Kreise – Bünde – Intellektuellen-Netzwerke 1890-1960

Kreise – Bünde – Intellektuellen-Netzwerke 1890-1960

Veranstalter
Prof. Dr. Frank-Michael Kuhlemann, PD Dr. Michael Schäfer (Professur für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte, Technische Universität Dresden); Frank Richter (Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden)
Veranstaltungsort
Sächsische Landeszentrale für politische Bildung
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.03.2015 - 28.03.2015
Deadline
01.10.2014
Website
Von
Michael Schäfer

Die Professur für Neuere und Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte der Technischen Universität Dresden und die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden, veranstalten am 27./28. März 2015 die Tagung „Kreise – Bünde – Intellektuellen-Netzwerke 1890-1960“.

„Kreise“, „Bünde“ und „Intellektuellen-Netzwerke“ gelten als Formen bürgerlicher Vergesellschaftung und Träger politischer Kommunikation, die ihre Blütezeit in Deutschland zwischen dem späteren Kaiserreich und der frühen Bundesrepublik erlebten. Solche meist informellen Zusammenschlüsse rekrutierten sich vornehmlich aus bildungsbürgerlichen Milieus, sammelten sich nicht selten um eine charismatische Führungsfigur und verschrieben sich ethisch-moralischen, ästhetisch-künstlerischen, bildungs- und kulturpolitischen oder gesellschafts- und lebensreformerischen Zielen und Programmen. Die Tagung soll vor allem dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch dienen zwischen Historikern, Literatur- und anderen Kulturwissenschaftlern, die sich mit ähnlichen Kreisen, Bünden, Intellektuellen-Netzwerken beschäftigt haben oder aktuell an solchen Themen arbeiten.
Schwerpunkte der Diskussion könnten sein:
(1.) Die Klärung definitorischer und typologischer Fragen: Macht es Sinn, „Kreise“ und „Bünde“ als zeitgebundenes Phänomen mit spezifischen Ausprägungen zu beschreiben? Ließe sich möglicherweise eine Typologie der Kreise erstellen, etwa als Spektrum, das vom geschlossenen, das einzelne Mitglied persönlich verpflichtenden „Bund“ bis zum eher losen, ad hoc aktivierten Intellektuellen-Netzwerk auf der anderen Seite reicht?
(2.) Gab es so etwas wie eine gemeinsame inhaltliche Zielrichtung, die alle (oder zumindest die meisten) dieser Kreise vereinte? Ging es ihnen – auf die eine oder andere Weise – um die Überwindung einer durch die Moderne ausgelösten „Kulturkrise“? Inwiefern finden wir in den Verlautbarungen, Programmen, Diskussionen dieser Zusammenschlüsse einen gemeinsamen „Pool“ diskursiver Topoi? Oder wurden über Kreise, Bünde, Intellektuellen-Netzwerke ganz unterschiedliche Anliegen und Ziele transportiert?
(3.) Man kann nach den personellen, organisatorischen, ideologischen und mentalen Kontinuitäten der Bünde, Kreise und Intellektuellen-Netzwerke fragen, die über die Zäsuren von 1933 und 1945 weiter bestanden. Fügten sie sich „gleichgeschaltet“ in den institionellen Rahmen des NS-Regimes ein, existierten sie in loser Verbindung weiter oder lösten sich die meisten von ihnen auf? Schufen eher informelle Assoziationstypen wie Kreis/Bund/Netzwerk unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur womöglich Freiräume und Nischen für Diskussion, Dissidenz und Widerstand? Formierten sich solche bildungsbürgerlichen Kreise, Bünde und Netzwerke nach 1945 neu, knüpften sie an die in der Zwischenkriegszeit verfolgten Ideen und Ziele im politischen Handlungs- und Diskursfeld der frühen Bundesrepublik an?
(4.) In der Forschung sind „Kreise“ und „Bünde“ oft als Abwendung der Gebildeten von bürgerlich-zivilen Prinzipien der Assoziation gedeutet worden und als Hinwendung zu geschlossenen, elitären, antidemokratischen und antiliberalen Formen politischer Kommunikation. Doch haben wir es hier vielleicht – abgesehen von den oft antidemokratischen Zielsetzungen vieler dieser Gruppen in der Zwischenkriegszeit – mit Formen politischer Kommunikation zu tun, die auch in demokratischen Kontexten als durchaus üblich und legitim gelten können. Übernehmen nicht Intellektuellen-Netzwerke, indem sie wichtige Reformvorhaben anstoßen, diskutieren und zielstrebig verfolgen, in der Praxis wichtige und notwendige Funktionen für die Demokratie? Oder werden hier im kleinen Kreis Weichenstellungen hinter den Kulissen vorgenommen, die den demokratischer Prozess der Meinungs- und Willensbildung letztlich konterkarieren und unterlaufen?

Die Tagung findet am 27. und 28. März 2015 in der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung statt und wird geleitet von Prof. Dr. Frank-Michael Kuhlemann, PD Dr. Michael Schäfer und Frank Richter.

Wir bitten bis zum 1. 10. 2014 um Themenvorschläge (Abstract von max. 300 Wörten) für Referate von etwa 30 Minuten Länge an die folgende Adresse:
Technische Universität Dresden
Institut für Geschichte
Prof. Dr. Frank-Michael Kuhlemann
01062 Dresden
Tel. 0351 / 463 35 818
oder per E-Mail an: Michael.Schaefer@tu-dresden.de

Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge im Anschluss an die Veranstaltung ist geplant.

Programm

Kontakt

Frank-Michael Kuhlemann

Technische Universität Dresden Institut für Geschichte Prof. Dr. Frank-Michael Kuhlemann 01062 Dres

Tel. 0351 / 463 35 818

Michael.Schaefer@tu-dresden.de


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