Erinnern an Demokratie in Deutschland. Demokratiegeschichte in Museen und Erinnerungsstätten der Bundesrepublik

Erinnern an Demokratie in Deutschland. Demokratiegeschichte in Museen und Erinnerungsstätten der Bundesrepublik

Veranstalter
Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus; Otto-von-Bismarck-Stiftung; Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung; Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte; Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Veranstaltungsort
Zeitgeschichtliches Forum
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.10.2014 - 24.10.2014
Deadline
20.09.2014
Von
Dr. Thomas Hertfelder

Dr. Thomas Hertfelder, Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Dr. Jürgen Lillteicher

In der Bundesrepublik Deutschland besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Erinnerung an das nationalsozialistische Regime, an den von Deutschen betriebenen Mord an den Juden Europas, an den vom Deutschen Reich entfesselten Zweiten Weltkrieg, aber auch an die zweite deutsche Diktatur der DDR für das historische Selbstverständnis der Bundesrepublik konstitutiv ist. Kaum überraschend, wird auch die Memorialkultur in Deutschland maßgeblich von der Geschichte zweier Diktaturen und deren Opfer geprägt. Die Institutionalisierung und Nationalisierung eines „negativen Gedächtnisses“ (Volkhard Knigge) gehört nachgerade zu den Spezifika der deutschen Erinnerungskultur. Eine ebenso reiche wie kontroverse Forschungsliteratur erörtert folglich die vielfältigen Formen des öffentlichen Erinnerns an die beiden deutschen Diktaturen.

Dem gegenüber spielt die Erinnerung an demokratische Traditionen in Deutschland eine vergleichsweise marginale Rolle. Im geschichtspolitischen Kontext wird sie im Wesentlichen getragen vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn, dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig, der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte in Rastatt, von den fünf Politikergedenkstiftungen des Bundes sowie vom Deutschen Historischen Museum in Berlin. Hinzu kommt eine wachsende Zahl regionaler Museen und Erinnerungsstätten in bürgerschaftlicher, kommunaler oder staatlicher Trägerschaft, die sich mit demokratischen Traditionen in Deutschland auseinandersetzen.

Die Tagung „Erinnern an Demokratie in Deutschland“ untersucht die unterschiedlichen Formen, Darstellungsweisen und Narrative, in denen die Geschichte der Demokratie in Deutschland in Erinnerungsstätten und Museen öffentlich präsentiert und vermittelt wird. Welche Rolle spielen dabei markante Wendepunkte, historische Orte, geschichtsmächtige Bewegungen, Verfassungen und Institutionen sowie herausragende Persönlichkeiten für die Konstruktion der Demokratie-Erzählung? Lässt sich ein Kanon von demokratischen „Erinnerungsorten“ ausmachen? Woran wird erinnert – und woran nicht? In welchem narrativen Modus wird die Geschichte der Demokratie in Deutschland erzählt – etwa als Geschichte des Scheiterns und Wiederaufstiegs, der Läuterung und des Lernens, der Überwindung von Diktatur oder der Bewältigung von Krisen? Inwieweit ist die Demokratiegeschichte gar zum Moment eines nationalen Meisternarrativs geworden? Wie verhält sich diese Demokratiegeschichte zur Katastrophenerzählung?

Besondere Akzente legt die Tagung auf die gegenseitige Verschränkung von Diktatur- und Demokratiegeschichte in Deutschland, auf die Praxis personenzentrierter Zugänge zur Demokratiegeschichte (Biographien, Zeitzeugen) sowie auf die spezifisch musealen Formen und Bedingungen der Präsentation.

Die Tagung richtet sich vorwiegend an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen, die auf dem Gebiet der Erforschung, Aufarbeitung und Präsentation demokratischer Perioden, Bewegungen und Persönlichkeiten tätig sind. Ein Tagungsbeitrag wird nicht erhoben.

Über die vorliegende Ausschreibung können sich bis zu 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer anmelden. Sie sind für ihre Verpflegung und Übernachtung selbst verantwortlich. Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung an, ob Sie an dem öffentlichen Abendvortrag teilnehmen wollen.

Programm

Donnerstag, 23.10.2014

9.30 Begrüßung
Prof. Dr. Rainer Eckert, Leipzig
Oberbürgermeister Burkhard Jung
Staatssekretär a.D. Manfred Speck, Rhöndorf

10.15 Einführung: Erinnern an die Demokratiegeschichte in Deutschland
Thomas Hertfelder, Ulrich Lappenküper, Jürgen Lillteicher

Sektion I: Nach Obrigkeitsstaat, Monarchie und Diktatur: Wege zur Demokratie
Leitung: Walter Mühlhausen, Heidelberg

10.45 Nach Nationalismus, Diktatur und Krieg. Bausteine einer
europäischen Geschichte der Demokratie
Andrea Mork, Brüssel

11.15 Die großen Ausstellungshäuser des Bundes: Deutsches Historisches Museum, Haus der Geschichte der Bundesrepublik, Zeitgeschichtliches Forum
Frank Bösch, Potsdam

11.45 Diskussion

12.15 Mittagspause

13.45 Die Politikergedenkstiftungen des Bundes
Irmgard Zündorf, Potsdam

14.15 Demokratie und Diktatur „von unten“. Perspektiven auf die Demokratiegeschichte in ausgewählten Geschichtswerkstätten
Thomas Lindenberger, Potsdam

14.45 Diskussion und Kaffee

Sektion II: Meistererzählungen der Demokratiegeschichte
Leitung: Ulrich Lappenküper, Friedrichsruh

15.45 Von Glück und Streit, Lernen und Stabilität: Historiographische Meistererzählungen
Paul Nolte, Berlin

16.15 Demokratiegeschichte in der longue durée: Die großen Ausstellungshäuser des Bundes
Thomas Hertfelder, Stuttgart

16.45 Diskussion

17.15 Gründungsmythen der Parlamentarischen Demokratie: Herrenchiemsee; Ausstellung „Wege, Irrwege, Umwege. Die Entwicklung der Parlamentarischen Demokratie in Deutschland“ des Deutschen Bundestages im Deutschen Dom zu Berlin; Frankfurter Paulskirche mit der „Straße der Demokratie“
Andreas Biefang, Berlin

17.45 Diskussion

20.00 Öffentlicher Abendvortrag
Wie viel Erinnerung braucht die Demokratie?
Begrüßung: Min.-Dir. Günter Winands, Bonn
Vortrag: Prof. Dr. Richard Schröder, Berlin

Freitag, 24.10.2014

Sektion III: Personenzentrierte Zugänge zur Demokratiegeschichte
Leitung: Corinna Franz, Rhöndorf

9.00 Gedenken an Demokraten in Deutschland: Eine empirische Annäherung
Harald Schmid, Kiel

9.30 Zwischen Leitbild und Historisierung: Die Politikergedenkstiftungen des Bundes
Michele Barricelli, Hannover

10.00 Diskussion und Kaffee

11.00 Märtyrer der Demokratie? Der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain, die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt; Hambacher Schloss
Bernd Braun, Heidelberg

11.30 Zuerst verpönt, dann geschätzt? Personenzentrierte Ansätze in den großen Ausstellungshäusern des Bundes (DHM, HdG, ZF)
Jürgen Lillteicher, Lübeck

12.00 Diskussion

12.30 Schlusskommentar
Martin Sabrow, Potsdam/Berlin

Schlussdiskussion

14.30 Abreise

Anmeldung bis 20.9.2014: Dr. Lieselotte Schesmer, Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus: schesmer@stiftung-heuss-haus.de

Kontakt

Dr. Lieselotte Schesmer
Stiftung-Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Im Himmelsberg 16 70192 Stuttgart
0711-955985-0
0711-955985-30
schesmer@stiftung-heuss-haus.de

www.stiftung-heuss-haus.de
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Deutsch
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