Begegnungen, Verflechtungen, Abgrenzungen in der Dobrudscha - Deutsche Siedler und ihre Nachbarn zwischen Donau und Schwarzem Meer

Begegnungen, Verflechtungen, Abgrenzungen in der Dobrudscha - Deutsche Siedler und ihre Nachbarn zwischen Donau und Schwarzem Meer

Veranstalter
Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa (Potsdam); dem Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa Freiburg; dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der LMU, Südosteuropa-Gesellschaft (München); gefördert wird der Thementag von der Beauftragten der Bundesregierung für Medien und Kultur
Veranstaltungsort
Senatssaal der Universität Mainz, Johann-Joachim-Becher-Weg 21, Naturwissenschaftliches Institutsgebäude, R 07-232, 7. OG
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.11.2014 -
Von
Dr. Josef Sallanz

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler hauptsächlich über Bessarabien sowie die neurussischen Gouvernements Cherson, Jekaterinoslaw und Taurin in die damals osmanische Dobrudscha. Aus dem Zarenreich wanderten die Deutschen in erster Linie aus ökonomischen Gründen aus, denn durch Landmangel und den Verlust von Privilegien verschlechterten sich ihre Lebensbedingungen. Sie verließen Bessarabien und Neurussland ohne ein feststehendes Ziel. Das Osmanische Reich wiederum verfolgte keine gezielte Staatskolonisation, die Zuwanderer konnten den Ort ihrer Niederlassung frei wählen und dort ein unbehelligtes Eigenleben führen.

In der Dobrudscha gab es nur wenige Dörfer, die ausschließlich von Deutschen besiedelt waren. Die deutschen Kolonisten lebten in ihren Siedlungen vor allem mit Tataren und Türken, aber auch mit Rumänen, Bulgaren und Roma zusammen. Zwar konzentrierten sie sich und auch die anderen ethnischen Gruppen dort (meistens) in eigenen Dorfvierteln, doch es kam trotzdem zu Wechselwirkungen mit den Nachbarkulturen. So wurden beispielsweise turksprachige Lexeme wie „Tschoban“ (Hirte), „Kaschkaval“ (Käsesorte), „Bostan/Baschtan“ (Gemüsegarten) oder „Harbus“ (Honigmelone), Begriffe die teilweise heute auch im Rumänischen zu finden sind, von Dobrudschadeutschen übernommen und in die Alltagssprache integriert.

Etwa 15.000 Dobrudschadeutsche wurden 1940 umgesiedelt und 1941/42 hauptsächlich im besetzten Polen sowie in Böhmen und Mähren angesiedelt. Anfang 1945 mussten sie flüchten und sich im geteilten Deutschland eine Existenz aufbauen. Wenngleich die deutschen Siedler nur knapp einhundert Jahre in der Dobrudscha ansässig waren, haben sich nach wie vor ihre Spuren erhalten. Zugleich jedoch ist diese kleine deutsche Bevölkerungsgruppe heute in Deutschland, aber auch in Rumänien und Bulgarien, außerhalb der Dobrudscha, weitgehend vergessen.

Bei dem Thementag werden die Referentinnen und Referenten in Vorträgen und Gesprächen, in Wort und Bild auf die Dobrudschadeutschen eingehen und verschiedene Aspekte des Zusammenlebens der deutschen Siedler mit ihren Nachbarn in der Dobrudscha beleuchten. Die Veranstaltung ist öffentlich.

Programm

Montag, 3. November 2014

16:00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Jan Kusber, Mainz
Prof. Dr. Hans-Christian Maner, Mainz

16:30 Uhr
Die deutschen Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer -
Überblick zur Geschichte der Dobrudschadeutschen
Dr. Josef Sallanz, Mainz/Berlin

17:00 Uhr
"Nachbarschaftlich - freundschaftlich?"
Über die interethnischen Beziehungen der Dobrudschadeutschen
Susanne Clauß, Freiburg

17:30 – 17:45 Uhr Diskussion

17:45 – 18:00 Uhr Pause

18.00 Uhr
Die Dobrudschadeutschen in der rumänischen Geschichtsschreibung
Dr. Stelian Mandrut, Cluj-Napoca (Klausenburg)

18:30 Uhr
Zur Wahrnehmung der Dobrudschadeutschen durch die bulgarische Bevölkerung
Dr. Ana Luleva, Sofia

19:00 Uhr
Die multiethnische Dobrudscha im Prosawerk Oscar Walter Ciseks
Dr. Romanita Constantinescu, Heidelberg

19:30
Vorstellung der Zeitschrift „Spiegelungen“ mit dem Themenschwerpunkt Dobrudscha
Dr. Florian Kührer-Wielach, München

19:40 Uhr Diskussion

Kontakt

Dr. Josef Sallanz
Johannes Gutenberg-Universität
Historisches Seminar
Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte
Jakob-Welder-Weg 18
55128 Mainz
sallanz@uni-mainz.de

http://www.osteuropa.geschichte.uni-mainz.de/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung