Perfektion und Perfektibilität. 4. Tagung des ZAR in Erlangen

Perfektion und Perfektibilität. 4. Tagung des ZAR in Erlangen

Veranstalter
Zentralinstitut »Anthropologie der Religion(en)« (ZAR) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Geschäftsführer Lars Allolio-Näcke
Veranstaltungsort
Raum 00.021, Bismarckstraße 1a, 91054 Erlangen
Ort
Erlangen
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.09.2014 - 30.09.2014
Deadline
28.09.2014
Von
Lars Allolio-Näcke

Perfektion und Perfektibilität in mehreren Perspektiven werden bei der Jahrestagung 2014 des Erlanger Zentralinstituts „Anthropologie der Religion(en)“ ausgeleuchtet. Wenngleich in geschichtlicher Dimension das Konzept der Perfektibilität erst im 17. und 18. Jahrhundert diskutiert wurde, so bestimmte die zugrunde liegende Idee das menschliche Denken bereits spätestens seit der Perserzeit.

In der Philosophiegeschichte ist „das Perfekte“ nicht wegzudenken: Bereits in den Anfängen begegnet es in Platons Ideen von idealem Staat oder dem nach vollkommenem Glück strebenden Menschen bei Aristoteles.

Religiöse Konzepte, wie sie in biblischen Vorstellungen des himmlischen Jerusalems münden, zeichnen eine Bewegung von Heils- und Zukunftserwartung in der Welt weg von der Geschichte hin zur ›Transzendenz‹.

Dem Menschen allein schrieb die Aufklärung die Fähigkeit zur Perfektion zu. Das war jedoch nicht der Endpunkt der Entwicklung: Vom Individuum weg wurde Perfektibilität auf übergeordnete Institutionen und Phänomene übertragen. Der Prozess im letzten Drittel des 18. Jh. führte zu einem Vervollkommnungsstreben der hinter Kolonialismus, Rassenhierarchisierung und schließlich den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts stehenden Ideologien.

Die historische und systematische Aufarbeitung des Perfektionsgedanken teilt sich auf deutlich verschiedene Schwerpunkte (z. B. ethisch, ästhetisch, politisch etc.) und Traditionen (z. B. Kompensation, Vervollständigung, Transzendenz) auf. Mit dem zweiten Weltkrieg und dem nationalsozialistischen Perfektionierungswahr kam es zum Bruch in der Debatte. Heute wird Perfektibilität auf pragmatischer Ebene oder in ethischer Dimension diskutiert.

Die Tagung will nun in historischer, theoretischer und Praxis-reflektierender Perspektive die Frage der Perfektion und Perfektibilität ausleuchten.

Um die Planung zu erleichtern, wird vorherige Anmeldung bei Dr. Lars Allolio-Näcke, lan@platform-anthropologie.de, gebeten.

Programm

Montag, 29. September 2014

16.15 – 17.15 Uhr
PD Dr. Christoph Henning
Vom absoluten Geist zum permanenten Provisorium. Die Wandlung des Perfektionismus zwischen T.H. Green und John Dewey

17.15 – 18.15 Uhr
Dr. Ulrike Ludwig
Mit magischen Mitteln zur richtigen Entscheidung. Die geomantischen Fragestücke Kurfürst Augusts von Sachsen (1526/53‐1586) als Instrumente der Herrschaftsoptimierung.

Dienstag, 30. September 2014

09.00 – 10.00 Uhr
Florian Heßdörfer
Die Perfektion des Möglichen. Optimieren und Messen als pädagogisches Projekt um 1900

10.30-11.30 Uhr
Dr. Stefan L. Sorgner
Drei transhumanistische Arten der (post)humanen Perfektion

11.30-12.30 Uhr
Agnes Bidmon, M.A.
»Heal the world« – Das jüdische Perfektionierungskonzept Tikkun Olam und seine geistesgeschichtliche Transformation von rabbinischer Zeit bis zur Gegenwart

14.00 – 15.00 Uhr
Martina Weingärtner
(Un-)Vollendete Perfektion. Eine narrative Ausdeutung des Begriffes tam anhand der Jakobsfigur.

15.00 – 16.00 Uhr
Dr. Rüdiger Braun
Würde, Defizienz und Perfektibilität – Intertextuell-dialogische Zugänge zum Adam-Mythos in der zeitgenössischen türkischen Theologie

Kontakt

Lars Allolio-Näcke

Zentralinstitut »Anthropologie der Religion(en)«
Kochstraße 6, 91054 Erlangen
+49 (0)9131 26506
+49 (0)9131 26506
lan@plattform-anthropologie.de

http://zar.uni-erlangen.de