In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler hauptsächlich über Bessarabien sowie die neurussischen Gouvernements Cherson, Jekaterinoslaw und Taurin in die damals osmanische Dobrudscha. Aus dem Zarenreich wanderten die Deutschen in erster Linie aus ökonomischen Gründen aus, denn durch Landmangel und den Verlust von Privilegien verschlechterten sich ihre Lebensbedingungen. Sie verließen Bessarabien und Neurussland ohne ein feststehendes Ziel. Das Osmanische Reich wiederum verfolgte keine gezielte Staatskolonisation, die Zuwanderer konnten den Ort ihrer Niederlassung frei wählen und dort ein unbehelligtes Eigenleben führen.
In der Dobrudscha gab es nur wenige Dörfer, die ausschließlich von Deutschen besiedelt waren. Die deutschen Kolonisten lebten in ihren Siedlungen vor allem mit Tataren und Türken, aber auch mit Rumänen, Bulgaren und Roma zusammen. Zwar konzentrierten sie sich und auch die anderen ethnischen Gruppen dort (meistens) in eigenen Dorfvierteln, doch es kam trotzdem zu Wechselwirkungen mit den Nachbarkulturen. So wurden beispielsweise turksprachige Lexeme wie „Tschoban“ (Hirte), „Kaschkaval“ (Käsesorte), „Bostan/Baschtan“ (Gemüsegarten) oder „Harbus“ (Honigmelone), Begriffe die teilweise heute auch im Rumänischen zu finden sind, von Dobrudschadeutschen übernommen und in die Alltagssprache integriert.
Etwa 15.000 Dobrudschadeutsche wurden 1940 umgesiedelt und 1941/42 hauptsächlich im besetzten Polen sowie in Böhmen und Mähren angesiedelt. Anfang 1945 mussten sie flüchten und sich im geteilten Deutschland eine Existenz aufbauen. Wenngleich die deutschen Siedler nur knapp einhundert Jahre in der Dobrudscha ansässig waren, haben sich nach wie vor ihre Spuren erhalten. Zugleich jedoch ist diese kleine deutsche Bevölkerungsgruppe heute in Deutschland, aber auch in Rumänien und Bulgarien, außerhalb der Dobrudscha, weitgehend vergessen.
Bei dem Thementag werden die Referentinnen und Referenten in Vorträgen und Gesprächen, in Wort und Bild auf die Dobrudschadeutschen eingehen und verschiedene Aspekte des Zusammenlebens der deutschen Siedler mit ihren Nachbarn in der Dobrudscha beleuchten. Die Veranstaltung ist öffentlich.