Der militärisch-medizinische Komplex in der Frühen Neuzeit: Zum Verhältnis von Militär, Medizin, Gesellschaft und Staat

Der militärisch-medizinische Komplex in der Frühen Neuzeit: Zum Verhältnis von Militär, Medizin, Gesellschaft und Staat

Veranstalter
Prof. Dr. Jutta Nowosadtko / Dr. Sebastian Pranghofer, Geschichte der Frühen Neuzeit, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr, Hamburg
Veranstaltungsort
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.11.2014 - 08.11.2014
Deadline
22.04.2014
Von
Sebastian Pranghofer

Diese Konferenz befasst mit dem Verhältnis von Militär, Medizin, Gesellschaft und Staat in der Frühen Neuzeit in international vergleichender Perspektive Das Militärmedizinalwesen war ein integraler Bestandteil militärischen Planens und ein attraktives Tätigkeitsfeld für frühneuzeitliche Ärzte und Chirurgen. Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich vor allem britische und nordamerikanische MedizinhistorikerInnen mit der Militärmedizin vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. (z. B. Cook, Brockliss/Jones, Hudson, Storrs, Ackroyd et al). Ein Großteil dieser Forschung beschränkt sich jedoch auf die britischen Armeen und Flotten. Die medizinische Versorgung in anderen frühneuzeitlichen Armeen hat bisher wesentlich geringere Beachtung gefunden.

HistorikerInnen haben immer wieder auf die dynamisierenden Effekte der anwachsenden Militärverwaltung in der Frühen Neuzeit hingewiesen. Der sich formierende “fiscal-military/naval state” hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die medizinische Versorgung von kranken und verwundeten Soldaten und Matrosen (z. B. Charters, Neufeld). Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ist bei den europäischen Armeen die Herausbildung eines immer ausgefeilteren und zentralisierten Militärmedizinalwesens zu beobachten. Dieses System bestand sowohl aus temporär eingerichteten Feldhospitälern, als auch aus ständigen Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung. Es wurde zu einem integralen Bestandteil der Militärverwaltung und brachte eigene Experten mit einem spezialisierten Wissensbestand hervor.

Die Auswirkungen dieses militärisch-medizinischen Komplexes beschränkten sich nicht auf die Militärbevölkerung. Militärmedizin entwickelte sich zu einer eigenständigen Disziplin, und Experten in dem Feld wurden in das Gesundheitswesen der sich herausbildenden frühneuzeitlichen Staaten integriert. Die Ausbildung von Militärchirurgen und –Ärzten wurde standardisiert, und Heilkundige mit einem militärischen Hintergrund nutzten ihre Erfahrung, um in Friedenszeiten ihre Karriere voran zu bringen und auf öffentliche Ämter zu gelangen. Die spezifischen Erfordernisse der Militärmedizin trugen zur Entwicklung von neuen Technologien des systematischen Aufzeichnens klinischer Beobachtungen und dem Führen von Patienentenjournalen und Patientenlisten bei. Die Fähigkeiten von Militärärzten, -Chirurgen und -Beamten, große Patientengruppen zu verwalten und Strategien zur Prävention und Behandlung von Krankheiten innerhalb einer größeren Gruppe zu entwickeln, trug zur Herausbildung eines öffentlichen Gesundheitswesen bei, das nicht nur darauf abzielte, den Gesundheitszustand von Individuen, sondern einer Gesamtpopulationen zu beeinflussen. Auf diese Weise spielte die Militärmedizin eine Schlüsselrolle bei der Formierung von Bevölkerungspolitik und Biomacht im 18. Jahrhundert.

Wir laden Beiträge zu allen Bereichen frühneuzeitlichen Militärmedizinalwesen ein. Mögliche Themen wären zum Beispiel
- die Administration und Behandlung von Patienten in den (Feld-)Lazaretten,
- die operationale Bedeutung der Feldmedizin,
- die Institutionalisierung des Militärmedizinalwesens,
- die Ausbildung, Unterweisung und Karrierewege im Militärmedizinalwesen
- das Verhältnis zwischen militärischem und zivilem Medizinalwesen
- die Bedeutung der Militärmedizin für die Wissensproduktion
- die Erfahrung von Krankheit, Verwundung und Invalidität

Die Publikation eines Sammelbandes auf Grundlage der Konferenzbeiträge ist beabsichtigt. Die Konferenz wird am 7. und 8. November 2014 in an der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg (Universität der Bundeswehr) stattfinden. In beschränktem Umfang können Reisekosten übernommen und Unterkünfte bereitgestellt werden. Für DoktorandInnen besteht die Möglichkeit sich um ein Reisestipendium der Society fort he Social History of Medicine (SSHM) zu bemühen. Informationen zu den Bewerbungsvoraussetzungen finden sich auf den Internetseiten der SSHM (http://www.sshm.org/content/conference-bursaries-students). Wenn Sie Interesse daran haben, zur Konferenz beizutragen, schicken Sie bitte Ihren Abstract (200-300 Wörter), zusammen mit biografischer Kurzinformationen und Kontaktdaten bis zum 22. April 2014 per Email an Dr. Sebastian Pranghofer (sebastian.pranghofer@hsu-hh.de) oder per Post an die unten stehende Adresse. Bestätigungsbenachichtigungen werden bis zum 15. Mai versandt. Die Konferenzsprache ist Englisch.

Programm

Kontakt

Geschichte der Frühen Neuzeit
Fakultät Geistes- und Sozialwissenschaften
Dr Sebastian Pranghofer
Postfach 700822
22008 Hamburg
+49(0)40-6542-2365

sebastian.pranghofer@hsu-hh.de

https://web.hsu-hh.de/fak/geiso/fach/his-fnz
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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