Die Hungerkrisen der „Kleinen Eiszeit“ (1300-1800). Sozio-naturale Verflechtungen historischer Gesellschaften

Die Hungerkrisen der „Kleinen Eiszeit“ (1300-1800). Sozio-naturale Verflechtungen historischer Gesellschaften

Veranstalter
Dr. Dominik Collet, Nachwuchsgruppe "Umwelt und Gesellschaft", Heidelberg Center for the Environment, Universität Heidelberg
Veranstaltungsort
Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Methoden 1, 33615 Bielefeld
Ort
Bielefeld
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.02.2015 - 20.02.2015
Deadline
15.09.2014
Von
Maximilian Schuh

Mit dem globalen Klimawandel sind Hungerkrisen wieder zu einer Gegenwartsfrage geworden. Die erwartete Zunahme von bedrohlichen Klimaextremen weckt Interesse an der Frage, wie diese Herausforderungen in der Vergangenheit bewältigt wurden. Untersuchungen in diesem Feld werden durch disziplinäre Grenzziehungen erschwert. Hungerkatastrophen ereignen sich an der Nahtstelle von Natur und Kultur. Sie umfassen zugleich bio-physikalische und gesellschaftliche Aspekte. Der umfassende sozio-ökologische Charakter von Hungerkrisen sprengt den Analyserahmen einzelner Disziplinen. Der populäre Verweis auf die dramatischen Auswirkungen von klimainduzierten Hungersnöten der Vergangenheit beruht daher zumeist auf Mutmaßungen.
Aus diesem Grund bringt der Workshop Forscher aus den Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften zusammen. Vor dem Hintergrund neuerer integrativer Ansätze (disaster studies, vulnerability studies, environmental history) wird ausgelotet, wie die vorherrschende Opposition von natürlichen und gesellschaftlichen Faktoren aufzulösen ist. In Hungerkrisen wird die Verflechtung von naturaler Umwelt und sozialem Handeln in besonderem Maße sichtbar. Ein integrativer Zugriff bezieht deshalb sowohl "Archive der Natur" als auch "Archive der Gesellschaft" mit ein. So können deterministische Modellbildungen der Mensch-Umwelt-Beziehungen kritisch überprüft und durch ein dynamisches und genuin historisierendes Verständnis abgelöst werden. In der gemeinsamen Diskussion sollen Antworten auf folgende zentrale Fragen gefunden werden:

Welche Daten, Quellen und Fallbeispiele können integrative Ansätze besonders fruchtbar machen?

Welche Brückenkonzepte und Forschungsdesigns überwinden klima- und kulturdeterministische Ansätze?

Wie lässt sich die dynamische Verflechtung von Umwelt und Gesellschaft sowie die kulturellen Konsequenzen extremer Naturereignisse besser als bisher abbilden?

Wie lassen sich die komplexen zeitgenössischen Wahrnehmungen, Deutungen und Bewältigungsstrategien greifen?

Der Workshop konzentriert sich auf Agrargesellschaften der „Kleinen Eiszeit“ (1300-1800), in denen Hungerkrisen „normale Ausnahmefälle“ bildeten. Der Fokus liegt auf Untersuchungen, die Fälle in Europa und Asien behandeln. Komparative, interkulturelle Ansätze sind ebenso erwünscht wie fächerübergreifende Zugänge und methodologische Überlegungen.

Der Workshop wird von der Forschernachwuchsgruppe „Umwelt und Gesellschaft. Handeln in Hungerkrisen der Frühen Neuzeit“ am Heidelberg Center for the Environment (HCE) veranstaltet und findet am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) in Bielefeld statt. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Reise- und Übernachtungskosten der Vortragenden werden übernommen. Die Publikation der Beiträge in einem Sammelband ist vorgesehen.

Programm

Kontakt

Dr. Maximilian Schuh

Historisches Seminar, Grabengasse 3-5, 69115 Heidelberg

+49-6221-54-6560

maximilian.schuh@uni-heidelberg.de

http://www.hce.uni-heidelberg.de/nwg/hungerkrisen.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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