Sozialgeschichte des Todes. AfS-Autoren-Workshop

Sozialgeschichte des Todes. AfS-Autoren-Workshop

Veranstalter
Friedrich-Ebert-Stiftung; Archiv für Sozialgeschichte
Veranstaltungsort
Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastraße 28, 10785 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.11.2014 - 21.11.2014
Deadline
14.11.2014
Von
Meik Woyke

»Six Feet Under – Gestorben wird immer« heißt die vielfach ausgezeichnete amerikanische Serie über ein Bestattungsunternehmen in Los Angeles, dessen Folgen immer mit einem mal skurrilen, mal tragischen Tod beginnen – und dabei eben nie allein über das Sterben, sondern immer auch über die Trauer, den Verlust und die Bewältigungsstrategien der Lebenden erzählen. Nicht erst seit Philipp Aries großer Studie über die »Geschichte des Todes im Abendland« haben Historiker und Kulturwissenschaftler die Bedeutung des Themas entdeckt, und doch ist seitdem, angeregt auch durch die Arbeiten von Norbert Elias, Michel Foucaults und Émile Durkheims, die Diskussion darüber nicht mehr abgerissen, ob moderne Gesellschaften den Tod »verdrängen« oder – und dafür wäre »Six Feet Under« ein Hinweis – es gar zu einer »Enttabuisierung«, einer neue Sichtbarkeit von Tod und Sterben gekommen sei.

Neben diesen ,klassischen‘ Erzählungen sind in den letzten Jahren noch andere Debatten hinzugekommen, die im neuen Band des »Archivs für Sozialgeschichte« ebenfalls aufgegriffen werden sollen. Es geht dabei um die – sehr gegenwartsnahen Kontroversen – um das »Ende des Lebens«, um medizinische und juristische Definitionen des Todes (wie in den Debatten um Hirntod, Sterbehilfe oder Abtreibung); es geht um den Massentod und die Versuche seiner Bewältigung als Kennzeichen der Geschichte des 20. Jahrhunderts, um Prozesse der Ökonomisierung und Medialisierung oder um das Verhältnis von Konsum und Tod. Eine Geschichte des Todes bietet damit aus einer sozialhistorischen Perspektive die Möglichkeit, einen spezifischen Blick auf Prozesse sozialen Wandels zu werfen. Begräbnis- und Trauerrituale spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Politisierung, Verrechtlichung und Sakralisierung des Todes, Formen der Repräsentation, der Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung sowie die selbst im Sterben zum Ausdruck kommende soziale Ungleichheit.

Programm

20. November 2014

10.00 Uhr
Tagungsanmeldung und gemeinsamer Imbiss

10.30 Uhr
BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG
Meik Woyke, Bonn

10.45 Uhr
SOZIALDEMOKRATISCHE BESTATTUNGSKULTUR IM SPÄTEN 19. UND FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT
Norbert Fischer, Hamburg

KRANKHEIT UND TOD IN ARBEITERBIOGRAFIEN
Norman Aselmeyer, Berlin

»WARUM WEINEN?«. TRAUERPRAKTIKEN UND SOZIALE DIFFERENZ IM LIBERALEN ITALIEN
Moritz Buchner, Berlin

ZWISCHEN STATUS, PRESTIGE UND DISTINKTION – DAS BÜRGERLICHE FAMILIENGRAB UND DER WANDEL DER TRAUER UM 1900
Anna-Maria Götz, Hamburg

Moderation: Ute Planert, Wuppertal

13.45 Uhr
Mittagspause

14.30 Uhr
DIE KOLLISION VON REALITÄT UND IDEOLOGIE: DIE REAKTIONEN DES DDR REGIERUNGSAPPARATS AUF DAS TRAGISCHE EISENBAHNUNGLÜCK VON LANGENWEDDINGEN
Felix Robin Schulz, Newcastle

DIE TODESOPFER AN DER BERLINER MAUER 1961–1989. EINE SOZIALGESCHICHTLICHE BETRACHTUNG
René Schlott, Potsdam

Moderation: Beatrix Bouvier, Bonn

16.00 Uhr
Kaffeepause

16.30 Uhr
DER MUSELMANN. DIE MARGINALISIERUNG EINES ZENTRALEN PHÄNOMENS DER NS-KONZENTRATIONSLAGER
Michael Becker, Jena/Dennis Bock, Hamburg

DIE NEUN FRIEDHÖFE DER EMSLANDLAGER IM SPIEGEL DES LOKALEN TOTENGEDÄCHTNISSES
Ann Katrin Düben, Leipzig

IN MEMORY OF THE CAMPS – KZ-BEFREIUNGSFILME UND IHRE IKONOGRAFIE IM KULTURELLEN GEDÄCHTNIS
Johannes Platz, Bonn

Moderation: Anja Kruke, Bonn

21. November 2014

9.00 Uhr
STERBEN FÜR DIE FREIHEIT FRANKREICHS. ABSCHIEDSBRIEFE FRANZÖSISCHER WIDERSTANDKÄMPFER UND IHR POLITISCHES NACHLEBEN
Jonas Müller, Silzen

DER SOLDATENTOD IM ZWEITEN WELTKRIEG – DIE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE UND DIE SOLDATENFRIEDHÖFE DER WEHRMACHT
Nina Janz, Freiburg im Breisgau

Moderation: Dietmar Süß, Augsburg

10.30 Uhr
Kaffeepause

10.45 Uhr
»RICHTIG TRAUERN« – POPULÄRE RATGEBERLITERATUR ZUM THEMA »TOD« SEIT DEN 1970ER JAHREN
Florian Greiner, Augsburg

ESSEN NACH GEFÜHL. TOTENMAHL UND TRAUERSPEISEN IN TRANSKULTURELLER PERSPEKTIVE
Isabel Richter, Berlin

Moderation: Meik Woyke, Bonn

12.15 Uhr
Mittagspause

13.00
MODERNE, MEDIZIN UND TOD: ÜBER HYGIENE UND FEUERBESTATTUNG IM ITALIEN DES 19. JAHRHUNDERTS
Carolin Kosuch, Rom

AUF EINER SCHIEFEN EBENE? DIE DEBATTEN UM EUTHANASIE UND »VERNICHTUNG LEBENSUNWERTEN LEBENS«
Gerrit Hohendorf, München

DER TOD ALS ARGUMENT. SPRACHSTRATEGIEN IN DER GESUNDHEITLICHEN AUFKLÄRUNG DES 20. JAHRHUNDERTS
Sebastian Weinert, Berlin

Moderation: Friedrich Lenger, Gießen

15.00 Uhr
Abschlussdiskussion

Moderation: Meik Woyke, Bonn

15.30 Uhr
Ende des Workshops

Tagungsbericht: Sophia Dafinger, Augsburg

Bei Fragen zur barrierefreien Durchführung der Veranstaltung
wenden Sie sich bitte vor dem Workshop an uns.

Zusätzliche Beiträge

DER TOTE KRIEGSVATER IM FAMILIENGEDÄCHTNIS – DEUTSCHLAND UND POLEN
Lu Seegers, Hamburg

Kontakt

Friedrich-Ebert-Stiftung
Archiv für Sozialgeschichte
Eva Váry/Dr. Meik Woyke
Godesberger Allee 149
53175 Bonn

Tel.: + 49 (0) 2 28 / 8 83 - 90 33/80 68
Fax: + 49 (0) 2 28 / 8 83 - 92 09
E-Mail: eva.vary@fes.de/meik.woyke@fes.de

http://www.fes.de/afs
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger