Wachstum ohne Alternativen? Geschichtskulturelle und wissensgeschichtliche Dimensionen von Wachstumsnarrativen

Wachstum ohne Alternativen? Geschichtskulturelle und wissensgeschichtliche Dimensionen von Wachstumsnarrativen

Veranstalter
Prof. Dr. Veronika Lipphardt (MPIWG Berlin); Prof. Dr. Martin Lücke (FU Berlin); Prof. Dr. Birger Priddat (Universität Witten/Herdecke)
Veranstaltungsort
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Main Conference Room, Boltzmannstraße 22, 14195 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.11.2014 - 07.11.2014
Deadline
31.10.2014
Website
Von
Nina Ludwig

Verfolgt man aktuelle Debatten zur Lösung europäischer und globaler Wirtschaftskrisen, so scheint einzig Wachstum in der Lage zu sein, die gesellschaftlichen und ökonomischen Probleme zu lösen: Die Formel „Wohlstand durch Wachstum“ bestimmt die Rhetorik wie auch das Handeln politischer Entscheidungsträger. Die Überzeugung, dass wirtschaftliches Wachstum alternativlos sei, scheint gesellschaftlich tief verwurzelt; für die Ökonomik ist Wachstum ohnehin eine Basiskategorie. Wachstumskritische Stimmen werden zwar immer deutlicher hörbar, aber noch nicht als grundsätzliche Herausforderung des kollektiven Einvernehmens wahrgenommen. Wie konnte, so fragt dieser Workshop, der Wunsch nach stetigem Wachstum zu einer so mächtigen Leitidee werden? Unter welchen Bedingungen etablierte sie sich als selbstverständliches, unhinterfragtes Wissen? Haben kritische Positionen jene Wachstumsgläubigkeit herausfordern können? Wie wirkmächtig ist diese Leitidee heute?
Der Workshop geht von der These aus, dass Wachstum aufgrund seiner ihm inhärenten Zeitdimension erzählt werden muss, dass den individuellen und kollektiven Sinngebungen von Wachstum ein implizites oder explizites Geschichtsverständnis zugrunde liegt, und dass Wachstumserzählungen ein fester Bestandteil jeder Geschichtskultur sind. Oder anders: Die Erlösungsformel vom stetigen Wachstum ist deshalb so mächtig, weil sie auf historisch gesättigten Erfahrungen über und mit der Zeit als sozialer Grösse beruht.

Programm

Donnerstag, 06. November 2014

10.00 Begrüßung und Vorstellung des Projektes
- Veronika Lipphardt
- Martin Lücke
- Birger Priddat

10.30-12.00 Vorträge und Diskussion
- Rolf Peter Sieferle: Der universalgeschichtliche Ort des Wirtschaftswachstums
- Birger Priddat: Wachstum als „heaven on earth“-Narrativ

12.00-13.00 Mittagspause

13.00-14.30 Vorträge und Diskussion
- Christine Künzel: Prinzip Schlaraffenland? Die märchenhafte Logik des Wachstumsnarrativs
- Wolf Dieter Enkelmann: Narrativ ‘Europa’ – Exzentrik als Prinzip und das szientifische wie populäre Bedürfnis nach Remythologisierung

14.30-15.00 Kaffeepause

15.00-16.30 Vorträge und Diskussion
- Clemens Albrecht: Modernisierung
- Hans-Christoph Liess: Brauchen wir jetzt den dritten Max Weber?

16.30-17.00 Kaffeepause

17.00-18.30 Vorträge und Diskussion
- Axel Hüntelmann: Wachsen, Werden und Vergehen. Archäologisches Arbeiten an den verschütteten biologischen Fundamenten ökonomischen Wachstums
- Veronika Lipphardt: Zum Wachstumsnarrativ des Steinzeitmenschen

19.00 Dinner (Vortragende sind eingeladen)

Freitag, 07. November 2014

9.30-11.00 Vorträge und Diskussion
- Martin Lücke: Wachstumsnarrative in Geschichtskulturen
- Oliver Kuttner: Schulbuchforschung als Wachstumskritik. Analyse sozioökonomischer Narrative in Schulgeschichtsbüchern

11.00-11.30 Kaffeepause

11.30-13.00 Diskussionsrunde und offene Diskussion
Diskussionsteilnehmer:
Ute Tellmann, Harald Welzer, Hartmut Rosa
Moderation: Martin Lücke

13.00-14.00 Mittagspause

14.00-15.00 Abschließendes Gespräch

15.00-15.30 Kaffee

Wir bitten um Anmeldung per Email an officelipphardt@mpiwg-berlin.mpg.de bis zum 31. Oktober 2014.

Kontakt

Nina Ludwig

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Boltzmannstraße 22, 14195 Berlin

nludwig@mpiwg-berlin.mpg.de oder officelipphardt@mpiwg-berlin.mpg.de


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