Vortragsreihe zur Geschichte sozialer Bewegungen in Ost und West

Vortragsreihe zur Geschichte sozialer Bewegungen in Ost und West

Veranstalter
Veranstalter: Bernd Gehrke, Willi Hajek, Richard Herding, Renate Hürtgen
Veranstaltungsort
Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Havemann-Saal
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.04.2004 - 06.12.2004
Von
Hürtgen, Renate

Es hat sich einiges geändert in der politischen Landschaft. Vor allem die Rolle der sozialen Bewegungen hat gegenüber den traditionellen Parteien und anderen Vertreterorganisationen an Bedeutung gewonnen. Fast scheint es so, als sei das Jahrhundert der Parteien vom Jahrhundert der neuen Bewegungen abgelöst. Eine intensive und notwendige Diskussion über das Selbstverständnis der sozialen Bewegungen hat begonnen. Die neue Vortragsreihe im Haus der Demokratie und Menschenrechte will dazu beitragen, längst vergessene Traditionslinien solcher sozialen Bewegungen ins Gedächtnis zu rufen. Wir fragen danach, wie die Geschichte heutiger Bewegungen aussah, welche Erfahrungen es für autonome soziale Bewegungen in beiden Teilen Deutschlands bis 1989 gegeben hat und ob wir aus ihnen noch etwas lernen können.

Der "Ost-West-Arbeitskreis Geschichte von unten" lädt ein.

Programm

19. April 2004
Larzac 2003 - Eine gesellschaftliche Gegenwelt formiert sich?
Mehr als dreihunderttausend Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft versammelten sich im Sommer 2003 auf dem Hochplateau des Larzac in Südfrankreich. Aufgerufen hatten die BauerngewerkschafterInnen der Conföderation paysanne um José Bové, einer so ganz "anderen Bauern-Gewerkschaft", die gleichzeitig auch aktiver Teil der anderen Globalisierungsbewegung ist. Es ging bei diesem langen, selbstorganisierten Wochenende um die Vorstellungen einer anderen Produktions- und Lebensweise, um die Frage also nach einer radikalen sozialen Transformation. Gleichzeitig aber lieferten diese drei Tage auch die Gelegenheit, eine andere Gesellschaftlichkeit zu erleben. Nicht Parteien und große Repräsentanten standen im Mittelpunkt, sondern die Eigendynamik und die Begeisterung aller Beteiligten.

17. Mai 2004
1968 etwas anders: Jugendproteste, soziale Bewegung und politischer Aufbruch im Ost-West-Vergleich.
Mit der "achtundsechziger Bewegung" wird üblicher Weise die westdeutsche "Studentenbewegung" assoziiert. Doch sie war sehr viel größer: Gewerkschaften und ein breites gesellschaftliches Bündnis protestierten gegen die Notstandsgesetze, die Frauenbewegung entstand, JungarbeiterInnen begehrten auf und wilde Streiks begannen sich zu entwickeln. Vor allem aber steht "1968" für ein weltweites Aufbegehren. Auch in der DDR kam es zu einem nur wenig bekannten Aufbruch der jungen Generation.

14. Juni 2004
Der 17. Juni 1953 in der DDR und die arbeiterbewegten 50er Jahre in Europa. Aufstand im Osten, Aufstand im Westen?
Keine neue Jahrestagsfeier! Wir wollen nach dem sozialen Charakter der letzten autonomen Arbeiterbewegung in der DDR fragen, nach den Akteuren, nach den Traditionen und Zielen der Aufständischen. Welche Rolle spielte der Westen und seine Medien? Welche sozialen Auseinandersetzungen gab es zeitgleich in der Bundesrepublik, in Ost- und Westeuropa? Und gab es etwas, was sie mit den Bauarbeitern der Stalinallee verband?

11. Oktober 2004
Die Bedeutung von Öffentlichkeit für soziale Bewegungen in der ost-westdeutschen Geschichte
Öffentlichkeit ist nicht nur Medienspektakel, nicht immer technisch vermittelt. Vom 17. Juni 1953 im Osten zu den Wilden Streiks von 1973 im Westen, bei Anti-Atomkraft und "Wir-sind-das-Volk-Demo", "attac" bis zu "indymedia" als globaler Netz-Zeitung ist das wichtig: "MacherInnen" im Netz haben viel persönlichen Kontakt. Print-, Radio-, Fernseh- (&"Nahseh-), Computer-Medien sind mit einbezogen.

15. November 2004
Zum 15. Jahrestag der "Wende": Demokratischer Aufbruch und soziale Bewegungen im Herbst 1989.
Der Herbst 1989 wird fast ausschließlich als politischer Aufbruch oder gar nur als Mauerfall erinnert. Doch in dieser Zeit fand auch ein Entwicklungsschub verschiedener sozialer Bewegungen statt. Die Gründung des unabhängigen Frauenverbandes, die Entstehung verschiedener ökologischer Organisationen oder die Bildung demokratischer Interessenvertretungen in den Betrieben waren von entsprechenden Protesten und Aktionen begleitet. Die Veranstaltung will diese Bewegungen bekannt machen und deren Ziele auf ihre Potenz für die Gegenwart prüfen.

6. Dezember 2004
Die 70er Jahre und die "wilde Arbeiterbewegung" im Westen. Im Osten Friedhofsruhe?
Die 68er Rebellion hatte auch ihre Auswirkungen in die Betriebe und auf die etablierten Betriebsrats- und Gewerkschaftsstrukturen. ArbeiterInnen bewegten sich und bildeten ihre Streikleitungen auch ohne die Dazwischenkunft der etablierten Gewerkschaften. Der Fordstreik in Köln 1973 und der Streik der Pierburger Arbeiterinnen in Neuss sind der lebendigste Ausdruck dieser "wilden Jahre". Die Gewerkschaftsapparate reagieren mit wildem Geschrei auf die wilden Streiks und mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen. Und im Osten? Gab es da auch die "wilden 70er Jahre" in den Betrieben und Anzeichen für eine Bewegung von unten?

Die Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr. Es werden keine langen Vorträge gehalten. Vorrang haben Diskussionen, Anschauungen und Zeitzeugengespräche, die uns das jeweilige Ereignis nahe bringen sollen.

Kontakt

Haus der Demokratie
kontakt@hausderdemokratie.de

Tel.: 030-20165520 / 030-2043506 / Fax 030-2041263

http://www.hausderdemokratie.de
Redaktion
Veröffentlicht am