Von A nach B - von damals bis heute: Übermittlung und Überlieferung von Briefen (4.-11. Jahrhundert)

Von A nach B - von damals bis heute: Übermittlung und Überlieferung von Briefen (4.-11. Jahrhundert)

Veranstalter
LS für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften, FAU Erlangen-Nürnberg; DFG-ANR-Projekt EPISTOLA. Der Brief auf der Iberischen Halbinsel und im lateinischen Westen. Tradition und Wandel einer literarischen Gattung (4.–11. Jahrhundert)
Veranstaltungsort
Wassersaal der Orangerie, Schlossplatz 1
Ort
Erlangen
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.05.2014 - 24.05.2014
Deadline
09.05.2014
Website
Von
Katharina Götz

Übermittlung und Überlieferung von Briefen sind zwei Seiten derselben Medaille. Doch nicht allein der Brief, der tatsächlich übermittelt wurde, hatte eine Chance überliefert zu werden. Zahlreiche Schreiben, die nicht abgesandt wurden, blieben gerade deshalb erhalten. Damit wird das Dictum „das Wichtigste am Brief im Mittelalter war der Bote“ zwar relativiert, doch es verweist zu Recht auf die besonderen Bedingungen schriftlicher Kommunikation in dieser Zeit, die nicht losgelöst von der körperlichen Präsenz eines Vermittlers stattfinden konnte. Zudem waren Briefe nur Teil eines umfassenden Kommunikationsgefüges, häufig von einer mündlichen Nachricht oder der Übergabe von Geschenken flankiert. Daher wird sich die Tagung sowohl den Boten als auch den performativen Akten widmen, die die Übergabe des Schriftstücks begleiteten. Es gilt beispielsweise nach der Auswahl der Überbringer, ihrem Verhältnis zum Briefschreiber oder Empfänger sowie ihren Befugnissen, die manchmal in Gesandteninstruktionen niedergelegt wurden, zu fragen. Dem Boten kam eine wichtige Rolle zu, da eine geglückte Kommunikation davon abhing, ob er seine Aufgabe erfüllte und ihm Glauben geschenkt wurde. Schon während des Botenganges kam es immer wieder zu Verlusten, sei es durch Schiffbruch, Überfall, Verbrennung oder mutwillige Zerstörung. Wie man in solchen Fällen für Ersatz sorgte und welche Folgen das haben konnte, soll ebenso beleuchtet werden wie die Frage, inwiefern und an welchen Stellen sich verlorene Schreiben wieder entdecken und rekonstruieren lassen.

Sollte ein Brief schließlich sicher an seinem Bestimmungsort angekommen sein, war die Gefahr des Verlustes noch nicht gebannt. Langfristige Überlieferung hing von unterschiedlichen Faktoren ab und wurde meist individuell entschieden. Briefe sind in Handschriften unterschiedlichen Charakters überliefert, wie etwa kanonistischen Sammlungen, Registern oder ‚Privatsammlungen‘ einzelner Personen. Auf der Suche nach dem Anlass, der Funktion und den Ordnungsprinzipien der einzelnen Sammlungen, will die Tagung Fragen nach ihren Kompilatoren, dem Zeitpunkt ihrer Entstehung sowie ihrer Art und ihrem Verwendungszweck nachgehen. Immer wieder finden sich auch Briefe in ‚literarischen‘ Texten, ob als Inserte oder zu Beginn der Schriften. Inwiefern es sich in diesen Fällen noch um Briefe im eigentlichen Sinn handelt, wird an verschiedenen Beispielen aus dem frühen und hohen Mittelalter diskutiert werden. So geraten auch Fragen nach Rezeption und Reichweite der Briefe ins Blickfeld, auf die es im Laufe der Tagung Antworten zu finden gilt.

Der ersten beiden Sektionen der Tagung werden sich vor allem mit den Aspekten der Übermittlung beschäftigen. Hierbei wird zum einen der Fokus auf Boten und Performanz liegen, zum anderen werden Fragen der Verbreitung und des Verlustes von Briefen diskutiert werden, die bereits zum zweiten Teil der Tagung überleiten, der Überlieferung. Diese wird in dritten Sektion anhand verschiedener ‚Sammlungstypen‘ näher betrachtet, bevor in der abschließenden vierten Sektion auf den Zusammenhang zwischen Überlieferung und literarischen Kontexten eingegangen wird.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Wir bitten um Anmeldung bis zum 09. Mai 2014 bei Katharina Götz (katharina.goetz@fau.de).

Programm

Donnerstag, 22.05.
14:00-14:30: Begrüßung (Klaus Herbers, Erlangen/Thomas Deswarte, Angers)

Sektion 1: Übermittlung – Boten und Performanz
14:30-15:15: Vergegenwärtigung. Zur Präsenz des Boten in der brieflichen Kommunikation (Volker Scior, Eichstätt)

15:45-16:30: „Traianus überbringt die Briefe…“ – Oder: Der lange Weg der Dekretalen auf die Iberische Halbinsel (Sabine Panzram, Hamburg)

16:30-17:15: Gesandteninstruktion in der Karolingerzeit – vom Mandat bis zum Kapitular: Die Königsboten als Empfänger und Übermittler königlicher Anweisungen und Ermahnungen (Philippe Depreux, Hamburg)

17:15-18:00: Sendschreiben und Diplomatie. Schriftverkehr zwischen christlichen und muslimischen Herrschern als Medium gegenseitiger Verständigung im 10. Jahrhundert (Ludwig Vones, Köln)

Freitag, 23.05.
Sektion 2: Übermittlung – Verbreitung und Verlust
9:00-9:45: Warum einem Barbaren Briefe schreiben? (Gernot Müller, Eichstätt)

9:45-10:30: Von der Kurie nach Flandern, Bologna und Vallombrosa: Die „Kreuzzugsbriefe“ Papst Urbans II. (Georg Strack, München)

11:00-11:45: Spurensicherung von Kommunikation: verlorene (Papst-)Briefe im spätantiken und westgotischen Spanien (Katharina Götz, Erlangen)

11:45-12:30: Verlust – Veränderung – Ersatz: Beispiele der Briefpraxis im 9. Jahrhundert (Klaus Herbers, Erlangen)

Sektion 3: Überlieferung und Sammlungskontexte
14:00-14:45: Boten und ihre Briefe – Ordnungskategorien in Archiven und Bibliotheken (Veronika Unger, Erlangen)

14:45-15:30: Grundsätzliche Überlegungen zur Überlieferung von Briefen und Briefsammlungen des früheren Mittelalters (Roland Zingg, Zürich)

15:30-16:15: La transmisión de la producción epistolar hispana de la Antigüedad tardía y de época visigoda (Salvador Iranzo Abellán, Barcelona)

16:45-17:30: Le dossier des lettres de Grégoire le Grand vers la Péninsule Ibérique (Bruno Judic, Tours)

17:30-18:15: Sorvegliare e costringere. La coercizione fisica e spirituale in Gregorio Magno e nelle raccolte epistolari dell'alto medioevo (Alberto Ricciardi, Rom)

Samstag, 24.05.
Sektion 4: Überlieferung und literarische Kontexte
8:30-9:15: Les lettres d'évêques romains dans le Liber pontificalis (Dominic Moreau, Strasbourg)

9:15-10:00: Las epístolas entre Braulio e Isidoro en la tradición hispana de las Etymologiae (Ruth Miguel Franco, Universidad de las Baleares)

10:00-10:45: La lettre de Paul à Wamba (672): lettre transmise ou lettre-préambule? (Thomas Deswarte, Angers)

11:15-12:00: Da lettera a prefazione: scambi librari ed epistolari nella cerchia di Eucherio di Lione (Maddalena Sparagna, Cassino)

12:00-12:45: Die Wiederentdeckung der spätantiken Briefsammlungen. Symmachus, Ennodius und Cassiodor im 11. und 12. Jahrhundert (Peter Orth, Köln)

12:45-13:15: Zusammenfassung und Ausblick (Thomas Wetzstein, Rostock)

Kontakt

Katharina Götz

LS Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften, FAU Erlangen-Nürnberg
Bismarckstraße 6, 91054 Erlangen
09131-9525893

katharina.goetz@fau.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Französisch, Deutsch, Spanisch
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