Das Tier in der Rechtsgeschichte

Das Tier in der Rechtsgeschichte

Veranstalter
Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch, Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Veranstaltungsort
Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Karlstraße 4
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.04.2014 - 04.04.2014
Von
Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch

Tiere spielten im Alltag der Menschen vergangener Jahrhunderte eine noch weit größere Rolle als heute. Nutztiere waren ständige Begleiter und Stütze, Wildtiere permanente Bedrohung. Kein Wunder also, dass sich auch das Recht stets intensiv mit den Tieren befasste. Von den frühmittelalterlichen Stammesrechten über den berühmten „Sachsenspiegel“ (um 1230) bis hin zum Preußischen Landrecht (1794): Fast alle bedeutenden Rechtstexte enthalten zahlreiche Regelungen über Tiere. Vor Gericht wurden Tiere mal wie Menschen behandelt – und wegen begangener Straftaten zum Tode verurteilt. Mal wurden sie als bloßes Eigentum angesehen, mit dem der Halter nach Belieben verfahren durfte – aber auch für Schäden Dritter haften musste. Seltener wurden Tiere als Mitgeschöpfe anerkannt, die Schutz vor Gewalt und Missbrauch verdienten. Von den Pferden im Straßenverkehr bis hin zum „Asyl“ für Almkühe, die vom Schnee überrascht wurden, von am Galgen gehenkten Hunden bis hin zum Löwen als Wappentier: Die interdisziplinäre Tagung will die bislang wenig beleuchtete Rolle der Tiere in der Rechtsgeschichte in ihrer Buntheit und Vielfalt beleuchten. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf dem im Recht abgebildeten Verhältnis von Mensch und Tier liegen.

Programm

Tagungsbeginn am 2. April 2024 um 10.30 Uhr.

2. April, 10.30 Uhr: Grußworte.

1. Sektion: Zum Umgang mit Tieren – eine interdisziplinäre Annäherung

11.00 Prof. Dr. med. Wolfgang U. Eckart, Universität Heidelberg: Philosophisch-kulturgeschichtliche Aspekte der Tier-Mensch-Beziehung aus medizinisch-historischer Perspektive

11.45 Prof. Dr. phil. Anja Lobenstein-Reichmann, Universitäten Göttingen und Prag: Zur Tier-Metapher im Recht

12.30 Prof. Dr. iur. Dres. h.c. Friedrich-Christian Schroeder, Universität Regensburg: Geschichte der Strafbarkeit von Tierquälerei

13.15 Mittagspause

2. Sektion: Zur Rolle der Tiere in ausgewählten Rechtsquellen

14.30 Dr. phil. Hans Höfinghoff, Ennepetal: Tiere in den frühmittelalterlichen Leges. Aus Sicht der historisch-philologischen
Bezeichnungsforschung

15.15 Dr. iur. Dietlinde Munzel-Everling, Wiesbaden: Tierdarstellungen in den Sachsenspiegel-Bilderhandschriften

16.00 Kaffeepause

16.30 Prof. Dr. phil. Michael Prosser-Schell, Universität Freiburg: Zur Rolle des Tiers in den Weistümern

17.15 Prof. Dr. iur. Inge Kroppenberg, Universität Göttingen: Römische Tierprozesse? Rechtskulturelle Aspekte der damnatio ad bestias

3. Sektion: Zivil- und öffentlich-rechtliche Aspekte im Umgang mit Tieren in Land und Stadt

3. April, 9.00 Prof. Dr. iur. Dr. hc. mult. Andreas Wacke, Universität Köln: Der Vogel Strauß als Beispiel für Gesetzesanalogie – ein Phantasma? Grenzfragen bei der römischen Tierhalterhaftung

9.45 Prof. DDr. Martin P. Schennach, Universität Innsbruck: Jagdrecht, Wilderei und „gute Policey“. Normative Ordnungsvorstellungen in der Frühen Neuzeit

10.30 Kaffeepause

11.00 Prof. Dr. iur. Hans-Georg Hermann, Universität München: Die Stellung der Tiere im Almrecht

11.45 Prof. Dr. phil. Kurt Andermann, Generallandesarchiv Karlsruhe und Universität Freiburg: Das Huhn im Recht. Zinshühner im Spiegel der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Überlieferung

12.30 Mittagspause

4. Sektion: Tiere im Strafrecht: „Täter“, „Opfer“ und „Objekt“

14.30 Prof. Dr. phil. Peter Dinzelbacher, Universität Wien: Tierprozesse und Tierstrafen

15.15 Prof. Dr. iur. Stephan Meder, Universität Hannover:
Hängen von Hunden (mit Ausblick in die Spätzeit)

16.00 Kaffeepause

16.30 Prof. Dr. phil. Francisca Loetz / Dr. phil. Aline Steinbrecher, Universität Zürich: Wenn Sodomie Bestialität ist. Tierische
Kriminalität im frühneuzeitlichen Zürich

17.15 Prof. Dr. iur. Wolfgang Schild, Universität Bielefeld: Tiere und Hexerei

18.30 Stadtführung „Das Tier in der Stadt“ -

5. Sektion: Tiere und Recht in Sprache und Kunst

4. April, 9.00 Prof. Dr. phil. Georg Scheibelreiter, Universität Wien: Tiersymbolik in der Heraldik

9.45 Prof. Dr. phil. Johannes Tripps, HTWK Leipzig: Tierdarstellungen in rechtlichen Kontexten aus kunsthistorischer Sicht

10.30 Kaffeepause

11.00 Prof. Dr. theol. Martin Jung, Universität Osnabrück: „Der Umgang mit den Tieren als Thema der frühneuzeitlichen protestantischen Theologie“

11.45 Dr. phil. Jana Jürgs, Universität Bremen: „Wo das Löwenfell nicht zureicht, muss man den Fuchspelz anziehen“: Reineke Fuchs im frühneuzeitlichen Diskurs um Recht und Gerechtigkeit

12.30 Mittagspause

6. Sektion: Ein Ausblick auf Europa

14.00 Prof. Dr. iur. Marita Giménez-Candela, Autonome Universität Barcelona: Zur Rechtsgeschichte des Tiers aus spanischer Sicht

14.45 Prof. Dr. Ulrich Kronauer, Universität Karlsruhe: Von der Grausamkeit gegen Tiere – in der französischen und deutschen Aufklärung

15.30 Schlussdiskussion

anschließend Ende der Tagung.

Kontakt

Dr. Andreas Deutsch

Leiter der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch, Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Karlstraße 4, 69117 Heidelberg
06221/54-3271

drw-tagung@adw.uni-heidelberg.de

http://www.deutsches-rechtswoerterbuch.de/aktuell.htm