Neuer Mensch in Stahlgewittern. Biopolitik und säkulare Eschatologien im Schatten der Weltkriege

Neuer Mensch in Stahlgewittern. Biopolitik und säkulare Eschatologien im Schatten der Weltkriege

Veranstalter
Evangelische Akademie Frankfurt
Veranstaltungsort
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.06.2014 - 28.06.2014
Von
Ralph Fischer

Eine Neue Menschheit wird kommen und eine bessere Welt wird entstehen – diese Hoffnung erfüllte viele Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler im Vorfeld des Ersten Weltkrieges und in der Zeit zwischen den Kriegen. Der Schriftsteller und Offizier Ernst Jünger feiert in seinen „Stahlgewittern“ den neuen, gestählten und soldatischen Menschentypus.

Die Tagung „Neuer Mensch in Stahlgewittern“ untersucht das Konzept des Neuen Menschen, das im Schatten der Weltkriege in Politik, Kunst, Populärkultur und Wissenschaft zirkuliert.

Die Vorstellung, dass das Zeitalter von Wissenschaft und Technik auch einen neuen Typus Mensch hervorbringen wird, zählt zu den letzten großen Utopien des 20. Jahrhunderts: Eine leistungsstärkere und vollkommenere Menschheit sollte entstehen, die ihre biologischen Grenzen überwindet und sogar den Tod besiegen kann.

Diese biopolitische Utopie hat ihre Wurzeln in der christlichen Glaubenslehre: Die theologische Vorstellung von einer Ablösung des alten Adam durch den neuen Menschen in Christus ist in mehreren Geschichtskonstellationen und Theorien wirksam, angefangen mit dem „erneuten Menschen“ der Französischen Revolution, über Friedrich Nietzsches Konzept des Übermenschen bis hin zur Suche nach dem Neuen Menschen im Marxismus.

Der Erste Weltkrieg schwächt die Imagination des Neuen Menschen nicht ab: Vielmehr vermischen sich von nun an im Neuen Menschen die Semantik des Krieges, Reinigungsphantasien, technische Hybris, Adressierung der Masse und Experimente mit neuentstandenen Medien. In dieser Gemengelage wird der Topos des Neuen Menschen sowohl von kommunistischen Intellektuellen als auch von jenen beansprucht, die in den 1920er Jahren dem Faschismus den Weg bereiten.

Über die historische Perspektive hinweg, fragt die Tagung nach Bezügen zum Menschen- und Körperbild der Gegenwart – man denke etwa an die politischen Hoffnungen, die in den 1980er und den 1990er Jahren an die Figur des Cyborgs geknüpft wurden oder an das Konzept des „Optimierten Menschen“ der Digitalmoderne.

Weltkriege
Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt
Kooperationspartner:
Fernuniversität in Hagen

Mit freundlicher Förderung
Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main
Evangelische Zukunftsstiftung

Studienleitung:
Dr. Ralph Fischer, Evangelische Akademie Frankfurt

Mitveranstalterin:
Dr. Maud Meyzaud, Fernuniversität in Hagen
Eintritt
27. Juni: 12 Euro / ermäßigt 10 Euro
28. Juni: 12 Euro / ermäßigt 10 Euro
Beide Tage: 20 Euro / ermäßigt 16 Euro

Studierende der FernUniversität in Hagen haben freien Eintritt.

Anmeldung
Evangelische Akademie Frankfurt
Gabriele Blumer
069.174 15 26-15, blumer@evangelische-akademie.de

Programm

Freitag, 27. Juni

16 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Ralph Fischer, Evangelische Akademie Frankfurt
Dr. Maud Meyzaud, FernUniversität in Hagen

16.30 Uhr Vortrag und Diskussion
Der neue Mensch
Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik
Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe, Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte

17.30 Uhr Pause

17.45 Uhr Vortrag und Diskussion
Massenmensch und Kollektiv
Körperpolitik in den 20er Jahren
Prof. Dr. Patrick Primavesi, Universität Leipzig

18.45 Uhr Pause

19.00 Uhr Vortrag und Diskussion
Der überholte Mensch
Verheißungs-, Erlösungs- und Perfektionierungsparadigmen des Menschen im digitalen Zeitalter
Prof. Dr. Stefan Rieger, Ruhr-Universität Bochum

20.00 Uhr Ende

Samstag, 28. Juni
10.00 Uhr Vortrag und Diskussion
„Unser Körper muss unser Werk sein “
Biopolitische Projekte der frühen Sowjetzeit
Prof. Dr. Michael Hagemeister, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt Oder

11.00 Uhr Vortrag und Diskussion
„Ich bin zerrüttet statt erholt“
Franz Kafkas ambivalente Schreib-Entwürfe eines neuen Nervenmenschen zwischen Reiz und Ruin
Dr. Marie-Luise Wünsche, Friedrich Wilhelms-Universität, Bonn

12.00 Uhr Vortrag und Diskussion
„Von Mängelwesen und Musterexemplaren“
Menschenbilder in der Reklame illustrierter Zeitschriften der 1920er Jahre“
Dr. Helen Barr, Goethe Universität Frankfurt am Main

13.00 Uhr Pause

14.00 Uhr Vortrag und Diskussion
„Ungesteigerte Menschhaftigkeit“
Benjamin und der Übermensch
Dr. Jörn Etzold, Ruhr-Universität Bochum

15.00 Uhr Vortrag und Diskussion
Nach dem Neuen Menschen
Literarische Formwerdung und potentieller Mensch bei Robert Musil
Dr. Maud Meyzaud, FernUniversität in Hagen

16.00 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Evangelische Akademie Frankfurt
Dr. Ralph Fischer
Gabriele Blumer
069.174 15 26-15, blumer@evangelische-akademie.de

http://www.evangelische-akademie.de/impressum.htm
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung