Sektion B6 Thema: Fluchtgeschichten. Narrative Grenzerkundungen angesichts von Emigration und Exil

Sektion B6 Thema: Fluchtgeschichten. Narrative Grenzerkundungen angesichts von Emigration und Exil

Veranstalter
Sektionsleitung: Prof. Dr. Doerte Bischoff/ Walter A. Berendsohn, Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur, Universität Hamburg; KoleiterInnen: Prof. Dr. Johannes Evelein, Trinity College, Hartford/C; Assistant Prof. Dr. Patrick Farges, MCF - Université Sorbonne Nouvelle - Paris 3; Prof. Dr. Simona Leonardi, Universität Neapel Federico II; Prof. Dr. Anja Lobenstein-Reichmann, Universität Heidelberg/Universität Prag / Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Prof. Dr. Thomas Pekar, Gakushuin Universität, Universität Tokio
Veranstaltungsort
Ort
Shanghai
Land
China
Vom - Bis
23.08.2015 - 31.08.2015
Deadline
15.11.2014
Von
Doerte Bischoff

IVG-Kongress 2015: Sektion B6:

Fluchtgeschichten. Narrative Grenzerkundungen angesichts von Emigration und Exil

Sektionsbeschreibung:

Emigration und Flucht, die oft mit Erfahrungen von Diskriminierung und Ausgrenzung im Herkunftsland und von Fremdheit im Zufluchtsland gekoppelt sind, stellen meist tiefe biographische Brüche dar, die eine Herausforderung für die Versprachlichung bedeuten. Dies betrifft nicht nur die Frage nach der Erzählbarkeit von traumatisch Erlebtem, sondern berührt ebenso Fragen der narrativen Konstruktion von Gemeinschaft und Zugehörigkeit sowie Problematisierungen nationaler Selbstverständigungs- und Erinnerungsdispositive.
Indem „Erzählung“ hier in einem weiteren Sinne, als Oberbegriff für narrative Texttypen, die in mündlicher oder in schriftlicher Form (als Interviews, Briefe, Tagebücher, aber auch literarische Texte) vorliegen können, gefasst wird, werden Möglichkeiten und Grenzen verschiedener narrativer Formen und Genres als solche zum möglichen Thema literarischer wie linguistischer Untersuchungen. In besonderer Weise laden Exilerzählungen, die häufig eine Vielzahl von Fluchtorten und wiederholte Grenzüberschreitungen thematisieren, zudem dazu ein, Verfahren und Effekte der Grenzziehung zu reflektieren, die vermeintlich geschlossene Identitäten und Gemeinschaften durch (gewaltsame) Ausgrenzung konstituieren. Narrative Grenzerkundungen in Texten, die Flucht und Exil reflektieren, stellen dabei aber nicht nur immer wieder solchermaßen begrenzte Identitätsentwürfe zur Disposition. Vielfach lassen sie auch alternative Entwürfe hybrider, beweglicher, transnationaler Selbst- und Gemeinschaftsnarrative erkennen.
Im Fokus stehen Emigrations- und Fluchterzählungen von Personen, die 1933-45 auf Grund von rassistischen bzw. politischen Gründen gezwungen wurden, Deutschland, Österreich und andere deutschsprachige Gebiete zu verlassen (für zahlreiche deutschsprachige Flüchtlinge kam auch Shanghai als Zufluchtsort in Frage). Da manche dieser Erzählungen erst lange nach 1945 datieren, sollen auch Fragen des Nach-Exils, der Herausbildung von Diaspora-Strukturen und Perspektiven von Transkulturalität und Translingualität mit ausdrücklichem Bezug zu der historischen Exilzeit erörtert werden. Darüber hinaus sind aber auch Untersuchungen zu deutschsprachigen Gegenwartstexten, die sich Problemen und Implikationen des Erzählens von Flucht und Exil widmen, willkommen.
Die Sektion ist bewusst interdisziplinär angelegt und richtet sich sowohl an SprachwissenschaftlerInnen als auch an LiteraturwissensschaftlerInnen
Fragestellungen
1. Wie werden Erinnerungen erzählt und biographische Brüche versprachlicht?
2. Werden traditionelle autobiografische Erzählmuster affirmiert oder transformiert?
3. Wie wird die Beziehung zur deutschen Sprache und Kultur dargestellt, wie werden deren Grenzen reflektiert?
4. Welche Rolle kommt Sprachkontaktphänomene zu?
5. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sprache und Identität?
6. Welche Rolle haben dabei Emotionen?
7. Welche sprachlichen Strategien werden zur Darstellung bzw. Bewältigung der verschiedenen Traumatisierungserlebnisse (Verlust von Heimat, gewohnter menschlicher Beziehungen, oft auch Berufsverlust) genutzt?
8. Inwiefern werden durch eine Fokussierung von Grenzen und Grenzüberschreitungen in Exiltexten Vorstellungen von abgrenzbaren homogenen Räumen und Identitäten fragwürdig?
9. Wie verhandeln diese Texte Vorstellungen von Heimat, Muttersprache und nationaler Identität?
10. Lassen sich klassische Exiltexte mit Blick auf aktuelle Diskussionen um Transnationalität, Translingualität und Hybridität lesen?

Vorschläge für Vorträge (Titel und Abstracts von 300-500 Wörtern sowie biobibliografischen Informationen zur Person) werden bis zum 15.11. erbeten an die Berendsohn Forschungsstelle Hamburg: buero.exil@uni-hamburg.de

Sektionsleitung: Prof. Dr. Doerte Bischoff/ Walter A. Berendsohn, Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur
Universität Hamburg
doerte.bischoff@uni-hamburg.de (D)

KoleiterInnen:
Prof. Dr. Johannes Evelein
Trinity College
Hartford/CT
Johannes.Evelein@trincoll.edu (USA)

Assistant Prof. Dr. Patrick Farges
MCF - Université Sorbonne Nouvelle - Paris 3
patrick.farges@univ-paris3.fr (F)

Prof. Dr. Simona Leonardi
Universität Neapel Federico II
simona.leonardi@unina.it (I)

Prof. Dr. Anja Lobenstein-Reichmann
Universität Heidelberg/Universität Prag / Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Lobenstein-Reichmann@mail.uni-goettingen.de (D/ CZ)

Prof. Dr. Thomas Pekar
Gakushuin Universität Universität Tokio
pekar@aol.com (J)

Programm

Kontakt

Doerte Bischoff

Von-Melle-Park 6; 20146 Hamburg

040-42838-4811 (Sekr. -2049)
040-42838-3553
buero.exil@uni-hamburg.de

http://www1.slm.uni-hamburg.de/de/forschen/arbstzentren/exilforschung.html