Religiöses Wissen in der Lyrik der Frühen Neuzeit

Religiöses Wissen in der Lyrik der Frühen Neuzeit

Veranstalter
Teilprojekt „Formen der Paradoxie als Indikatoren epistemischer Umbrüche im 16. und 17. Jahrhundert“ (Peter-André Alt, Volkhard Wels) des SFB 980 „Episteme in Bewegung“
Veranstaltungsort
Seminaris CampusHotel, Takustr. 39, 14195 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2014 - 28.09.2014
Deadline
22.09.2014
Website
Von
von Holt, Isabel

Der Begriff der Religion durchläuft in der Frühen Neuzeit einen fundamentalen Wandel, insofern sich mit der Reformation selbst und dann wiederum mit den innerkonfessionellen Reformbewegungen vor allem des 17. Jahrhunderts eine zunehmende ‚Verinnerlichung’ des Glaubens vollzieht. Die Theologie als logisch und systematisch strukturierte ‚Theorie’ des Glaubens wird gegenüber der ‚Frömmigkeit’ als dem ‚gelebten Glauben’, der ‚praxis pietatis’, abgewertet. Im selben historischen Zeitraum entsteht die moderne Gattung einer ‚Lyrik’ als Konstruktion eines ‚inneren Ausdrucks’ persönlicher Gefühle, Empfindungen und Überzeugungen. Religion und ‚Lyrik’ geraten in ein enges Verhältnis, da sich persönliche, ‚subjektive’ religiöse Überzeugungen und individuelle Glaubensbekenntnisse jetzt in lyrischer Form äußern können. Logische und lyrische Form geraten zunehmend in einen Gegensatz. Die sich herausbildende, spezifisch ‚lyrische Subjektivität’ konvergiert dagegen mit der Entstehung der ‚Naturlyrik‘, in der die Natur als göttlich beseeltes Wesen erscheint, das dem ‚lyrischen Ich’ affektiv antwortet. Ähnliches gilt für die Liebeslyrik, in der Konstruktionen von Innerlichkeit und Gefühlsintensität sowie die ‚Subjektivität’ des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt finden.

Im Zentrum der Tagung steht die Frage nach den Transformationsprozessen, die das religiöse Wissen in lyrischen Formen durchläuft. Wie wird dieses Wissen in lyrischen Texten kenntlich gemacht, wie wird es transformiert? Wie wirken die lyrischen Formen, die das religiöse Wissen annehmen kann, auf das Wissen selbst ein?

Programm

Freitag, 26. September

14.00 Ankunft
14.15 Gyburg Uhlmann (Berlin): Einführung in das Forschungsprogramm des SFB
Volkhard Wels (Berlin): Einführung in das Tagungsthema

Moderation: Volkhard Wels
15.00 Peter-André Alt (Berlin): Allegorische Konstruktionen in paradoxer Zuspitzung. Über die Diskursivierung religiöser Denkmuster in englischer und deutscher Lyrik des 17. Jahrhunderts (Herbert, Czepko, Silesius)
16.00 Irmgard Scheitler (Würzburg): Konfessionelle Differenzen in Verbreitung und Gebrauch religiöser Gesangslyrik
17.30 Ralph Häfner (Freiburg): Der Gelehrte als Märtyrer. Johann Christian Günther und der burleske Stil um 1700
18.30 Andreas Lindner (Erfurt): „In Arbeit und Beruf“ – Zur lyrischen Verinnerlichung lutherischer Standes- und Berufsethik

Samstag, 27. September

Moderation: Jörg Robert
9.00 Simone de Angelis (Graz): Newton in der Dichtung
10.00 Mark-Georg Dehrmann (Hannover/Berlin): Gott im Gedicht. Deistische und orthodoxe Gotteserkenntnis nach 1700
11.30 Volkhard Wels (Berlin): Zur religionshistorischen Verortung des physikotheologischen Naturbegriffs, insbesondere bei Brockes

Moderation: Gesa Dane
14.00 Hans-Georg Kemper (Tübingen): Un-/Biblischer Schöpfungsgesang. Psalm 8 und die Anfänge der deutschen Naturlyrik
15.00 Kevin F. Hilliard (St Peter’s College, Oxford): „Wo bin ich?“ Zur religiösen Konstitution der Lyrik in der Frühen Neuzeit
16.30 Jörg Robert (Tübingen): Aus der Welt – Ekstase als lyrische Form
17.30 Franz M. Eybl (Wien): „Ich sahe mit betrachtendem Gemüte“. Lyrische Inszenierung religiöser Inspiration
18.30 Wolfgang Proß (Bern): Ketzer-Lyrik. Von der Gefährlichkeit des poetischen Ausdrucks

Sonntag, 28. September

Moderation: Irmgard Scheitler
9.00 Andreas Beck (Bochum): Ungebrochener Glanz konventioneller Artistik. „Liebe ist stärcker als tödtliche Schmertzen“ im „Parnassus Boicus“
10.00 Stefan Elit (Paderborn): Heiliger Ernst, das Ich und säkulares Spiel? Galante Lyrik, Religiosität und Individuierung um 1700
11.30 Günter Butzer (Augsburg): Übung und Wissen in der Lyrik der Frühen Neuzeit

Moderation: Mark-Georg Dehrmann
14.00 Gesa Dane (Berlin): Christlicher Epikurismus? Lohensteins Preisgedicht „Venus“
15.00 Bernhard Jahn (Hamburg): Morgenglanz und Seelenwanderung – Knorr von Rosenroths „Neuer Helicon“ und die Diskussion um die Präexistenz der Seelen im 17. Jahrhundert
16.00 Ende der Tagung

Kontakt

Isabel von Holt

SFB 980, Schwendenerstraße 8, 14195 Berlin

isabel.vonholt@fu-berlin.de


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Deutsch
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