Geschlecht und Gewaltgemeinschaften

Geschlecht und Gewaltgemeinschaften

Veranstalter
Dr. Christine Hardung; Dr. Michael Werner für die DFG-Forschergruppe 1101 Gewaltgemeinschaften
Veranstaltungsort
Alexander-von-Humboldt-Haus der Justus-Liebig-Universität Gießen, Rathenaustraße 24 A, 35394 Gießen
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.09.2014 - 19.09.2014
Von
Michael Schellenberger

Welche Bedeutung hat die Kategorie ‚Geschlecht‛ für die politische, soziale, rechtliche und räumliche Ordnung von Gewaltgemeinschaften? Dieser Frage will der Workshop nachgehen, der zeitlich, räumlich und methodisch einen breiten Bogen schlägt. Grundsätzlich knüpft er an die These an, dass sich Geschlechterverhältnisse nicht auf einen Täter-Opfer-Dualismus von männlicher „Verletzungsmacht“ und weiblicher „Verletzungsoffenheit“ reduzieren lassen. Ob als Mütter, Ehefrauen oder Gefährtinnen von Kriegern, als Versorgerinnen von Soldaten, als innergemeinschaftlicher Gewalt Unterworfene, als Opfer von Beute- und Kriegszügen oder aber als gewaltausübende Akteurinnen: Frauen waren in vielfacher Weise in die Praktiken von Gewaltgemeinschaften involviert oder unmittelbar von ihnen tangiert. Das spiegeln auch die Beiträge des Workshops wider, die sich neben dem Blick auf Männlichkeitskonstruktionen und dem Beziehungsgefüge in männlichen Kombattantenverbänden mit der Ex- und Inklusion von Frauen in Krieger- und andere gewaltbereite Gruppen befassen und sexualisierte Gewalt ebenso wie weibliche Täterschaft im Kontext kollektiver Gewaltausübung thematisieren. Dabei stehen vier Fragekomplexe im Vordergrund: Welche Rollenzuschreibungen und Vorstellungen von Männlichkeiten und Weiblichkeiten bestimmen die Handlungspraxis von Gewaltgemeinschaften? Welchen Ambivalenzen und Dynamiken unterliegen die Beziehungen von Geschlecht und Gewalt in (para-)militärischen Formationen? Wie verändern sich Geschlechterbilder und Geschlechterbeziehungen im Verlauf gewaltsamer Auseinandersetzungen? Und wie lässt sich mit historischen Quellen umgehen, in denen die weibliche Perspektive auf Gewalthandeln und Gewalterfahrung oft gar nicht oder nur spärlich erfasst ist?

Programm

Donnerstag, 18. September 2014

13.00 – 13.30
Christine Hardung / Michael Werner (Kassel / Gießen)
Einführung

13.30 – 14.15
Maren Lorenz (Hamburg)
Zum Zusammenhang von Geschlecht und Gewalt im Übergang von der Söldnerarmee zum stehenden Heer im 17. Jahrhundert

14.15
Pause

14.30 – 15.15
Kerstin Bischl (Berlin)
Gewaltgemeinschaften und Geschlecht. Die Rote Armee 1941−45

15.15 – 16.00
Olena Petrenko (Bochum)
Gewalträume und Gewalterfahrung. Zur Frauenteilnahme am ukrainischen nationalistischen Untergrund der 1930er − 1950er Jahre

16:00
Pause

16.30 – 17.15
Hans-Ulrich Wiemer (Erlangen/Nürnberg)
Keine Amazonen. Zur Rolle von Frauen in gotischen Kriegergruppen

17.15 – 18.00
Jens Röhrkasten (Birmingham)
Zur Marginalität von Frauen in der Struktur gewaltbereiter Gruppen anhand englischer Strafprozesse des 13. und 14. Jahrhunderts

18.00 – 18.45
Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen)
Frühneuzeitliche Quellen und Gewalt gegen Frauen. Gründe für die schwache Quellenevidenz und aussagekräftige Ausnahmen

Freitag, 19. September 2014

9.00 – 9.45
Stephanie Zehnle (Kassel)
Männer, Frauen oder Tiere? Geschlechterrollen und ihre Erweiterung im Dschihad von Sokoto (Westafrika, 1804−1850)

9.45 – 10.30
Michael Pesek (Erfurt)
Safari ya bwana lettow. Von einer kolonialen Gesellschaft im Ersten Weltkrieg in Ostafrika

10:30
Pause

11.00 – 11.45
Christoph Schanze (Gießen)
mein fud was mir entrunnen. ‚Falsche‘ und ‚richtige‘ Geschlechterverhältnisse im Rosendorn

11.45 – 12.30
Claudia Ansorge (Gießen)
Interdependenzen zwischen Gender und Verwandtschaft. Zur Gewalt an und von Frauen im „Roman der Lorreinen“

12.30
Pause

12.45 –13.30
Titus Knäpper (Gießen)
On ne puet nule rien armer que on ne dout. Die Waffen der Frauen im Prosa-Lancelot

13.30 – 14.00
Abschlussdiskussion

Kontakt

Susanne Weber

Justus-Liebig-Universität Gießen, Historisches Institut, Otto-Behaghel-Straße 10 C, 35394 Gießen

0641 / 99-28170
0641 / 99-28169
FOR-Gewaltgemeinschaften@geschichte.uni-giessen.de

Homepage der Forschergruppe