Die Kunst des Krieges lernen – Zur Geschichte des militärischen Denkens vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Die Kunst des Krieges lernen – Zur Geschichte des militärischen Denkens vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Veranstalter
Workshop mit Unterstützung des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V., veranstaltet in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Stuttgart und dem Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt.
Veranstaltungsort
Universitätsbibliothek
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.04.2004 - 30.04.2004
Deadline
15.03.2004
Website
Von
Daniel Hohrath

Die Umsetzung zweier Erfindungen hat für die Geschichte Europas und der Welt die weitreichendsten Folgen gehabt: Buchdruck und Schießpulver. Zur "Medienrevolution" und der ihr verbundenen "Wissenschaftlichen Revolution" gehört die "Militärische Revolution" ganz untrennbar dazu. Die Entwicklung der Militärwissenschaften stellt das unmittelbare Bindeglied dar.

Welche Bedeutung der Komplex von Medien, Wissenschaften und Krieg bis in unsere unmittelbare Gegenwart und Zukunft hat und haben wird, ist spätestens in der jüngsten Zeit wieder in aller Schärfe hervorgetreten. Ebenfalls ist gerade jetzt wieder deutlich geworden, daß die Formen des Krieges historisch und kulturell wandelbar sind. Die derzeitige Ratlosigkeit gegenüber einer Entwicklung, die nicht mehr mit den Paradigmen von Nationalstaat, Massenarmeen und militärischer Großtechnologie zusammenpaßt, zeigt freilich nicht zuletzt die enormen Defizite an historischer Perspektive über die westliche Moderne des vergangenen Jahrhunderts hinaus.

Dies muß auch für eine historische Disziplin Militärgeschichte, die heute ernst genommen werden will, wieder neu zum Thema werden. Die Geschichte des Denkens über den Krieg, genauer des auf seine praktische Ausübung gerichteten militärischen Denkens über Kriegführung und Kriegstechnik, ist von der "neuen Militärgeschichte" der achtziger und neunziger Jahre bislang nur am Rande wahrgenommen worden, galt als "traditionelles Thema", das historisch in der Vergangenheit bis zum Überdruß behandelt worden und letztlich auch heute bei den anwendungsorientierten Disziplinen der Politologen, Konfliktforschern etc. am besten aufgehoben sei. Hier gilt es (die bellizistische Ausdrucksweise sei an dieser Stelle entschuldigt) ein Terrain für die Geschichtswissenschaft wiederzugewinnen.

Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen arbeiten von ganz verschiedenen Ausgangspunkten an Themen, die in diesen Zusammenhang gehören. Hier spannt sich ein weiter Bogen; nur einige Beispiele sollen genannt werden: Dazu zählen biographische Annäherungen an Persönlichkeiten, die als Autoren oder Praktiker das militärwissenschaftliche Denken beeinflußt haben. Ein weiteres Feld stellen Arbeiten zur Geschichte militärischer Bildungsinstitutionen und zum Wandel des professionellen Selbstverständnisses von Offizieren dar. Überlegungen zum Prozeß der umfassenden Verwissenschaftlichung der militärischen Fachgebiete korrespondieren mit der Mediengeschichte von militärischer und technischer Fachliteratur und –publizistik. Besonders wichtig erscheint auch die Geschichte der Kriegsgeschichtsschreibung und der damit verbundenen Konstruktion von professionell verwertbarer Kriegserfahrung. Schließlich ist das Verhältnis von Theorie und Praxis, die Rückbindung von Kriegstheorie und –wissenschaft an Planung, Vorbereitung und tatsächlichen Verlauf von kriegerischen Aktionen und deren Folgen.

Der Workshop wird ein erster Schritt sein, solche verstreuten Ansätze zu sammeln. Wir wollen gemeinsam über neue historische Zugänge zum militärischen Denken in der europäischen Geschichte diskutieren.

Im Sinne eines bewußt offenen Werkstattcharakters sind die Teilnehmer aufgerufen, auch durchaus Unfertiges, "work in progress" zu präsentieren. Nach dem bisherigen Stand werden die Epochen der Konstituierung der Neuzeit (1500-1800) und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts die chronologischen Schwerpunkte ausmachen, es ist aber besonders beabsichtigt, von den einzelnen Beiträgen aus epochenübergreifende Perspektiven zu suchen.

Stichwortartig seien hier einige mögliche Themenfelder genannt:

1. Antike Überlieferung und praktische Kriegserfahrungen, Theorie und Praxis des Krieges am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
2. "Militärische Revolution(en)": Epochale Veränderungen des Krieges.
3. Von der "Kunst" zur "Wissenschaft", Kriegstechnik und Militärwesen als Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses.
4. Die Bildung des Offiziers: Vom Feldlager zur Militärakademie.
5. Von der Bibliothek zum Schlachtfeld und zurück? Kriegswissenschaften und Kriegspraxis.
6. Beherrschung oder Entgrenzung des Krieges: Die Dialektik der militärischen Aufklärung und ihre Folgen für die Moderne.
7. Kriegserfahrung und Kriegsgeschichte, Kriegstheorie und Kriegsbild: Zur Konstruktion der Logik des Krieges vom 15. zum 21. Jahrhundert.

Die Beiträge sollten eine Vortragsdauer von 20 Minuten nicht überschreiten, damit ausreichend Raum für die Diskussion bleibt.
Ein Abstract des gemeldeten Vortrags im Umfang von 1-2 Seiten sollte bis zum 10. April vorliegen, um rechtzeitig im Voraus an die aktiven Teilnehmer geschickt werden zu können.

Es besteht noch die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme als Vortragende(r). Anmeldungen und Themenvorschläge können bis Mitte März eingesandt werden.

Der Workshop wird im Tagungsraum der Universitätsbibliothek Stuttgart stattfinden und einer erweiterten universitären Öffentlichkeit zugänglich sein. Er wird voraussichtlich vom 29. April 14:00 Uhr bis zum 30. April gegen 17:00 Uhr dauern.

Im Foyer ist zugleich eine Ausstellung militärwissenschaftlicher Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts zu sehen, die am 29. April abends eröffnet werden wird. Sie zeigt rund 60 für die Entwicklung der Kriegswissenschaften repräsentative Werke aus den Beständen der Bibliothek des Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt, der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz sowie privaten Sammlungen..

Das endgültige Programm wird Ende März bekanntgegeben.
Aufgrund der begrenzten räumlichen Kapazitäten werden alle Interessenten gebeten, sich bei der u.g. Adresse anzumelden. Alle angemeldeten Teilnehmer werden per E-Mail rechtzeitig über den Stand der Planung informiert.

Programm

Kontakt

Daniel Hohrath M. A.

Berkheimerstrasse 50
73734 Esslingen am Neckar
++49-711-381675

Daniel.Hohrath@t-online.de


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