Geheimdienste: Netzwerke, Seilschaften und Patronage in nachrichtendienstlichen Institutionen

Geheimdienste: Netzwerke, Seilschaften und Patronage in nachrichtendienstlichen Institutionen

Veranstalter
Eva Jobs, Philipps-Universität Marburg Gerhard Sälter, Unabhängige Historikerkommission zur Geschichte des BND, Philipps-Universität Marburg
Veranstaltungsort
Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4, 99084 Erfurt
Ort
Erfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.09.2014 - 06.09.2014
Deadline
02.09.2014
Website
Von
Eva Jobs, Dr. Gerhard Sälter

Geheimdienste gehören in Deutschland noch kaum zu den Gegenständen seriöser historischer Forschung. Das hat erstens damit zu tun, dass solche Dienste, unabhängig davon, ob sie im In- oder Ausland tätig sind, noch nicht lang existieren. Geheimdienste als behördlich ausge-bildete, dauerhaft auch in Friedenszeiten bestehende und spezialisierte Machtapparate sind ein Produkt des 20. Jahrhunderts. Sie haben sich in den meisten Staaten erst im zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg voll herausgebildet. Ein zweiter Grund ist im beschränkten Aktenzugang zu sehen, der sich erst Ende des 20. Jahrhundert zu verbessern begann. Drittens schließlich hat die Aura des Geheimnisses, mit dem sich die Dienste umgaben, im öffentlichen Raum einen Nebelschleier aus Legenden, Mythen und Verschwörungstheorien produziert, den in distanzierter und kritischer Annäherung zu durchdringen bisher wenig erfolgversprechend schien.

Das entstehende Forschungsfeld ist bisher kaum in Umrissen erkennbar. Die zunächst festzustellende Konzentration auf Struktur- und Politikgeschichte scheint langsam zugunsten einer Erweiterung der Fragestellungen aufgegeben zu werden.

Innerhalb des unübersichtlichen Forschungsfeldes wendet sich der Workshop der Frage nach der Rolle von Netzwerken, Seilschaften und Patronage in Geheimdiensten zu. Ihre Existenz konterkariert die in den meisten Diensten angestrebte doppelte Abschottung: intern der verschiedenen Dienstzweige und Diensteinheiten voneinander und nach außen gegenüber den Gegnern und der Öffentlichkeit. Informelle persönliche Beziehungen, die diese Abschottung durchbrechen, können die Geheimhaltung von Strukturen, Methoden und Personen unterlau-fen und das angestrebte Monopol geheimer Informationen gefährden. Sie stellen für die Dienste zunächst einmal eine Gefährdung der Sicherheit dar. Aus der Forschungsperspektive kann diese scheinbare Dysfunktionalität allerdings einen Zugang zu den inneren Mechanismen eines Geheimdienstes bilden, weil der Normbruch Material hervorbringt, in dem sich die Folie der meist ungeschriebenen Normen abzeichnet. Solche auf Dauer gestellten informellen Beziehungen können jedoch zur Normalität jeder Organisation und Institution gehören.

Programm

Donnerstag, 4. September
14.00 Begrüßung und Einführung
Eva Jobs, Gerhard Sälter

15.00 Vorstellungsrunde

Sektion 1: Vernetzte Männer
Moderation: Gerhard Sälter
16.00 Die Männer hinter Canaris: Rahmendaten zum Personal der Abwehr zwischen 1918 und 1944/1945
Florian Altenhöner

17.00 Geheime Männerbünde. Bedeutung und Praxis von Netzwerken in Nachrichtendiensten
Eva Jobs

Freitag, 5. September
Sektion 2: Informelle Verbindungen und ihre Kontrolle im MfS
Moderation: Eva Jobs

10.00 Netzwerke der DDR-Staatssicherheit
Katharina Lenski

11.00 Steuerungsmethoden von Netzwerken beim Ministerium für Staatssicherheit: Zur (In-)Stabilität netzwerklicher Informationszirkulation
Olga Galanova

13.30 Untersuchungshaft im System des MfS
Exkursion zur Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße

15.30 Kaffeepause

Sektion 3: Netzwerke in westdeutschen Geheimdienste während des Kalten Krieges
Moderation: Florian Altenhöner
16.00 „Teamwork, done by Gentlemen…“. Netzwerke und Seilschaften beim Aufbau des ersten militärischen Nachrichtendienstes im Bundeskanzleramt im Sommer 1950
Peter M. Quadflieg

17.00 Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) als Netzwerk. Überlegungen zu Rekrutierung und Praxis von Hauptamtlichen und V-Leute
Enrico Heitzer

18.00 Zur Möglichkeit der Rekonstruktion von NS-Netzwerken aus Spruchkammerakten
Susanne Meinl (angefragt)

Samstag, 6. September
Freie Sektion: Projekte und erste Ergebnisse
Moderation: Enrico Heitzer
10.00 Die Bewertung von NS-Kontinuitäten im BND am Beispiel des Gestapo-Beamten Willy Litzenberg
Gerhard Sälter

11.00 Kaffeepause

11.15 Die jugoslawische UDBA in Deutschland (Projektvorstellung)
Boris Klecina

12.00 Kulturen der Intelligence (Projektvorstellung)
Frederik Müllers und Michael Rupp (angefragt)

12.45 Abschlussdiskussion

13.15 Ende

Kontakt

Eva Jobs

eva2n@hotmail.com


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung