Wiss. Kolloquium zur Ägyptenrezeption und Ägyptenreisen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Wiss. Kolloquium zur Ägyptenrezeption und Ägyptenreisen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Veranstalter
Kooperation der Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, mit dem Fachbereich Kunstgeschichte der TU Dresden
Veranstaltungsort
Residenzschloss, Hans-Nadler-Saal
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.05.2014 - 23.05.2014
Von
Ute Thomas

Einen wichtigen Ausgangspunkt nahm das neuzeitliche Interesse Europas an Ägypten in der so genannten „Ägyptischen Expedition“ Napoleons (1798–1801). Der von zahlreichen Wissenschaftlern,
Ingenieuren und Künstlern begleitete Feldherr und spätere französische Kaiser hatte nach seiner Ankunft in Kairo mit der Gründung des Institut d’Égypte einen wichtigen Grundstein für die
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Land am Nil und seiner jahrtausendealten Kultur gelegt. Die zunehmend systematische Erforschung und die damit einhergehende Popularisierung Ägyptens beförderten im frühen 19. Jahrhundert eine regelrechte Ägyptomanie, die sich von Frankreich über ganz Europa ausbreitete. Nach ersten Einflüssen auf das Kunstgewerbe und die Architektur fand sie bald in nahezu allen Bereichen der europäischen Kunst und Kultur ihren Niederschlag.

Stärker durch das zeitgenössische islamische Ägypten geprägt war dagegen die Orientmalerei des 19. Jahrhunderts, deren
unterschiedliche Facetten von kolonialistischen Sichtweisen über die Fokussierung erotisch konnotierter Inhalte bis hin zu modernen ethnografischen Perspektiven reichten.

Mit der Erschließung von Reiserouten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Ägypten zu einem beliebten Ziel auf der Grand Tour westlicher Bildungsbürger, vermutete man hier doch die Wiege der abendländischen Kultur. Spektakuläre archäologische Ausgrabungen, wie 1912 der Fund der Büste der Nofretete in Amarna oder die Öffnung des Grabes von Tut-anch-Amun 1922, steigerten im frühen 20. Jahrhundert nochmals die Ägyptenbegeisterung in Europa. Zugleich zog es nach 1900 auch Künstler in das einstige Reich der Pharaonen, die mit der traditionellen Orientmalerei brachen und sich von der Begegnung mit dem Land und seiner Kultur Anregungen für ihre modernen Bildauffassungen versprachen.

Populärwissenschaftliche Publikationen und Reiseberichte schürten diese Erwartungen zusätzlich. Mit Max Slevogt und Paul Klee reisten 1914 und 1928/29 zwei Künstler nach Ägypten, die aufgrund der Verschiedenheit ihrer individuellen Zugänge zwei Paradigmen bildkünstlerischer Ägyptenrezeption der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellen. Bei dem Impressionisten Slevogt führten unmittelbare Eindrücke von der Landschaft und dem Leben der Menschen zu einem wahren Schaffensrausch vor Ort. Der Bauhaus-Lehrer Klee, den die ägyptische Kultur schon früh in ihren Bann zog, suchte hingegen in der Begegnung mit dem Land vor allem neue gedankliche Impulse, die erst nach der Reise sein Schaffen entscheidend prägen sollten.

Im Rahmen der Ausstellung „Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee“ richten die Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, Galerie Neue Meister, in Kooperation mit dem Fachbereich Kunstgeschichte der Technischen Universität Dresden ein zweitägiges Kolloquium unter dem Titel „Imagination und Anschauung – Ägyptenrezeption und Ägyptenreisen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts“ aus. Es findet am 22. und 23. Mai 2014 im Hans-Nadler-Saal des Dresdner Residenzschlosses statt und beschäftigt sich mit der Ägyptenrezeption der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Die Vorträge behandeln Themen aus den Bereichen der Kunst- und Kulturgeschichte, Foto und Film, der Ägyptologie sowie der Literaturwissenschaft. Dabei sollen fachspezifische wie fächerübergreifende Aspekte und Perspektiven der Rezeption zwischen dem Orientalismus des 19. Jahrhunderts und der Moderne herausgearbeitet werden.

Kooperation der Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, mit dem Fachbereich Kunstgeschichte der TU Dresden

Förderung durch Herrn Henry H. Arnhold, New York

Informationen:
Ute.Thomas@skd.museum

Programm

22. Mai 2014
–Ägyptenrezeption in Deutschland

9.30 Uhr:
Begrüßung durch Hartwig Fischer, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und Matthias Klinghardt,
Dekan der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden

Moderation: Andreas Dehmer

10 Uhr:
Der neue Zugang zum Alten Ägypten: Wichtige Grabungen und ihre Funde im Spiegel der Öffentlichkeit bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts
(Friederike Seyfried, Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung)

Kaffeepause

11 Uhr:
Dichterische Metamorphosen – Altägypten als weltanschauliche und ästhetische Projektionsfläche bei Thomas Mann und Rainer Maria Rilke (Alfred Grimm, Bayerisches Nationalmuseum München)

11.30 Uhr:
Palmen, Pyramiden und Paläste. Die filmische Ägypteninszenierung von 1910 bis 1928
(Diana Fragata, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

Mittagspause

Moderation: Henrik Karge

14 Uhr:
Ägypten als Marke - Rezeptionen in der Bildwerbung
(Judith Blume, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt)

14.30 Uhr:
DIE PLASTIK DER ÄGYPTER in Bildern der Moderne: eine „unvergleichliche Schule des Flächenstils“ und ihre mediale Vermittlung
(Andreas Dehmer, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

Kaffeepause

15.30 Uhr:
„Wenn die Bildhauerwerke der Ägypter von Sonne durchglüht scheinen …“ – Ägypten in der Skulptur des frühen 20. Jahrhunderts
(Astrid Nielsen, Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

16 Uhr:
Die Rezeption der altägyptischen Baukunst in der deutschen Architektur (1900-1933)
(Maxi Schreiber, Freie Universität Berlin)

Abendvortrag

18:30 Uhr:
Ägyptenbilder seit der Antike und ihr Fortbestehen. Rezeptionsgeschichte zwischen Ägyptologie und Orientalismus
(Florian Ebeling, Universität Heidelberg)

23. Mai 2014
–Künstlerreisen

Moderation: Susanne Hoppe

10.00 Uhr:
Realismus und Imagination – Ägypten in der Orientmalerei des 19. Jahrhunderts
(Henrik Karge, Technische Universität Dresden)

10.30 Uhr:
Inszenierte Wirklichkeit. Die „Entdeckung“ Ägyptens in der Fotografie
(Hildegard Frübis, Humboldt-Universität zu Berlin)

Kaffeepause

11.30 Uhr:
Mit dem Skizzenbuch auf Reisen. Max Slevogts Aquarelle und Zeichnungen aus Ägypten
(Heike Biedermann, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

Mittagspause

Moderation: Heike Biedermann

13.30 Uhr:
„Ist Reisen – Suchen?“ Ägyptenreisen deutscher Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
(Karin Rhein, Museum Georg Schäfer Schweinfurt)

14 Uhr:
Paul Klee in Nordafrika. Die Bedeutung der Reisen für das
künstlerische Schaffen
(Anette Kruszynski, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf)

14.30 Uhr:
Reisen im postikonographischen Zeitalter: Paul Klee und Ägypten
(Frank Zöllner, Universität Leipzig)

Kontakt

Ute Thomas

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister, Tzschirnerplatz 2, 01067 Dresden

ute.thomas@skd.museum

http://www.skd.museum/de/forschung/forschung-aktuell/
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Deutsch
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