Gender in Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht. Die Praktikabilität theoretischer Perspektiven

Gender in Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht. Die Praktikabilität theoretischer Perspektiven

Veranstalter
Nadja Bennewitz M.A., Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer, Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltungsort
St. Paul, Dutzendteichstr. 24, 90478 Nürnberg
Ort
Nürnberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2014 - 15.11.2014
Deadline
19.05.2014
Von
Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Die Diskussion über die Implementierung von "Geschlecht als mehrfach relationale historische Kategorie" in Geschichtsdidaktik, in schulischer wie außerschulischer Vermittlung von Geschichte ist in den letzten Jahren intensiviert und erweitert worden. Die Entwicklung von diesbezüglichen geschichtsdidaktischen Theorien hat sich differenziert, ist kontroverser und vielfältiger geworden.
Um seit der Jahrtausendwende nur wenige Marksteine aufzuzählen, seien der Jahrgang 2004 der Zeitschrift für Geschichtsdidaktik mit dem Schwerpunktthema "Gender und Geschichtsdidaktik" genannt, in dem die einschlägig mit dem Thema vertrauten GeschichtsdidakterInnen den Stand der Forschung wiedergaben. Es folgte 2007 Brigitte Dehne mit ihrem Band "Gender im Geschichtsunterricht", der als Handlungshilfe für Lehrkräfte umfangreiche Materialien und Hinweise für die konkrete Umsetzung in der schulischen Alltagspraxis anbot und drei Jahre später präsentierten Muttenthaler und Wonisch ihre Ergebnisse über "Rollenbilder im Museum" und vertieften damit den Diskurs über Gender und Geschichtskultur. Ebenfalls 2010 kooperierte Bea Lundt mit der Fachdidaktik Deutsch auf einer Tagung an der Akademie der Diözese Rottenburg Stuttgart zum Thema "Lehramtsausbildung und Geschlecht", bei der neue Perspektiven im Dialog zwischen Genderforschung und Fachdidaktik erörtert wurden. Die Tagung, deren Ergebnisse in der Reihe "Historische Geschlechterforschung und Didaktik. Ergebnisse und Quellen" erschienen, gilt als "lohnender Anfangspunkt im Dialog", dem "in Zukunft mehr Austausch, mehr Forschung und mehr Öffentlichkeit" zu wünschen wäre, so der Tagungsbericht auf H-SOZ-KULT.

Die Beurteilung allerdings, ob die Ergebnisse der Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie der Geschichte der Männlichkeiten mittlerweile in den "Mainstream" der didaktischen Forschung eingegangen seien, muss verhalten ausfallen. Während Brigitte Dehne und Christoph Kühberger das Fehlen beklagen, resümiert Martin Lücke, dass zumindest quantitativ "Gender" in geschichtsdidaktischen Veröffentlichungen und Diskursen angemessen vertreten sei – obwohl der Forderung, Geschlechtsbewusstsein als eine Dimension des Geschichtsbewusstseins aufzunehmen, nicht nachgekommen worden sei und eine Schärfung der Kategorie wünschenswert wäre.
Aussagekräftig ist in diesem Zusammenhang wohl auch, dass die Fachzeitschrift Geschichte in Wissenschaft und Unterricht in diesem Jahr 2014 das Thema "Geschlechtergeschichte" aufgreift und im Editorial vermerkt, man wolle mit dieser Schwerpunktsetzung der Kritik mangelnder Aufmerksamkeit für Geschlechtergeschichte durch Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht entgegenwirken.

Dieses Vorhaben gilt es nun weiterzuführen. Anknüpfend an den aktuellen Stand von Gender in der Geschichtsdidaktik möchte die Tagung den Dialog zwischen geschichtsdidaktischer Theorie und praktischer Umsetzung aufgreifen und folgende Fragestellungen reflektieren:
Haben die bisherigen Theorien eines gender-sensiblen Umgangs mit Geschichte in der allgemeinen Geschichtsvermittlung Niederschlag gefunden? Ist Geschlechtergeschichte integraler Bestandteil des bundesdeutschen Geschichtsunterrichts? Auf welche Unterrichtskonzeptionen, neuere Quellen- und Materialsammlungen können sich diesbezüglich Lehrkräfte stützen? Gibt es ein geeignetes gender-sensibles Instrumentarium zur Behandlung und Analyse geschichtskultureller Phänomene?

Unter diesen Leitfragen sollen innovative, der Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie der Geschichte der Männlichkeiten verpflichtete theoretische Konzepte und an der Praxis orientierte Modelle vorgestellt werden. Gewünscht sind Beiträge zu forschungstheoretischen Ansätzen, zu konkreten, theoretisch rückgekoppelten Fallbeispielen sowie zu dem Themenkomplex Gender und Geschichtskultur.
Die Tagung ist Epochen übergreifend ausgerichtet, willkommen sind auch Beispiele jenseits der nationalen und europäischen Geschichte.

Folgende Fragestellungen und Themen sind denkbar:

Forschungstheoretische Ansätze:
- Auf welche Weise kann die Kategorie Gender für die Orientierungsfunktion von Geschichte nutzbar gemacht werden?
- Geschichtsbewusstsein und Geschlechtsidentität(en) – ist die Diskussion über das Geschlechtsbewusstsein als Dimension des Geschichtsbewusstseins abgeschlossen?
- Wie lässt sich die Kategorie Gender in die theoretische Fundierung von Unterrichtsprinzipien wie bspw. Multiperspektivität, Fremdverstehen oder Gegenwartsbezug einbinden?

Unterricht konkret:
- Wie können konkret Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit in historischer Perspektive hinterfragt werden?
- Welche neuen Umsetzungsmöglichkeiten gibt es, Frauen und Männer gleichermaßen in geschichtlichen Prozessen darzustellen?
- Wie kann der Wandel historischer Weiblichkeits- und Männlichkeitsbilder verstehbar veranschaulicht werden?
- Anhand welcher greifbarer Beispiele lassen sich hegemoniale und alternative Männlichkeiten im Geschichtsunterricht diskutieren und behandeln?
- Wie ist die Geschichte der Männlichkeiten in ein Curriculum integrierbar?
- Anhand welcher konkreten Unterrichtsbeispiele kann der Zusammenhang von Geschlecht und Politik behandelt werden?
- Stichwort Forschungsansätze zur Auflösung und Konterkarierung der modernen, dichotomen Zweiteilung der Geschlechter: Wie lassen sich diese in das Unterrichtsgeschehen integrieren?

Geschichtskultur:
- Welches sind mögliche genderspezifische und geschlechtlich konnotierte Orte des Erinnerns / des kollektiven / des kulturellen Gedächtnissen und wie können diese unterrichtspraktisch nutzbar gemacht werden?
- Wie lassen sich außerschulische Lernorte wie bswp. das Archiv und das (Kunst-)Museum geschlechtergeschichtlich erschließen und nutzen?
- Gibt es anschauliche, fassbare Konzeptionen zur Begehung und Erkundung historischer Stätten in geschlechtergeschichtlicher Perspektive?

Neben universitären WissenschaftlerInnen soll sowohl ReferentInnen aus der schulischen Praxis als auch aus geschichtskulturellen Einrichtungen das Podium geboten werden, um theoretische Ansätze mit best-practice Beispielen zu koppeln. Ebenso sollen Studierende der Geschichtsdidaktik ermuntert werden, ihre Qualifikationsarbeiten vorzustellen.

Für die Vorträge ist eine Dauer von ca. 30 Minuten vorgesehen.
Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist geplant.
Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Fahrtkosten werden übernommen.

Bitte senden Sie Ihr Abstract (max. 3000 Zeichen) und eine Kurzbiografie (1/2 Seite) bis zum 19. Mai 2014 als PDF oder als Word-Dokument unter dem Stichwort "Gender & Geschichtsdidaktik 2014" an nadja.bennewitz@fau.de

Programm

Kontakt

Nadja Bennewitz

Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte, Department Fachdidaktiken
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg
0911-286594

nadja.bennewitz@fau.de

http://www.geschichtsdidaktik.ewf.uni-erlangen.de/
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung