Der Historiker und Migrationswissenschaftler Prof. Dr. Jochen Oltmer spricht über die Entwicklung von Migration und Minderheitenfragen im Europa des 20. Jahrhundert.
Die Themen Migration und Minderheiten sind derzeit aktuell wie nie – ob es um eine vermeintliche ‚Armutszuwanderungʻ aus Osteuropa geht, um Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, oder um den Umgang mit großen europäischen Minderheiten wie den Roma und Sinti.
Migrationsbewegungen prägten Europa im 20. Jahrhundert. Die beiden Weltkriege zogen große Flüchtlingsströme mit sich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedingten die zunehmende Globalisierung und das Wirtschaftswachstum der 1950er und 1960er-Jahre neue Zuwanderungen durch die Anwerbung von ‚Gastarbeiternʻ, durch Dekolonialisierung und weltweite Fluchtbewegungen. Die Bundesrepublik wandelte sich infolgedessen zum Einwanderungsland, aus dem migrantische Minderheiten nicht mehr wegzudenken sind.
Sowohl Migration als auch Minderheitenbildung unterliegen vielgestaltigen Aushandlungsprozessen. Häufig werden die als ‚Migrationʻ beschriebenen räumlichen Bewegungen von Menschen in der öffentlichen Diskussion als Problem für Sicherheit, Gesellschaftspolitik, wirtschaftliche Prosperität oder das Funktionieren von sozialen Sicherungssystemen dargestellt.
Der Migrationshistoriker Prof. Dr. Jochen Oltmer fragt für das Europa des 20. Jahrhunderts nach Bedingungen, Formen und Folgen der Aushandlung von Migration und Minderheitenbildung und sucht in diesem Kontext nach Mustern im Blick auf Interessen, Techniken, Beziehungen und Interaktionen unterschiedlicher Akteure.
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