Vermittlung von DDR-Geschichte in Frankreich und Deutschland

Vermittlung von DDR-Geschichte in Frankreich und Deutschland

Veranstalter
Université Paris 3 - Sorbonne Nouvelle Institut d'Allemand d'Asnières Dr. Catherine Fabre, Dr. Elisa Goudin, Dr. Carola Hähnel-Mesnard
Veranstaltungsort
Institut d'Allemand d'Asnières
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
25.11.2004 - 26.11.2004
Deadline
15.04.2004
Website
Von
Carola Hähnel-Mesnard

Vermittlung von zeitgeschichtlichem Wissen am Beispiel der DDR

Das folgende Projekt geht von einer einfachen Feststellung aus: unter den Studierenden fand in den letzten Jahren ein Generationswechsel statt, der es erforderlich macht, im Bereich der französischen Germanistik Überlegungen zur Vermittlung von geschichtlichem und landeskundlichem Wissen über die jüngste Vergangenheit anzustellen. Ein zeitgeschichtlich wesentliches Ereignis wie der Fall der Berliner Mauer 1989 zeigt, dass eine Generation, die – trotz ihres geringen Alters – noch direkt von diesem Ereignis berührt wurde (Parallelvermittlung von Wissen durch Schule und Familie, Resonanz in den Medien), von einer neuen Generation abgelöst wurde, die zu dieser Epoche keine direkte Verbindung mehr hat.

Angesichts dieser Tatsache erscheint eine Hinterfragung der pädagogischen Ansätze im Rahmen der germanistischen Hochschulausbildung im Bereich deutsche Geschichte und Landeskunde notwendig. Welche Aspekte der Geschichte der DDR und der BRD müssen berücksichtigt werden, um die gegenwärtigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Spannungen und Debatten in Deutschland zu verstehen und dabei die Besonderheiten der neuen Bundesländer zu erfassen? Wie können Kenntnisse über die DDR vermittelt werden, die zu einem Bereich der Zeitgeschichte gehört, dessen kognitiver Rahmen von dem der westlichen Gesellschaften abweicht.

Mit welchen Mitteln kann die Lehre auf die Stereotypen des „discours social“ (Marc Angenot) reagieren, die von den Medien transportiert werden, welche vermutlich die wichtigste Informationsquelle der jungen Studierenden zu diesem Thema sind (mit Ausnahme des Schulunterrichts, dessen Rolle zu untersuchen ist). Dieser „discours social“ über die DDR steht in Diskrepanz zur Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung. Er blieb lange den Totalitarismustheorien verhaftet, die die Nach-Wende-Geschichtsschreibung beherrschten und kippt gegenwärtig mit dem übermediatisierten Phänomen der „Ostalgie“ ins Gegenteil um, wobei dadurch neue Hindernisse für das Geschichtsverständnis entstehen. Hingegen stützt sich ein Großteil der DDR-Forschung seit circa zehn Jahren auf die Sozial- und Alltagsgeschichte, um die Gesellschaft mit ihren Spielräumen und individuellen Verhaltensweisen gegenüber dem Herrschaftsanspruch zu hinterfragen. In diesem Sinne könnte ein pädagogischer Ansatz, der sich auf diese jüngeren, auf konkreten individuellen und kollektiven Erfahrungen basierenden Theorien stützt, eine Vermittlung von Geschichte ermöglichen, die zur Rationalisierung des historischen Wissens angesichts der „Meinung“ beiträgt.

Fragestellungen

1. Bestandsaufnahme: die DDR in Lehre und Forschung in Frankreich und Deutschland
2. Welcher Platz soll der DDR in der Hochschulausbildung zukommen, vor allem bei der Ausbildung von Geschichts- und Deutschlehrern, die künftig die Vermittlung von Wissen über die DDR leisten müssen? Welche Themen müssen in Betracht gezogen werden, um die aktuellen Probleme in Deutschland zu verstehen? Was kann unter einem komparatistischen Gesichtspunkt (BRD-DDR-Frankreich) berücksichtigt werden?
3. Welche wissenschaftlichen Ansätze über die DDR sollten bevorzugt werden (Geschichte, Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Kulturgeschichte)? Welches pädagogische Material könnte benutzt werden? Was können Literatur und Kunst (Kino, Photographie, Theater, bildende Kunst, Musik) bei der Geschichtsvermittlung leisten?
4. Modalitäten der Vermittlung: wie kann die unterschiedliche Logik der Systeme, vor allem des Gesellschaftsprojekts der DDR, dessen Auswirkungen auf das Alltagsleben und sein Funktionieren, auf die Vorstellungen und Denkmuster, bewusst gemacht werden? Wie kann diese Geschichte verständlich gemacht werden? Was kann zu einer Kritik der Stereotypen beigetragen werden?
5. Erarbeitung eines pädagogischen Modells als Lehrmittel

Programm

Kontakt

Carola Hähnel-Mesnard
Université Paris 3
Institut d'Allemand
94 avenue des Grésillons
F - 92600 Asnières

carola.haehnel@wanadoo.fr