Die sprachliche Ver- und Bearbeitung der Moderne ist in den letzten Jahrzehnten das Thema vieler geschichtswissenschaftlicher Zugänge geworden. Reinhart Koselleck, Werner Conze und andere haben mit der Begriffs- und Konzeptgeschichte vielleicht als erste den Blick für das Thema geschärft. Dietrich Busse, Rolf Reichardt, Willibald Steinmetz, Hans-Jürgen Lüsebrink plädieren, methodisch breiter, für eine „Historischen Semantik“. Michel Foucault hat mit der Diskursgeschichte den Fokus auf Sprache als soziale Handlungsbedingung, als sozial konstruiertes und strittiges, zeitabhängiges Weltwissen gelegt. Was als Begriffsgeschichte, Historische Semantik, Diskursgeschichte seine Deutungskraft für Westeuropa erwiesen hat, wird zunehmend auch als Bereicherung für einen instruktiven Blick auf den südosteuropäischen Raum wahrgenommen.
Das Centrul de Studii Avansate de Istorie, die Şcoala Doctorală Internaţională de Istorie Conceptuală ‚Reinhart Koselleck‘, beide Universitatea de Vest, Timişoara, sowie das Historische Institut der RWTH Aachen (Neuere Geschichte) laden für den 9. und 10. Oktober 2014 zu einer Konferenz an der Universität Temeswar ein. (Junge) Forscher, die Interesses haben am interdisziplinären Dialog zwischen Historikern, Sprach- und Literaturwissenschaftlern, Philosophen und Sozialwissenschaftlern, sind aufgefordert, ihre Bewerbungen einzureichen. Im Mittelpunkt soll die Frage stehen, wie die Moderne sich in der Sprache, den Konzepten, den Diskursen des südosteuropäischen Raumes niedergeschlagen hat, welche lokalen, regionalen, nationalen, transnationalen Brechungen es gab. Hilfreich hierfür könnte ein Blick auf Dichotomien sein wie: lokal – national, national – europäisch, Zentrum – Peripherie, Wir – Ihr, Freund – Feind usw. Genauer geht es um „kulturellen Pluralismus“ und „identitären Code“. Die ausschließliche Orientierung auf „die klassischen Texte“ sollte durchbrochen und statt dessen ein breiter Blick auf die Alltagssprache, Presse, Literatur, Kunst, Musik, Architektur, Essen, Kleidung und deren symbolische Aufladung in den südosteuropäischen Sprachen gelegt werden. Die Aufsätze und Vorträge könnten z.B. die Selbstverortung zwischen Orient und Okzident thematisieren, die sozial-kulturelle Heterogenität oder das Gefühl der Randständigkeit. Weniger erwünscht sind rein politikgeschichtliche Studien, weil (im Unterschied zu den früheren Konferenzen in Temeswar) diesmal gesellschaftsgeschichtliche und kulturgeschichtliche Phänomene im Mittelpunkt stehen sollen.
Erwünscht sind Texte in englischer oder deutscher Sprache, da unmittelbar mit der Konferenz eine Publikation in Rumänien und Deutschland vorgesehen ist. Die Konferenzsprache selbst wird aus pragmatischen Gründen allerdings englisch sein. Bis zum 1. April sollten Interessenten ihr Thema anmelden. Die Texte selbst (35.000 – 40.000 Zeichen, Textverarbeitung) müssen spätestens zum 1. August vorliegen.
Die Autoren der ausgewählten Texte werden zur Konferenz nach Temeswar eingeladen werden (die Kosten für Reise und Aufenthalt werden durch die VW-Stiftung sowie die UEFSISCDI-CNCS übernommen.) Zusätzlich erhält jeder Autor 150.- € Honorar.
Bitte richten Sie ihre Bewerbungen an: istorie.conceptuala@yahoo.com
Für Nachfragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Victor Neumann: victorneumann@hotmail.com
Armin Heinen: Armin.Heinen@post.rwth-aachen.de
Prof. Dr. Victor Neuman (Universitatea de Vest, Timişoara)
Prof. Dr. Armin Heinen (Historisches Institut der RWTH Aachen)