Sozialpolitik in den besetzten Ländern Europas, 1939-1945

Sozialpolitik in den besetzten Ländern Europas, 1939-1945

Veranstalter
Masaryk-Institut und Archiv der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Prag; in Zusammenarbeit mit der Johann-Amos-Comenius-Universität, Prag
Veranstaltungsort
Ort
Prag
Land
Czech Republic
Vom - Bis
14.05.2015 - 16.05.2015
Deadline
15.12.2014
Website
Von
Radka Sustrova

Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg startete in den meisten europäischen Ländern innerhalb der Sozialpolitik eine radikale Wende. Sowohl die mit der Weltwirtschaftskrise verbundenen Erfahrungen während der 1930er Jahre, welche die Grenzen der damaligen Sozialschutzsysteme aufzeigte, als auch die Kriegsmobilisierung aller beteiligten Länder schufen unter den Bedingungen des totalen Krieges den Bedarf nach neuen Wegen des Social Engineering. Die Nachkriegssozialpolitik knüpfte an mehrere Methoden an, welche im kontinentalen Europa während des Krieges implementiert und von den Besatzungsregimen ausgeführt wurden. Diese sozialpolitischen Strategien hatten eine große Bedeutung und waren nicht nur augenscheinlich autonom in Bezug auf die ideologische Legitimierung seitens einzelner politischer Regime der 1930er und 1940er Jahre (liberale Demokratie, Faschismus/Nationalsozialismus, bolschewistischer Sozialismus), sondern auch in Bezug auf geographische Gebiete sowie deren Bevölkerung, die mittels solcher Strategien im Sinne der Ziele der nationalsozialistischen Expansion ausgebeutet wurden.

Das Ziel dieser Tagung ist es, die Sozialpolitik als ein Instrument nationalsozialistischer Herrschaft komparativ zu betrachten sowie ihre Durchsetzung in den besetzten Ländern Europas zu beschreiben. Ein Vergleich der besetzten Gebiete im Osten und Westen erlaubt es uns, den wesentlichen Rahmen des sozialpolitischen Alltags zu charakterisieren sowie die unterschiedlichen Besatzungsstrategien tiefergehend zu erklären.

Erwünscht sind Originalbeiträge zu den Tagungsthemen rund um die Arbeits-, Familien- und Gesundheitspolitik, besonders im Hinblick auf die Aspekte der sozialpolitischen Verwaltung, auf die Herrschaftsstrukturen und Kommunikationsformen.

Dabei können folgende Bereiche der Sozialpolitik in den besetzten Ländern angesprochen werden:

- Das Projekt der Sozialversicherung aus der liberal-demokratischen, faschistischen/nationalsozialistischen und kommunistischen Perspektive;
- Arbeitsregulierung als Sozialpolitik? – u. a. Arbeitsrecht, Arbeitsverwaltung, Rationalisierungsprogramme;
- Arbeit, Leistung, Aneignung – u. a. Betriebsgemeinschaft, Gewerkschaftstätigkeit, Versorgung der Arbeitnehmer, Organisierung der Freizeit;
- Öffentliches Gesundheitswesen als Gesundheit für die „Öffentlichkeit“? – Gesellschaftliche Exklusion und Inklusion am Beispiel des Gesundheitswesens, Formen und Umfang der Pflege sowie ihre Zugänglichkeit;
- Familie im Wirbel nationaler Ideen – u. a. Organisation der Familienfürsorge, Verflechtung der privaten und öffentlichen Sphäre, soziale Arbeiterinnen, Mutterschutz; Rationalisierung des Haushaltsverbrauchs;
- Wohlfahrt und Fürsorge unter den Gegebenheiten des totalen Krieges;
- Komparative Studien der Sozialpolitik;
- Sozialpolitik im Expertendiskurs.

Konferenzsprachen: Englisch, Deutsch

Senden Sie Ihre Abstracts im Umfang von max. 500 Wörter bitte bis zum 15. Dezember 2014 an folgende E-Mailadresse: socialpolicysince1939@gmail.com

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World War II initiated a radical shift in most European countries’ social policies. On the one hand, the experience from the previous 1930s economic crisis had its effect, showing the limits of existing social protection systems. On the other hand, the 1939–1945 war mobilization on both sides of the conflict requested new social engineering methods within the total war conditions. Surprisingly enough, the postwar social policy in continental Europe largely continued in methods introduced and implemented by the occupation powers during the war. Viewed from the perspective of historians, neither these social policy strategies, to a great extent apparently autonomous in relation to the ideological legitimization of the 1930s and 1940s political regimes (liberal democracy, Fascism / National Socialism, Bolshevik Socialism), nor geographical regions and their populations, exploited via these strategies for the goals of National Socialist expansion, should not remain unnoticed‏.

The conference aims at comprehending social policy as a tool of the National Socialist rule in a comparative perspective and at depicting its basic functioning frameworks in the occupied European countries. Comparing western and eastern occupied regions shall enable not only to characterize significant traits within everyday social policy practice but also to explain various occupation strategies in greater depth.

Original papers on the conference topics related to the employment, family and health policies, focusing on various aspects of social administration, rule structures and communication forms are welcome.

Consequently, the following areas of interest within the social policy in the occupied countries may be defined:

- The social security project in the perspective of Fascist / National Socialist and Communist regimes;
- Regulating employment as a social policy? – in particular labour law, administration bodies’ employment-related activities, work rationalization programmes;
- Work, performance, adaptation: in particular the issues of work team functioning, wages, trade union activities, staff welfare, organization of leisure;
- Public healthcare as a healthy population project? – Social inclusion and exclusion via health policy, forms and scope of care, healthcare availability;
- Family in the whirl of nationalist needs – in particular the organization of family care, interconnection of private and public spheres, social work, care for mother, household functioning rationalization;
- Social assistance in the total war conditions;
- Comparative study on social policy;
- Social policy in expert discourse.

Conference languages: English, German

Please send in your abstracts of 500 words maximum by 15th December 2014 to: socialpolicysince1939@gmail.com

Programm

Kontakt

Radka Sustrova
Email: sustrova@mua.cas.cz

Masaryk-Institut und Archiv der AdW der Tschechischen Republik
Na Florenci 1420/3
110 00 Prag 1
Tschechische Republik