Tagung
Soziale Ungleichheit im Visier.
Images von „Armut“ und „Reichtum“ in West und Ost seit 1945
27./28. November 2014
Senatssaal der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Schlossplatz 2, 48149 Münster
In Zeiten der sogenannten Armuts-Migration aus Südosteuropa, explodierender Wohnungsmieten, der Banken- und Finanzkrise und des immer wieder bemühten Bildes einer stetig auseinanderklaffenden „Schere“ zwischen „arm“ und „reich“ scheint eine vergleichende Untersuchung von Wahrnehmungs- und Kommunikationsformen über soziale Ungleichheit dringend geboten. Die aktuellen Beispiele zeigen eindrücklich, inwieweit das politische Sprechen über die polaren Attribute „arm“ und „reich“ bestimmten Ritualen und Regulationen unterworfen ist. Die öffentliche Wahrnehmung, wer „arm“ und wer „reich“ ist, weicht nicht selten von der politischen und statistischen Einteilung ab. Dies motiviert uns, zeithistorische Fragen nach langfristigen Entwicklungsprozessen dieser Kategorien zu stellen.
Die Tagung „Soziale Ungleichheit im Visier. Images von ‚Armut’ und ‚Reichtum’ in West und Ost seit 1945“ will deswegen den Blick daraufhin schärfen, inwiefern beide Begriffe zeitgenössisch Verwendung fanden und auf welche Weise sie die jeweiligen sozialen Wirklichkeiten sprachlich gestalteten. In dem Prozess einer solchen sozialen (Selbst-)Thematisierung spielen Massenmedien als zentrale Wortführer und Protagonisten eine essentielle Rolle. Massenmedien mit ihren spezifischen Eigenlogiken trugen – so die Ausgangshypothese – ganz maßgeblich zur Verbreitung und zur Produktion von Wissen über soziale Lagen bei. Der spezifisch mediale Zugriff eröffnet auch die Chance, die Wissensdistribution sowohl unter demokratischen als auch unter diktatorischen Bedingungen nachzuvollziehen. Der besondere Gewinn der Tagung liegt deswegen in ihrer vergleichend transnationalen Ausrichtung. Die Phase der Blockkonfrontation des Kalten Krieges eignet sich für solch eine Betrachtung besonders, da hier nach gemeinsamen Erzählungen, Begriffen, transnationalen Wahrnehmungs- und Kommunikationsmustern, aber auch nach Abweichungen von Argumentationsstrukturen sowie Klassifizierungs- und Zuschreibungsmodi gesucht werden kann. Dadurch wird es möglich, grenzen- und medienübergreifende Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Kategorisierungsprozesse hinsichtlich „Armut“ und „Reichtum“ ebenso abzubilden, wie blockspezifische Diskurslogiken und innerstaatliche Eigendynamiken bei der gesellschaftlichen Selbstkommentierung. Das Ziel der Tagung besteht zudem darin, die Ergebnisse der aktuellen Forschung zu sammeln und WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Teildisziplinen ins Gespräch zu bringen. Dies gilt nicht nur für die Grenze von Fachdisziplinen, sondern besonders auch für die bestehende Trennung zwischen der Armuts- und Reichtumsforschung.
Das Programm der Tagung ist auch auf der Website http://www.uni-muenster.de/Geschichte/histsem/NZ-G/L2/Forschen/Projekte/ungleichheit.html zu finden.
Bei Interesse einer Teilnahme wird um eine Voranmeldung gebeten.
Kontakt:
Dr. Eva Maria Gajek, Historisches Institut, Fachjournalistik Geschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen, Otto-Behaghel-Straße 10/C, 35394 Gießen, 0641/99-28302, Eva.M.Gajek@journalistik.geschichte.uni-giessen.de, http://tinyurl.com/majs76g
Christoph Lorke, Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Domplatz 20-22, 48143 Münster, 0251/83-23253, christoph.lorke@uni-muenster.de, http://tinyurl.com/pqc2hqx