Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte

Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte

Veranstalter
Stadt Dachau und Internationales Jugendgästehaus / Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau
Veranstaltungsort
Internationales Jugendgästehaus / Max-Mannheimer-Studienzentrum, Roßwachtstraße 15, 85221 Dachau
Ort
Dachau
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2014 - 11.10.2014
Deadline
08.10.2014
Website
Von
Sybille Steinbacher, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Historisches Institut

„…Zeugnis ablegen bis zum letzten.“
Tagebücher und persönliche Zeugnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust

Seit mehr als zwei Jahrzehnten stehen zeitgenössische Tagebücher aus der NS-Zeit im Blickpunkt einer interessierten Öffentlichkeit. Kaum eine andere Quellengattung hat die Beschäftigung mit dem gesellschaftlichen Alltag des „Dritten Reiches“ ähnlich stark beeinflusst. Allein die 1995 erstmals veröffentlichten Tagebücher des Dresdner Romanisten Victor Klemperer haben sich bis heute mehr als 300.000mal verkauft.
Das große öffentliche Interesse hängt sicher mit dem langsamen Verschwinden der Zeitzeugen zusammen, die mittlerweile kaum noch zur Verfügung stehen. Seit den achtziger Jahren hat sich darüber hinaus ein alltags- und gesellschaftsgeschichtlicher Perspektivenwechsel vollzogen, der die damaligen Zeitgenossen als handelnde Akteure begreift und nach deren Wahrnehmung der historischen Ereignisse fragt. Vor allem Tagebücher ermöglichen solche Einblicke, anders als nach 1945 entstandene Autobiographien oder lebensgeschichtliche Interviews, die weitaus stärker durch Deutungs-, Erinnerungs- und Erzählkonstruktionen überformt sind. Häufig reduziert sich jedoch das öffentliche Interesse an Tagebüchern auf die Frage, was „man“ von Judenverfolgung und Holocaust gewusst hat oder wissen konnte. Dies wird den vielfältigen Motivationen, Funktionen und Erkenntnismöglichkeiten persönlicher Zeugnisse nicht gerecht. Das Symposium nimmt Tagebücher und Briefe von Tätern, Opfern und „Bystandern“ des NS-Regimes vergleichend in den Blick und begreift sie zugleich als Quellen, die individualbiographisch entschlüsselt werden müssen.

Dazu laden wir Sie herzlich ein.

Frank Bajohr (Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte, München), Wissenschaftliche Leitung,

Florian Hartmann, Oberbürgermeister der Stadt Dachau,

Nina Ritz, Pädagogische Leiterin des Internationalen Jugendgästehauses / Max-Mannheimer-Studienzentrums, Dachau,

Sybille Steinbacher (Universität Wien), Projektleitung.

Programm

Freitag, 10. Oktober 2014

12.00 – 13.00 Uhr
Begrüßung

Einführung:
Frank Bajohr (München)
„Literatur des Kerkers“? Tagebücher im Dritten Reich

13.15 – 14.45 Uhr
Jürgen Matthäus (Washington D.C.)
Marginalien aus dem Machtzentrum:
Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs

Angela Hermann (München)
Die Tagebücher von Joseph Goebbels:
„Sie werden draußen wohl einiges Interesse finden.“

15.00 – 16.30 Uhr
Susanne Heim (Berlin)
„Beim Schreiben habe ich immer noch einen Funken Hoffnung.“
Tagebücher und Briefe verfolgter Juden im Vergleich

Jan Lambertz (Washington D.C.)
„Ich darf nirgendwo dazugehören.“
Ausschluss und sozialer Tod in der jüdischen Erfahrung

16.45 – 18.15 Uhr
Janosch Steuwer (Bochum)
„Jeder wird heute in irgendeiner Form in den Strudel der Ereignisse hineingezogen.“ Tagebücher und die Suche nach der eigenen Position zum Nationalsozialismus 1933/34

Beate Meyer (Hamburg)
„Ich schlüpfe wie eine graue Motte überall durch.“
Die Wandlungen der Luise Solmitz im Spiegel ihrer Tagebücher

18.30 -19.15 Uhr
Christina Morina (Amsterdam)
Schwierige Zeugnisse: Tagebuchforschung und Holocaust-Geschichtsschreibung in den Niederlanden

anschließend Buffet und Gespräche

Samstag, 11. Oktober 2014

9.00 – 10.30 Uhr
Andrea Löw (München)
Tagebücher aus dem Ghetto Litzmannstadt (Lodz):
Autoren, Themen, Funktionen

Anna Hájková (Warwick/Coventry)
Ekel, Trauer, Sarkasmus:
Theresienstädter beschreiben ihr Ghetto

10.45 – 12.15 Uhr
Dietmar Süß (Augsburg)
Die „Heimat“ als „Front“:
Der Luftkrieg in Tagebuchaufzeichnungen

Annette Eberle (München)
Briefe der Vergessenen:
Verschollene Spuren aus dem Konzentrationslager und der Psychiatrie

12.30 – 13.00 Uhr
Abschlussdiskussion

Tagungsende mit dem Mittagessen

Teilnahme nach Anmeldung bis zum 08. Oktober 2014
beim Internationalen Jugendgästehaus / Max-Mannheimer-Studienzentrum, Roßwachtstraße 15
85221 Dachau
Telefon 08131/617710
Fax 08131/617719
online: <http://www.mmsz-dachau.de>;
<http://www.dachauer-symposium.de>

Kosten
für Teilnahme mit Verpflegung (ohne Getränke) und Übernachtung im Einzelzimmer: 90 Euro,
im Doppelzimmer: 70 Euro, ermäßigt: 45 Euro.

für Teilnahme mit Verpflegung (ohne Getränke) ohne Übernachtung: 45 Euro, ermäßigt: 35 Euro.

Bei Absage der Teilnahme nach dem 30.9.2014 wird eine Stornogebühr von 15 Euro bei der Rückzahlung einbehalten. Bei Stornierungen nach dem 9.10.2014 erfolgt keine Rückzahlung.

Kontakt

Sybille Steinbacher

Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte, Spitalgasse 2-4, Hof 1, 1090 Wien, Österreich

sybille.steinbacher@univie.ac.at


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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