Luxemburg
16.00 Uhr Diskussion

Freitag, 28. November 2014, abends

17.30 Uhr Rundtischgespräch: Gesellschaftliche Partizipation und die Realisierung der Demokratie heute

Gäste: Laura Zuccoli, Präsidentin der Association de Soutien aux Travailleurs Immigrés (Asti)
Alex Bodry, Abgeordneter, Präsident der Commission des Institutions et de la Révision constitutionnelle
Jean-Paul Lehners, Co-Projektleiter Partizip 2, Uni Luxemburg
Michel Dormal, Politologe, Uni Trier
Luc Heuschling, Rechtswissenschaftler, Uni Luxemburg

Moderation Renée Wagener, Uni Luxemburg
Die Veranstaltung findet auf Luxemburgisch statt.

Samstag, 29. November 2014, morgens

Panel 4: Konsolidierung, Krise, Nationalismus

10.00 Uhr Nation und Biopolitik. Annäherungen an die Problematisierung der Prostitution während der Zwischenkriegszeit. (Heike Mauer)
10.20 Uhr Die Schule der Nation. Identität und Schulgeschichte in Luxemburg zwischen 1944 und 1979 (Thomas Lenz)
10.40 Uhr (Trans-)Nationale Inklusion durch Schule von Kindern portugiesischer Arbeitsmigranten in Luxemburg in den 1970er Jahren (Thierry Hinger)
11.00 Uhr Nationalsprache und nationale Identität. Die Debatten im Vorfeld des Sprachengesetzes (1974-1984) (Fernand Fehlen)
11.20 Uhr Europäische Zusammenarbeit und demokratische Emanzipation in Luxemburg (Ben Fayot)
11.40 Uhr Diskutant: Ulrich Bielefeld, Hamburger Institut für Sozialforschung
12.00 Uhr Diskussion

12.30 Uhr Schlusswort

Kontakt

Thorsten Fuchshuber

Université du Luxembourg
Campus Walferdange bât. X, 1.05; L-7201 Walferdange

colloque@uni.lu

partizip.uni.lu