Representatio Majestatis. Intermediale Konstruktionen herrschaftlicher Macht zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert

Representatio Majestatis. Intermediale Konstruktionen herrschaftlicher Macht zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert

Veranstalter
Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern; Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln
Veranstaltungsort
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
11.12.2014 - 12.12.2014
Deadline
03.08.2014
Website
Von
Anna Pawlak

Bern, 11./12. Dezember 2014
Deadline: 3. August 2014

Institut für Kunstgeschichte
Universität Bern

Call for Papers
Tagung: Representatio Majestatis. Intermediale Konstruktionen herrschaftlicher Macht zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert

Der Wissenschaft attestierte W. J. Thomas Mitchell 1994 „einen starken Impuls, der Repräsentation zu entkommen“, doch ein solches Entkommen könne, so der Autor weiter, niemals gelingen. Trotz der bereits mit Rousseau, Kant und Nietzsche einsetzenden und u. a. von Heidegger, Foucault, Derrida und Latour fortgeführten Kritik an tradierten Repräsentationskonzepten besitzt der Terminus der Repräsentation für die Theoriebildung in den Geisteswissenschaften eine ununterbrochene Relevanz und wird seit den 1990er Jahren verstärkt interdisziplinär diskutiert (Ragotzky/Wenzel 1990, Fischer-Lichte 2001, Bredekamp/Kruse/Schneider 2010). Die wissenschaftliche Omnipräsenz des Begriffes hängt mit seiner semantischen Vielschichtigkeit zusammen, die im Wesentlichen zwischen Vorstellung, Darstellung respektive Abbild, Vergegenwärtigung und Stellvertretung, also nach Carlo Ginzburg (1999) zwischen Substitution und mimetischer Evokation, oszilliert. Ungeachtet dieser Polyvalenz verwendete die Kunstgeschichte den Begriff der Repräsentation vorwiegend zur Bezeichnung einer Zurschaustellung fürstlicher Magnifizenz in den klassischen Gattungen Malerei, Skulptur und Architektur. Erst im Zuge jenes bildwissenschaftlichen Diskurses, der mit einem historisch-anthropologischen Ansatz das Verhältnis von Bild, Körper und Präsenz in den Fokus der Analyse rückte, setzte eine kritische Reflexion des Terminus’ und seine Fruchtbarmachung nicht nur für historische Artefakte jenseits des klassischen Kanons der Kunstgeschichte (Belting 2001; Belting/Kamper/Schulz 2002) ein, sondern auch für kulturgeschichtliche Fragen nach der Valenz sakramentaler Repräsentation im Kontext epistemologischer, medienhistorischer und politischer Prozesse in der Frühen Neuzeit (Ertz/Schlie/Weidner 2012).
Beiden Forschungstendenzen folgend möchte die Tagung die medialen Strategien der Konstruktion und Konstituierung herrschaftlicher Macht in allen Dimensionen ihrer optischen, haptischen und akustischen Erfahrbarkeit untersuchen. Neben den traditionellen Kunstgattungen sollen deshalb im Anschluss an die neueren Forschungen zur materiellen und performativen Kultur der europäischen Höfe unterschiedliche Medien und Träger symbolischer Kommunikation (Stollberg-Rilinger/Weißbrich 2009) und ihre Interdependenzen berücksichtigt werden. Der anlassgebundene Einsatz von Objekten angewandter Kunst wie Textilien, Rüstungen, Goldschmiedearbeiten und ephemeren Festdekorationen, von Musik, Theater und Tanz steht dabei genauso im Fokus des Interesses wie das Zeremoniell selbst, in dessen Rahmen jene verwendet und inszeniert wurden. Ein besonderes Augenmerk wird deshalb auf höfischen Ritualen (Krönungen, Begräbnisse, etc.) und ihren Visualisierungsformen liegen, da diese durch ihr beständiges Changieren zwischen historischer Kontinuität und politischer Aktualität das Potenzial und die Grenzen der jeweiligen Repräsentationsmodelle − ausgehend vom und stets im Bezug zum Körper des Souveräns − ausloten. In diesem Zusammenhang sind solche geschichtlichen Ereignisse von entscheidender Bedeutung, welche die Genealogie repräsentierter Macht durchbrechen und epistemologische Ordnungen neu konfigurieren, um Krisenmomente, wie die Krankheit, die Gefangenschaft oder den Tod eines Herrschers sowie tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche, etwa die Französische Revolution, zu bewältigen. Im Anschluss daran soll darüber hinaus gefragt werden, inwiefern die von Michel Foucault konstatierte „Krise der Repräsentation“ um 1800 auch Folgen für die Modi sowie die Normen der Herrschaftsrepräsentation im 19. Jahrhundert nach der Verschiebung der politischen Paradigmen besaß und inwiefern diese wiederum die technischen Innovationen der zeitgenössischen Kunst- und Bildproduktion, hier vor allem die Fotografie, entscheidend prägten.
Die Tagung richtet sich in erster Linie an Nachwuchswissenschaftler/innen aller geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen und möchte einen interdisziplinären Austausch über Konzepte herrschaftlicher Repräsentation und neuere Methoden ihrer Untersuchung anregen. Wir freuen uns über Vorschläge für Vorträge (30 Minuten), welche die medialen Konstruktionen von Macht am Beispiel europäischer Fürstenhäuser vom 15. bis zum 19. Jahrhundert analysieren und diskutieren. Erbeten sind ein Abstract von maximal 300 Wörtern, welches das Vortragsvorhaben skizziert, sowie ein kurzer Lebenslauf mit Stichworten zu den Forschungsinteressen bis zum 3. August 2014 an:
eva.ehninger@ikg.unibe.ch
ariane.koller@ikg.unibe.ch

Keynote Speaker: Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Historisches Institut der Universität zu Köln)

Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.
Die Kosten für Reise und Unterkunft werden erstattet.
Die Tagung wird gefördert von der Mittelbauvereinigung der Universität Bern (MVUB).

Wissenschaftliche Konzeption und Organisation:
Dr. Eva Ehninger (Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern)
Dr. Ariane Koller (Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern)
Dr. Anna Pawlak (Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln)

Programm

Kontakt

Anna Pawlak

Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln

anna.pawlak@uni-koeln.de


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Deutsch
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